Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
auf ihrem Nachttisch die Sekunden zählte. So langsam und viel zu laut.
Nein, nicht zu laut. Im Zimmer war es nur zu leise.
Monica griff nach dem Wecker. Sie nahm die Batterien heraus und feuerte das verdammte Ding in die Ecke. Ihre Hände zitterten, genau wie ihr ganzer Körper.
Wut brodelte in ihr. Ihr Magen krampfte, und das Blut pochte in ihrem Schädel. Sie sprang aus dem Bett. Hier konnte sie nicht bleiben . Sie presste die Handflächen gegen die Augen und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen.
F… fick … dich.
Sie ließ die Hände sinken. Immer wieder hörte sie die Stimme eines Toten.
Selbst wenn sie die Augen schloss, sah sie ihn vor sich.
Seine Augen – fieberhaft und furchtsam.
Ihn … auch.
Hatte er vor ihr Angst gehabt? Vor Luke? Oder vor noch viel mehr?
Auf m… meine Art. Seine Art, na ja. Ein Kopfschuss.
»Verdammt«, wisperte sie. »Einfach … verdammt.«
»Monica!« Sie erstarrte. Jemand hämmerte mit der Faust gegen die Verbindungstür, so kräftig, dass das Holz vibrierte. »Mach die Tür auf oder ich trete sie ein!«
Ihr Herz begann zu rasen. Luke. Meine Güte. Sie brauchte ihn, brauchte ihn so sehr, dass sie sich eigentlich von ihm hatte fernhalten wollen. Weil sie wusste, dass sie zusammenbrechen würde, sobald sie mit ihm allein war.
Bespritzt mit dem Blut eines Toten.
So hatte sie den Tatort verlassen. Sie hatte eine Stunde unter der Dusche gestanden, bis das Wasser ihre Haut völlig aufgeweicht hatte, und sich noch immer nicht sauber gefühlt.
»Mach die Tür auf!« Wieder schlug er gegen die Tür.
Sie brauchte ihn.
Viel zu sehr. Eine Berührung, und schon würde die Gier, der Hunger, sie überwältigen. Bisher hatte sie bei ihren Affären immer alles unter Kontrolle gehabt. Sogar mit ihm.
»Scheiße!« Holz splitterte. Die Tür flog auf und schlug gegen die Wand. Ungläubig riss sie die Augen auf.
Er hatte wahrhaftig die Tür eingeschlagen.
Etwas donnerte hinten links hart gegen die Wand. Eine Faust? »Macht nicht so einen Krach!«, ertönte die schlaftrunkene, genervte Stimme eines Mannes.
Monica befeuchtete ihre Lippen. In ihren Ohren dröhnte ihr Herzschlag, immer schneller.
»Du wärst heute fast gestorben.«
Auch er hatte geduscht. Seine dunkelblonde Mähne war noch nass. Er trug nur Boxershorts, und seine nackte Brust glänzte.
»Statt sich selbst hätte er auch dich erschießen können«, polterte Luke, als er in ihr Zimmer trat. »Du bist so ein Risiko eingegangen – du hättest ihn niederschießen sollen.«
Das hätte sie auch. Sie hatte den Abzugshahn bereits leicht gedrückt. Doch dann hatte sie begriffen, dass er nicht auf sie zielte.
Nein, als er die Waffe hochgerissen hatte, war nicht sie das Ziel gewesen, sondern er.
Sie war nur zu langsam gewesen, um Jeremy Jones zu retten. Sie fröstelte. »Luke, bitte nicht … «
Komm nicht näher , dachte sie. Wenn du mich anfasst, klappe ich zusammen.
Fass mich an, und ich werde etwas spüren.
Spüren war gefährlich für sie.
Er erstarrte. An seinem Kinn zuckte ein Muskel. »Was nicht?« Er kam einen Schritt auf sie zu. »Soll ich dir nicht sagen, was für eine Angst ich hatte? Dass ich diesen Bastard erschießen wollte, und zwar schon ab dem Augenblick, wo er die Waffe auf dich gerichtet hat?«
Auf uns , dachte sie. Denn er hatte auch auf Luke geschossen, und die Angst, er könne ihn getroffen haben, hatte ihr regelrecht die Luft abgeschnürt. Sie konnte das nicht. Sie roch ihn, schmeckte ihn schon beinahe. »Du sollst mich nicht dazu bringen, dich noch mehr zu brauchen.«
Er kniff die Augen zusammen. Anscheinend dauerte es eine Weile, bis er die volle Bedeutung der Worte verstand, doch dann packte er sie, zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.
Verzweifelt und gierig zugleich klammerte sie sich an ihn und erwiderte den Kuss. Es war, als würde sie in ihm ertrinken, und doch wollte sie mehr. Sie bohrte ihm ihre Nägel in die Haut. Es kümmerte sie nicht. Nur eins interessierte sie in diesem Augenblick: das Gefühl, das er ihr gab.
Genauer gesagt: dass er es schaffte, sie etwas fühlen zu lassen. Auch wenn diese Gefühle sie fast zerrissen.
Er packte sie an der Hüfte. Sein Schwanz – hart, erigiert und bereit – drückte gegen ihr Geschlecht.
Luke löste die Lippen von ihren und begann, ihren Hals zu lecken. Seine Zähne glitten über ihre Haut. »Monica, um Gottes willen«, flüsterte er. »Mach mir nie wieder solche Angst, hörst du, mach mir nie … «
Sie zog sich zurück.
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