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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Misstrauen erfüllte, aber er hatte
    keine Zeit, Nachforschungen anzustellen.
    Er zählte weiter: achtzehn, neunzehn, zwanzig. Die Luft
    kam ihm kälter vor, als er den vierten Stock erreichte und wei‐
    ter nach unten stieg.
    Störgeräusche drangen knackend aus dem Funkgerät; Ron‐
    nie versuchte, ihn herauszufordern. Fraglos hoffte Ronnie, sei‐
    ne Antwort zu hören und den Klang als Ziel verwenden zu
    können. Aber inzwischen war Balenger zu weit entfernt.
    Er zählte weiter. Fünfundzwanzig. Sechsundzwanzig. Er
    drückte auf die Taste an seinem Funkgerät. Ronnie würde ein
    ähnliches Rauschen hören, das wusste er. »Du bist also noch
    am Leben«, sagte die Stimme. Obwohl Balenger das Funkgerät
    so leise wie möglich eingestellt hatte, verstärkte das Echo des
    Treppenschachts die Worte. »Ich hatte mich gefragt, ob ich
    dich getroffen habe.«
    Das Licht der Stirnlampe kreiste Schwindel erregend auf
    der Wendeltreppe. Balenger erreichte den dritten Stock und
    tastete die Schatten vor ihm weiterhin mit dem Hammer ab.
    Rauschen.
    Balenger drückte auf die Sendetaste und hielt sich das
    Funkgerät direkt an den Mund, legte eine Hand darüber, ver‐
    suchte, das Echo des Treppenschachts zu eliminieren.
    »Carlisle hatte Agoraphobie. Ich habe mich die ganze Zeit
    gefragt, warum ein Mann, der sich entsetzlich davor fürchtet,
    im Freien zu sein, das Hotel verlässt und sich am Strand er‐
    schießt.« Siebenundvierzig. Achtundvierzig. »Es hat keinen
    Sinn ergeben. Aber jetzt verstehe ich es. Irgendetwas anderes
    hat ihm noch mehr Angst gemacht.«
    Balenger war sich sicher, dass er die Fünfzig hinter sich ha‐
    ben musste. Vinnie, um Gottes willen, tu, was ich dir gesagt
    habe!
    »Ich habe ihm nichts getan«, sagte die Stimme. »Du warst
    ihm kein guter Sohn.«
    »Deine Stimme hört sich anders an.« Balenger stellte sich
    vor, wie Vinnie seine Anweisungen befolgte, den Lauststärke‐
    regler seines Funkgeräts hochdrehte und es auf den Boden
    legte. Er stellte sich vor, wie Ronnie nach oben sah, in die Rich‐
    tung von Balengers plötzlich viel lauterer Stimme. Unvermit‐
    telt hörte er das Krachen eines Gewehrschusses aus dem
    Funkgerät dringen. Er horchte angespannt auf das ferne Ge‐
    räusch einer Handfeuerwaffe, die ihrerseits abgefeuert wurde.
    Aber Donner rollte durch das Hotel und hallte im Treppen‐
    schacht wider, und er hörte nichts anderes, nicht einmal das
    Rauschen seines Funkgeräts. Der Atem gefror ihm in der
    Brust, als der Hammer die Luft durchschnitt und plötzlich auf
    Widerstand stieß. Er ging in die Knie, sah Blut auf den Stufen
    und leuchtete sie mit der Stirnlampe ab. Da war er – ein straff
    gespannter Draht. Durch das dunkle Blut daran konnte man
    ihn fast nicht von den Schatten ringsum unterscheiden.
    Er legte sich auf den Rücken und schob sich unter dem
    Draht hindurch. Dann stand er wieder auf. Ein weiterer
    Schwall von Störgeräuschen drang aus dem Funkgerät, aber er
    ignorierte es, schwenkte den Hammer vor sich durch die Luft,
    um mögliche andere Drähte zu finden, und stieg weiter in die
    Dunkelheit am Fuß der Treppe hinab.
    Jetzt gestattete er sich, einen Gedanken in Erwägung zu
    ziehen, den er bisher vermieden hatte. Was, wenn Ronnie
    mehr als nur das Funkgerät genommen hatte? Was, wenn er
    auch die Nachtsichtbrillen mitgenommen hatte, damit kein
    anderer sie verwenden konnte? Dann haben wir nicht mehr
    viele Möglichkeiten, dachte er. Zum Teufel, vielleicht haben
    wir dann gar keine mehr. Geh, sagte etwas in ihm. Versuch, ei‐
    nen Weg ins Freie zu finden, während Vinnie Ronnie ablenkt. Sie im
    Stich lassen?
    Nicht wirklich. Such einen Weg nach draußen und geh Hilfe ho‐
    len.
    Es gibt keinen Weg nach draußen. Die einzige Möglichkeit, das
    hier zu Ende zu bringen, ist, ihn zu töten.
    Selbst wenn ich es nach draußen schaffe, wohin soll ich dann ge‐
    hen? Zu Fuß? Mitten in der Nacht? In einem Gewittersturm? Ei‐
    nem verlassenen Stadtteil? Ich würde eine Ewigkeit brauchen, um
    eine Polizeiwache zu finden. Vinnie und Amanda könnten bis dahin
    tot sein. Dies ist deine Chance. Blödsinn. Ich lasse sie nicht im Stich.
    Er erreichte den Fuß der Treppe; die Enge machte den Geruch
    nach Tod noch stärker. Der einzelne Lichtstrahl zeigte ihm
    zwei Leichen – Mack und JD, von Blut umgeben, die Kehlen
    durchgeschnitten, die Beine beinahe abgetrennt. Balenger sah
    Fußspuren in dem Blut. Offenbar hatte Ronnie sich genähert,
    sie mit einem Messer

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