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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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Das kam überhaupt nicht in Frage. Lieber verzichtete Arthur ganz auf Kinder. Verletzt zog er sich zurück.
    »Ach, komm schon«, lockte Carol ihn, als sie seine Abwehr spürte. »Dann machen wir's halt mit Gummi, ist doch kein Problem.« Sie schob ihre Hand zwischen seine Beine und lächelte triumphierend, als sie spürte, wie er sich regte. Mit einem verführerischen Unterton sagte sie: »Du bist immer so schön wild, wenn du wütend bist. Ich mag das.« Ihr Handgriff wurde fester. »Komm schon, Arthur, zeig mir, wie wütend du bist. Ah – sehr schön!«
    Arthur schloss die Augen. Einen Augenblick lang war er gewillt, sich von ihr mitreißen zu lassen in ein hemmungsloses, ekstatisches Spiel, das sie beide schon so oft miteinander genossen hatten.
    Doch dann dachte er daran, dass sie eigenmächtig entschieden hatte, nicht mehr zu verhüten. Genauso, wie sie eigenmächtig entschieden hatte, wieder nach New York zu gehen. Arthur öffnete seine Augen und entzog sich Carol.
    »Ist mein Held etwa noch nicht sauer genug?«, säuselte Carol. »Muss ich ihn erst noch ein bisschen ärgern?«
    »Lass das!« Arthur richtete sich auf. »Ich habe keine Lust auf diesen Quatsch.«
    Erstaunt zog Carol die Stirn in Falten. Sie nahm Arthurs Ärger nicht richtig ernst. »Du willst doch nicht etwa aufstehen und mit diesem griesgrämigen Gesicht in den Tag gehen? Das geht nicht, da verdirbst du mir ja die ganze Sonntagslaune.« Schmollend schob sie die Unterlippe vor.
    Arthur schwang die Beine aus dem Bett. »Weißt du eigentlich, wie oft wir uns in diesem Jahr gesehen haben?«
    Carol zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht nachgezählt. Aber mir scheint, es kam eine ganze Menge zusammen.« Sie dachte nach und zählte dann mit übertriebenem Ernst auf: »Ostern, der Geburtstag meiner Mutter, unsere Ferien in Europa bei deiner Familie. Und jetzt sind wir gemeinsam hier. Lass mich überlegen. Waren das jetzt insgesamt zehn Tage oder doch schon zwölf?« Sie grinste ironisch.
    »Das ist nicht witzig.« Damit beendete Arthur das Gespräch, stand auf und ging duschen. Seine Verstimmung legte sich dabei nicht.
    Sie ließen sich das Frühstück aufs Zimmer bringen. Carol bemühte sich um einen liebenswürdigen Ton, sie umsorgte Arthur aufmerksam, aber er fühlte sich dadurch nur in die Ecke gedrängt und reagierte mit verdrossenem Schweigen. Schließlich gab Carol auf.
    »Also gut«, sagte sie energisch und stellte ihre Kaffeetasse eine Spur zu schwungvoll ab. »Was willst du jetzt tun? Den Rest des Tages wütend sein? Findest du nicht, dass ich dazu mindestens genauso viel Grund habe? Du hast mir schließlich auch nicht gesagt, dass die Sache mit deinem Job entschieden ist. Wann genau sollte ich denn davon erfahren?«
    Arthur schwieg immer noch. Wenn er diesen kühlen, abweisenden Blick hatte, war es schwer, an ihn heranzukommen, das wusste Carol nach acht Jahren Beziehung nur zu gut. Sie redete dennoch weiter und erklärte lang und breit, was ihr so wichtig an ihrem Job war und warum sie ihn nicht aufgeben wollte.
    »Dennoch hätte ich auch gerne ein Kind. Ist das denn so schwer zu verstehen? Du willst diesen neuen Job ja auch nicht absagen«, schloss sie. »Ich meine, die Möglichkeit bestünde ja auch. Du könntest in New York bleiben, dann wäre alles gut.«
    Arthurs Blick wurde noch eine Spur abweisender. »Ich denke gar nicht daran, jedenfalls nicht jetzt. Ich habe dir bereits erklärt, dass ich in Singapur so viel Geld verdienen werde, dass ich mich danach zur Ruhe setzen kann. Dann können wir über New York reden. Und über alles andere. Falls es ein Wir dann überhaupt noch gibt.« Der letzte Satz rutschte ihm einfach so heraus und tat ihm leid, noch bevor er ihn zu Ende gesprochen hatte.
    Carols Augen wurden zu schmalen Schlitzen, ihre Nachsicht wandelte sich schlagartig in Zorn. »Das glaube ich ja wohl jetzt nicht. Du zweifelst an unserer Ehe, bloß, weil wir gerade eine Phase haben, in der wir uns räumlich nicht so nahe sind? Ist deine Liebe zu mir so schwach, dass sie diese Distanz nicht überbrücken kann? In welcher Fantasiewelt lebst du denn? Glaubst du, es geht nicht Millionen anderen Menschen genauso, die manchmal über Jahre voneinander getrennt sind, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu sehen? Und die kriegen das hin. Die vertrauen einander. Die glauben aneinander. Woran glaubst du, Arthur? Nur an dich? Und sonst an niemanden?«
    »Unsinn!« Genervt schob Arthur seinen Frühstücksteller zur Seite. Er hasste es,

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