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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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umherzuirren, zumal es auch nicht mehr ewig hell sein würde.
    Mia eilte Arthur hinterher und baute sich vor ihm auf.
    »Du musst dich auch nicht ans Steuer setzen, ich mache das, wenn dir das lieber ist«, sagte sie. »Und ich fahre total langsam, versprochen.«
    Arthur rührte sich nicht.
    »Wir müssen auch nicht die ganze Strecke bis Hamburg fahren, sondern nur bis zur nächsten Abfahrt. Dort suchen wir uns ein Hotel, wo du dich ausruhen kannst.«
    Arthur rührte sich immer noch nicht.
    »Also gut«, schloss Mia in hilfloser Verzweiflung. »Ich gehe jetzt zum Wagen zurück und hoffe, dass du mitkommst.«
    Sie drehte sich um und stieg die kleine Böschung hinauf. Mit dem Rücken zu Arthur blieb sie am Auto stehen, ratlos und nervös.
    Es dauerte einige endlose Minuten, bis Arthur neben ihr erschien. Mia atmete erleichtert auf.
    »Du hast den Schlüssel vergessen«, sagte er und drückte ihr einen Autoschlüssel in die Hand. Reflexhaft umfasste sie Arthurs Hand und drückte sie sanft. Er atmete tief durch und stieg in den Wagen ein.
     
    Mia bemühte sich um Ruhe und Gelassenheit. Sie hatte seit zwei Jahren nicht mehr am Steuer eines Autos gesessen, und so eine große Limousine war sie bisher nur selten gefahren. Aber sie musste Arthur in dem Glauben lassen, dass sie alles im Griff hatte. Doch das war gar nicht so einfach. Der Wagen hatte ein Automatikgetriebe, damit kannte sie sich nicht aus, und Arthur musste ihr erst mal zeigen, wie sie es zu bedienen hatte.
    Mia holte innerlich tief Luft, gab Gas und lenkte den Mercedes auf die Fahrspur. Sie war heilfroh, dass die Autobahn mittlerweile fast leer war. Der elegante Wagen lag sicher auf der Straße, Mia merkte kaum, wie er beschleunigte – bis Arthur neben ihr keuchte: »Nicht so schnell!«
    Mia schaute erschrocken auf den Tacho, aber sie fuhr gerade mal 110 Stundenkilometer. Langsam drosselte sie die Geschwindigkeit, bis sie mit Tempo 80 über die Autobahn krochen. Arthur öffnete das Fenster auf seiner Seite, kühle Abendluft strömte herein und verfing sich in ihren Haaren. Gerade, als Mia hoffte, dass sie doch bis Hamburg weiterfahren könnten, sagte Arthur:
    »Halt an, mir ist schon wieder schlecht.«
    Wieder hielten sie auf dem Seitenstreifen, wieder sprang Arthur aus dem Auto, wieder brauchte er ewig, bis er zurück in den Wagen kehrte und sich erschöpft in die Polster fallen ließ.
    Besorgt musterte Mia ihn. »Mir scheint, das war doch dieses ekelhafte Schnitzel.« Sie fand es leichter, sich mit einem Stück Fleisch als einem handfesten Trauma zu befassen.
    Im fahlen Licht der Deckenleuchte sah Arthur allerdings tatsächlich krank und alt aus. Er schloss die Augen. »Vermutlich eher der Kartoffelsalat. Ich glaube, ich esse nie wieder in meinem Leben Kartoffelsalat.«
    An der nächsten Ausfahrt wies ein Schild auf ein nahes Hotel hin. Mia zögerte kurz. Arthur brauchte ein Bett, und zwar schnell. Bis Kiel war es zwar auch nicht mehr weit, aber sie würden vermutlich ewig in der Stadt herumirren, bis sie eine Bleibe fanden. Sie fuhr von der Autobahn ab. Im Dämmerlicht erkannte sie Wald, Wiesen und jede Menge kleiner Seen, die jenseits der Straße lagen. Unter anderen Umständen hätte sie die Gegend idyllisch gefunden. So aber war sie nur erleichtert, als bald im Scheinwerferlicht das Hotel auftauchte, das einen sehr verschlafenen Eindruck machte.
    Die Eingangstür war verschlossen, und Mia musste dreimal klingeln, bevor ihr geöffnet wurde. Eine ältere Frau in Hausschuhen musterte sie abweisend. Mia fragte, ob sie zwei Einzelzimmer frei hätte.
    »Um diese Zeit noch?«, fragte die Frau mürrisch.
    »Mein Kollege hat sich leider den Magen verdorben«, erklärte Mia. »Wir schaffen es heute Abend nicht mehr bis Hamburg.«
    Die Frau nickte und schlurfte vor Mia her in einen kleinen Empfangsraum, der mit abgenutzten Teppichen ausgelegt war. Sie brauchte ewig, bis sie zwei Anmeldeformulare und Zimmerschlüssel hinter einem Tresen hervorgeholt hatte. Eine schmale Treppe mit ausgetretenen Stufen führte zu den Gästezimmern hinauf. Mias Zimmer war klein und sehr einfach eingerichtet, aber sauber. Hinter vergilbten Gardinen erahnte sie im letzten Dämmerlicht den Blick auf einen See, der direkt hinter dem Hotel lag.
    Mia begab sich noch einmal ins Erdgeschoss, auf der Suche nach etwas Essbarem. Arthur hatte sie gebeten, ihm ein Wasser mitzubringen. Vorsichtig erkundigte sie sich bei der mürrischen Wirtin, ob sie noch etwas zu essen bekommen könne.
    »Jetzt

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