Echo des Zorns (German Edition)
anderen Ort.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. So viel stand zwischen ihnen. Halbwahrheiten. Blut. Tod. Gab es ein Zurück? Durften sie es überhaupt versuchen?
Zärtlich strich Max ihr mit den Knöcheln über die Wange. »Ich habe dich vom ersten Augenblick an begehrt.«
Ihr Herz machte einen Satz.
Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Ich tue es noch immer und werde es wohl auch immer tun.«
***
Samantha und Ramirez warteten vor dem Büro des Anwalts. Als sich die Tür öffnete und Max heraustrat, war Sam, die ein wenig vor sich hin geträumt hatte, sofort hellwach.
»Warum sind die denn hier?«, fragte Beth, die sich bei Quinlan eingehängt hatte.
Max kam auf sie zugeschlendert. Der Anwalt, Kris Jared, war hinter den dreien aus dem Zimmer getreten. Max schüttelte den Kopf, und sein Blick wanderte von ihr zu Jon, der – wie immer – alles mit großem Interesse betrachtete. »Ich habe das ganze Vermögen bekommen«, sagte Max und setzte ein Haifischlächeln auf.
Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet.
»Aber nur, bis Mr Malone 25 ist«, warf der Anwalt ein und rieb sich über die schweißnasse Stirn. »Dann geht Frank Malones Erbe an seinen leiblichen Sohn Quinlan.«
Ein Treuhandfonds . Samantha nickte. Mit dieser Möglichkeit hatten die SSD -Agenten gerechnet. Sie drückte die Schultern durch und sagte zu Quinlan: »Ich weiß, dies ist ein schwieriger Tag für Sie …«
Quinlan sah sie überrascht an. »Du … du bist doch die Freundin meines Bruders.«
Samantha sah weder Max noch Ramirez an. »Ich bin Special Agent Samantha Kennedy, und ich habe an Ihrem Fall gearbeitet«, flüsterte sie. Es waren eine ganze Reihe Leute da, die nur auf etwas warteten, das sie an die Medien weitergeben konnten. Jeden Tag kursierten in der Zeitung oder im Fernsehen neue Geschichten über Quinlan.
Nur gut, dass Hyde Kenton Lake von Virginia hatte kommen lassen, um sie bei der Pressearbeit zu unterstützen. Noch immer konnten die Medien von den Kidnappings nicht genug kriegen. Je abscheulicher die Einzelheiten, desto wilder stürzten sie sich darauf.
Dass die beiden anderen überlebenden Entführungsopfer wieder in der Heimat waren und ihre Geschichte in jedem TV -Sender ausbreiteten, war auch nicht unbedingt hilfreich. Die beiden Opfer wähnten sich jetzt in Sicherheit. Was sich möglicherweise als tödlicher Irrtum herausstellen würde.
»Ich habe schon mit der anderen Frau gesprochen.« Quinlan verzog den Mund und warf Kris Jared einen Blick zu. »Daven…«
»Monica Davenport«, half Samantha sanft nach. Monica hatte sofort mit ihm sprechen wollen. Aber sie hatte nur ein paar Worte mit ihm wechseln können, ehe sein Rechtsanwalt dazwischengefunkt hatte. Sie hatten vor der Entscheidung gestanden, entweder eine sofortige Vernehmung durchzusetzen und von der Presse als die FBI -Arschlöcher zerrissen zu werden, die auf das unschuldige Opfer losgingen, oder zu warten, bis Quinlan aus der Klinik entlassen war. Sie hatten gewartet.
Inzwischen war Quinlan entlassen, und auch wenn seine Lage bestimmt nicht leicht war, mussten sie ihn dringend verhören. Sie hatten lange genug gewartet.
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt«, hub Jared entrüstet an.
Max starrte sie nur mit undurchschaubarem Gesichtsausdruck an.
»Wir haben Ihnen ausreichend Zeit gelassen«, unterbrach Ramirez ihn. »Jetzt ist diese Zeit um.«
Samantha wich Quinlans Blick nicht aus. »Morgen Vormittag kommen Sie bitte ins FBI -Büro und beantworten einige Fragen.« Dann richtete sie den Blick auf Jared. »Sie und Ihr Anwalt sollten um neun Uhr dort sein.«
»Verdächtigen Sie meinen Klienten etwa …«
Samantha hob die Hand. »Schenken Sie sich das. Es handelt sich nur um Routinefragen.« Fragen, die ihnen der Anwalt im Krankenhaus verwehrt hatte. Was die SSD unter dem Druck der Presse hatte hinnehmen müssen.
Aber sie hatten Quinlan nicht aus den Augen gelassen und dabei festgestellt, dass er die vergangene Nacht trotz seiner Wunden mit der Geliebten Malones verbracht hatte. Getrauert? Gejammert? Ja, mit Sicherheit, und gevögelt.
»Kommen Sie morgen zu uns ins Büro«, wiederholte Samantha. Dann fügte sie, an Beth gewandt, hinzu: »Sie auch, Ms. Dunlap.«
»Ich?«, fragte Beth entrüstet. »Wozu brauchen Sie …«
»Wir möchten Ihnen einige Fragen zu Ihrer Person stellen«, schnitt Ramirez ihr das Wort ab, und Samantha sah, dass Beth zusammenzuckte.
Ja, sie wussten Bescheid. Manchmal konnte die Vergangenheit ganz
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