Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
keine Uhren. Ich konnte Stunden nicht von Tagen
    unterscheiden. Ich hatte keine Möglichkeit, Wochen zu be‐
    rechnen. Ich konnte mich nicht mal darauf verlassen, dass
    meine Körperrhythmen mir eine Vorstellung von der Zeit ga‐
    ben. Bei manchen Mahlzeiten hat Ronnie mich zum Essen ge‐
    zwungen, obwohl ich keine Spur von Hunger hatte. Auf ande‐
    re hat er mich warten lassen, bis ich fast am Verhungern war.
    In dem Tresorraum wusste ich nicht, ob ich ein paar Minuten
    lang gedöst oder stundenlang geschlafen hatte.«
    »Aber er muss doch auch geschlafen haben«, sagte Cora.
    »Wie hat er dich daran gehindert, dich zu entfernen?«
    »Nach dem ersten Mal, als ich in diesem verdammten Bett
    aufgewacht bin, hat er mich nur noch in dem Tresorraum
    schlafen lassen. Wenn er mit mir zusammen war, hat er mir
    niemals den Rücken zugewandt. Er hat mir einen Metallgürtel
    um die Taille gelegt. An dem Gürtel war ein Kästchen befe‐
    stigt, so ähnlich wie die an den Falltüren. Er hat gesagt, wenn
    ich zu fliehen versuchte, könnte er mich in zwei Hälften rei‐
    ßen, selbst wenn ich eine Meile entfernt wäre. Er hat gesagt,
    die Ladung wäre so angebracht, dass sie nach innen losgehen
    würde; auch wenn er im gleichen Raum wäre wie ich, würde
    er selbst dabei nicht verletzt werden.«
    » Wo ist der Gürtel?«, fragte Balenger. Amanda antwortete
    mit einer ratlosen Geste. »Ich weiß es nicht.«
    »Wir müssen ihn finden.« Plötzlich standen seine Nerven
    wieder unter Hochspannung. Balenger zog Kommodenschub‐
    laden heraus und durchsuchte sie. Er hörte, wie Cora sich die
    Garderobe vornahm. Vinnie sah unters Bett.
    »Nichts«, sagte Cora. »Ich sehe in der Krankenstation
    nach.«
    »Und ich nehme den Trainingsraum«, sagte Balenger. »Vin‐
    nie, du nimmst dir den –«
    »Moment mal.« Vinnie starrte nach oben. Er packte einen
    der Bettpfosten und hielt sich an ihm fest, während er auf den
    dekorativen Bettüberwurf stieg. Er streckte sich und spähte
    über die Kante des Betthimmels. »Da ist er. Hab ihn.«
    Amanda sah aus, als würde ihr übel werden, als er wieder
    herunterkam, einen Metallgürtel mit einem daran befestigten
    Kästchen in den Händen. Balenger zog an dem Deckel, bekam
    ihn aber nicht auf. »Verschlossen. Ich kann das Ding nicht…«
    »Ich sehe ihn«, sagte Todd.
    »Was?« Balenger fuhr in Richtung Überwachungsraum he‐
    rum.
    »Der Dreckskerl winkt mir auf einem von den Bildschirmen
    zu.«
    48
    Balenger stürmte in den Überwachungsraum. Die anderen
    folgten. Auf dem untersten rechten Bildschirm, grün gefärbt
    von der Nachtsichtkamera, winkte ihnen ein großer dünner
    Mann mit nichtssagendem Gesicht zu – ein wortloser Will‐
    kommens‐ oder Abschiedsgruß. Amanda begann zu weinen.
    Zumindest sah es so aus, als sei sein Gesicht nichtssagend.
    Es war schwer festzustellen angesichts der Tatsache, dass die
    Augen des Mannes von etwas verdeckt waren, von dem Ba‐
    lenger gefürchtet hatte, dass er es besaß: einer Nachtsichtbrille.
    Im Gegensatz zu der Version, die Todd um den Hals hängen
    hatte, war diese stromlinienförmig, fast elegant – das neueste
    Hightech‐Modell. Er hatte ein schwaches Kinn. Die schmale
    Nase war das Gegenstück zu den schmalen Lippen. Das ba‐
    byweiche Aussehen der Haut ließ die Fältchen auf der Stirn
    und um den Mund wie aufgemalt wirken. Sein grau durchzo‐
    genes Haar hatte bereits eine Stirnglatze freigegeben. Er trug
    einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine konservati‐
    ve gestreifte Krawatte.
    »Er ist immer so angezogen«, sagte Amanda. »Zieht nie das
    Jackett aus. Lockert nie die Krawatte.«
    »Nie?«, fragte Vinnie. »Aber wie hat er dann –«
    »Ich erkenne ihn«, sagte Balenger. »Was?«
    Er wandte sich an Cora und Vinnie. »Der Professor hat ihn
    uns beschrieben. Wisst ihr noch? Ein leergesichtiger Bürokra‐
    tentyp. Mitte fünfzig. Keinerlei Gesichtsausdruck.«
    »Der Typ, der Carlisles Treuhandfonds verwaltet?« Vinnie
    sah verstört aus.
    »Ich habe mehrmals mit ihm geredet, nachdem meine Frau
    verschwunden war. Das Arschloch hat mir erzählt, Diane hät‐
    te an dem Tag, an dem es passiert ist, eine Stunde lang in sei‐
    nem Büro gesessen. Er hat mir ihren Namen in seinem Ter‐
    minkalender gezeigt. Elf Uhr vormittags. Nach diesem Termin
    hatte er eine Verabredung zum Mittagessen, hat er gesagt, und
    er hatte keine Ahnung, wohin sie als Nächstes gegangen ist.
    Aber er nennt sich nicht Ronnie. Der Name, den er

Weitere Kostenlose Bücher