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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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umgebracht und das Funkgerät genom‐
    men. Die Fußabdrücke schienen aus einer Wand gekommen
    und wieder in ihr verschwunden zu sein. Offenbar gab es hier
    eine der Geheimtüren, von denen Balenger sicher war, dass sie
    existierten, aber er wusste nicht, wie die Tür sich öffnen ließ.
    Er ging in die Hocke und studierte die halb im Schatten
    verborgenen Leichen. Beide trugen noch die Nachtsichtbrillen.
    Er streckte die Hand aus; dann erinnerte er sich an verminte
    Leichen im Irak und hielt inne, um genauer hinzusehen. Etwas
    war unter Macks linke Seite geschoben.
    Auch JD hatte etwas unter sich liegen. Nicht auffällig. Au‐
    ßer, man war durch die Hölle des Irak gegangen und wusste,
    dass man nichts und niemandem jemals vertrauen durfte. Ir‐
    gendeine Art von Sprengladung. Das Gewicht der Körper war
    der entscheidende Faktor. Wenn Balenger die Körper bewegte,
    würde der Druck vom Detonator genommen werden, und die
    Bomben würden explodieren.
    Er schob sich vor bis zu den Köpfen, kniete im Blut und
    griff unter Macks Schädel, wo er nach dem Band der Brille ta‐
    stete. Vorsicht, warnte er sich selbst. Störgeräusch drang knak‐
    kend aus dem Funkgerät. Balenger schob das Band über
    Macks Kopf; der kahl rasierte Schädel bot keinen Widerstand.
    Er nahm die Brille von den blinden Augen und hängte sie sich
    an den Werkzeuggürtel. Dann holte er Luft, beugte sich vor
    und griff nach JD und dem Band an seiner Brille. In der Ferne
    glaubte er das Krachen eines Gewehrschusses zu hören. Er
    nahm JDs Brille und streifte sie sich selbst über. Er schaltete
    die Stirnlampe aus. Statt der Schatten, die gegen das Licht der
    Stirnlampe ankämpften, sah er jetzt ein grünes Zwielicht, in
    dem alles schwach sichtbar blieb. Seine eigene Atemlosigkeit
    und der Lärm des Sturms erzeugten ein Gefühl, als befinde er
    sich unter Wasser. Jetzt entdeckte er auch einen langen dunk‐
    len Gegenstand. Die Brechstange. Er hob sie auf.
    Er wandte sich um in Richtung Treppe und war im Begriff,
    wieder hinaufzulaufen in das Penthouse. Aber er zögerte und
    drehte sich dem engen Gang zu. Trotz seiner Befürchtungen
    betrat er ihn. Die bessere Sicht, die die Brille ihm verschaffte,
    machte es möglich, bis ganz ans Ende zu sehen.
    Bis ganz ans Ende bis zu dem, was Todd beschrieben hatte:
    die Leiche einer vollständig bekleideten Frau, die an der hinte‐
    ren Wand saß. Zusammengeschrumpft wie eine Mumie. Trotz
    der Grünfärbung durch die Brille war unverkennbar, dass sie
    blondes Haar hatte. Sie hielt eine Handtasche im Schoß und
    schien geduldig darauf zu warten, ihre Reise antreten zu kön‐
    nen. Balenger verabscheute den Gedanken daran, welches
    Entsetzen sie empfunden haben musste. Ihre altmodische
    Kleidung teilte ihm mit, dass sie nicht Diane war, aber das
    Wissen tröstete ihn nicht. Er ging davon aus, dass seine gelieb‐
    te Frau tot war, und doch sehnte er sich danach, mit ihr zu‐
    sammen zu sein, selbst wenn sie leblos war. Im grünen Licht
    bückte er sich und versuchte herauszufinden, wie die Frau
    gestorben war.
    Keine Anzeichen von Gewalt. Falsch, dachte er, als sein
    Blick auf ihren Hals fiel. Kehlkopf und Luftröhre waren nach
    innen gedrückt, die Knochen gebrochen. Sie war erwürgt
    worden. Er war wie gelähmt, bis das Störgeräusch aus dem
    Funkgerät ihn wieder in Bewegung brachte. Er war im Begriff,
    zu Amanda und Vinnie zurückzukehren, aber zuvor legte er
    die Brechstange auf den Boden und griff nach der Handtasche
    der Leiche. Der Stoff war schmutzig und verstaubt. Er legte
    auch das Funkgerät ab, um beide Hände frei zu haben, öffnete
    die Handtasche und holte eine Brieftasche heraus. In der Brief‐
    tasche steckte ein Führerschein. Ein Schaudern erfasste ihn, als
    er den Namen darauf sah. Der Name sagte ihm beinahe alles.
    Er musste zurück. Seine Gedanken wirbelten. Er musste
    Vinnies Rucksack haben. Er schob den Führerschein in die Ta‐
    sche seiner Windjacke; dann griff er nach Brechstange und
    Funkgerät. Donner grollte, als er zu der Wendeltreppe zurück‐
    stürmte.
    Pass auf – der Natodraht!
    Er stocherte mit der Brechstange herum und fand ihn. Er
    schob sich darunter hindurch und rannte weiter aufwärts. Sein
    Arm schmerzte vom Gewicht der Brechstange, die er vor sich
    auf und ab schwenkte für den Fall, dass es Ronnie gelungen
    war, ihm zu folgen und weitere Drähte anzubringen. Er glaub‐
    te, einen fernen Gewehrschuss zu hören und dann eine Pistole.
    Dritter Stock.

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