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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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den Arm. »Erzähl doch mal, was überhaupt bei dir los ist. Es ist ja offensichtlich einiges passiert.«
    »Ja, aber fast nichts Schönes.«
    Widerstrebend begann Mia, die letzten zwei Jahre zusammenzufassen. Stefan war ein aufmerksamer Zuhörer und viel einfühlsamer als sie ihn in Erinnerung hatte. Er war bestürzt, als Mia offen über ihren Totalabsturz sprach und peinlich berührt, als sie erzählte, dass Frank ihn und Mia beobachtet hatte.
    »Du liebe Zeit, und dabei war er neulich so nett zu mir. Er hätte mir ja glatt eine reinhauen können.«
    »Wir haben uns mittlerweile versöhnt. Es hat lange gedauert, aber jetzt ist alles gut. Ich glaube, er trägt dir nicht mal was nach.«
    »Erstaunlich.«
    »Allerdings.«
    Dann erzählte Stefan von sich. Davon, dass er Keutner und Lempe nur wenige Monate nach Mias Rauswurf auch verlassen hatte. - »Da kamen so viele junge Hühner an, das war nicht mehr zu ertragen.« - Danach hatte er kurze Zeit für eine andere Agentur gearbeitet, bis er merkte, dass er grundsätzlich keine Lust mehr auf diese Art von Arbeit verspürte. Er reiste drei Monate durch Asien, dann machte er sich selbstständig. »Ich mache ganz bewusst viel weniger als früher. Ich will mehr Zeit für mich haben, das Geld ist mir egal.«
    Er klang fast ein wenig wie Arthur. Ab vierzig schienen viele Leute ihr Leben neu zu sortieren. Stefans Blick ruhte auf ihr. So warm. So freundlich. Hatte er sie immer schon so angesehen? Kaum zu glauben, wie sie das all die Jahre ignorieren konnte.
    »Habe ich dir eigentlich den Job bei Elbzeug zu verdanken?« Die Frage, welche Rolle Arthur bei dieser seltsamen Geschichte spielte, beschäftigte Mia immer noch. Stefan erinnerte sich nicht sofort, sie musste ihm erst erklären, worum es ging.
    »Stimmt«, sagte er und wühlte in seinen Erinnerungen. »Arthur Kessler kam irgendwann an und fragte mich nach guten Textern.«
    »Und da hast du mich empfohlen?«
    »Nicht direkt. Ich wusste ja nicht, dass du immer noch keinen festen Job hattest. Ich habe Arthur einfach ein paar Namen von Leuten genannt, die schon länger selbstständig sind. Er hat dann zu meiner Verwunderung gefragt, ob ich zufällig eine Mia kenne, die in der Werbung arbeitet. Ich sah keinen Grund, ihm darauf keine Antwort zu geben. Also habe ich gesagt, dass ich eine gewisse Mia Sommer kenne. Ob das die Mia sei, die er meine. Das wusste er allerdings auch nicht. Aber er hat sich deine Mailadresse aufgeschrieben. War es falsch, dass ich sie ihm gegeben habe?«
    »Nein.« Mia lächelte versonnen. Also doch! Sie hatte den Job bei Elbzeug ausschließlich Arthur zu verdanken. Aber inzwischen ärgerte sie sich nicht mehr darüber. Was auch immer Arthur sich selbst damals von dieser Aktion erhofft hatte, für Mias Karriere hatte sich sein Einsatz jedenfalls gelohnt.
    Stefan sah sie prüfend an. »Läuft da was zwischen euch?«
    »Nein, warum?«
    »Du siehst irgendwie so aus.«
    »Na ja, ehrlich gesagt hatten wir mal ganz kurz was miteinander. Aber das ist schon länger vorbei. Arthur ist ein seltsamer Vogel.«
    »Tatsächlich? Ich fand ihn eigentlich immer ganz nett. Ich habe vor Ewigkeiten mal eine Kampagne für eine Bank gemacht, bei der er damals gearbeitet hat. Das war eine gute Zusammenarbeit.«
    »Kann ich mir denken. Im Job ist er garantiert absolut professionell.« Mia wechselte das Thema. »Welche Kooperationsmöglichkeiten siehst du denn für uns?«
    Stefan unterbreitete ihr seine Pläne. Er hatte zwei sehr große Kunden an der Angel. Wenn Mia sie mit übernahm, hätte sie für das nächste Jahr ausgesorgt. Sie schloss die Augen. Wollte sie das wirklich? Sich in erneute Abhängigkeiten begeben und Berufliches mit Privatem vermischen?
    »Glaubst du, dass es eine gute Idee ist, wenn wir wieder zusammenarbeiten? Ich meine, nach allem, was war.«
    Stefans Blick war lang und tief. »Ach, weißt du, mit dir kann ich mir alles vorstellen. Das war schon immer so.«
    Mia wich seinen leuchtenden Augen aus. »Ich glaube, es ist zu kompliziert«, murmelte sie.
    Stefan nahm ihre Hände und umfasste sie sanft. »Nein, ist es nicht. Du musst dich nur trauen.«
    Die Szene auf Roccos Sofa kam ihr in den Sinn. Ich ficke, wen ich will. Auf einmal musste sie lachen. Im Grunde war doch überhaupt nichts kompliziert, sondern alles ganz einfach.
    »Also gut«, sagte sie und erwiderte Stefans Händedruck.
     
    Er brachte sie wieder ins Spiel. Große Kunden, die Geld hatten und bereit waren, es auszugeben. Spannende Aufträge.

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