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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ihrer Tochter gegangen, um sich von ihr Sachen für sie zu leihen. Erst da war Beth bewusst geworden, dass die meisten Leute nur zwei verschiedene Ausstattungen besaßen, eine für jeden Tag und eine für besondere Anlässe. Sie hatte Glück gehabt, fünf oder sechs Kleider zu besitzen, und es war ihr niemals in den Sinn gekommen, dass das ungewöhnlich sein könnte.
    Das Feuer war jetzt vollständig gelöscht. Mr Craven war dort gewesen, um es sich anzusehen, und sagte, dass die gesamte Treppe zusammengebrochen sei, dass die Fenster explodiert und die Fensterrahmen und die Innentüren zusammen mit den Möbeln verbrannt seien. Der Laden darunter war ebenfalls völlig zerstört. Mr Filbert war noch nicht da, aber er würde einen schlimmen Schock erleiden, wenn er kam.
    Mrs Craven kehrte, kurz nachdem Sam zur Arbeit gegangen war, von ihrer Tochter zurück. »Das hier ist wirklich schäbig«, sagte sie und zog ein sehr abgetragenes und verblasstes grünes Kleid aus ihrer Tasche. »Es ist das einzige, das meine Cathy entbehren konnte, aber es sollte dir passen. Und ich habe auch noch diese Stiefel.«
    Beth blickte auf die Stiefel hinunter und sah, dass sich das Obermaterial des rechten teilweise von der Sohle gelöst hatte; außerdem waren sie zwei Nummern zu groß für sie. Aber zumindest hatte sie etwas, das sie anziehen konnte.
    »Ich müsste heute eigentlich zum Falkner Square«, sagte sie. »Soll ich noch hingehen?«
    »Natürlich sollst du das, du kannst es dir jetzt nicht leisten, diesen Job zu verlieren«, sagte Mrs Craven mit einem leicht gereizten Unterton, so als würde sie es schon bereuen, Beth und Sam aufgenommen zu haben. »Und jetzt nimm dir eine Schale mit Wasser mit in das andere Zimmer, und wasch dich gründlich. Du hast immer noch Ruß im Gesicht.«
    Als Beth schließlich am Falkner Square ankam, hatte sie Blasen an den Füßen von den zu großen Schuhen.
    »Beth!«, rief Mrs Bruce, als sie in die Küche humpelte. »Was um Himmels willen ist mit dir passiert?«
    Als Beth die Geschichte erzählte, begann sie zu weinen. Mrs Bruce setzte sie an den Tisch und gab ihr eine Tasse Tee und ihre volle Aufmerksamkeit.
    »Deshalb sehe ich heute so aus«, sagte Beth schließlich und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. »Ich weiß nicht, wo wir wohnen oder wie wir zurechtkommen sollen. Wir hatten gestern eine so schöne Zeit in New Brighton, ich dachte wirklich, wir wären über den Berg und dass jetzt alles besser würde.«
    Mrs Bruce tätschelte ihre Schulter. »Es tut mir so leid, Liebes, das muss ein schrecklicher Schock für dich gewesen sein. Aber jetzt schlage ich vor, dass du erst mal diese schrecklichen Stiefel ausziehst, sonst werden deine Blasen noch schlimmer. Dann kümmerst du dich um die Wäsche, und wir reden später noch mal.«
    Das klang so, als würde die Haushälterin finden, dass Beth sich lange genug im Selbstmitleid gesuhlt hatte, und so schlecht Beth sich auch fühlte, sie wusste, wie wichtig es war, diesen Job zu behalten. Deshalb zog sie sich die Stiefel aus und kümmerte sich um die Wäsche, froh, als sie einen großen Haufen davon sah, denn er würde sie von ihren Problemen ablenken.
    Es war nach zwölf, als Mrs Langworthy in den Hof kam, wo Beth gerade die letzte Wäsche aufhängte. Sie sah sehr hübsch aus in ihrem hellgrün-weiß gestreiften Kleid und mit den mit zwei Schildpattkämmen hochgesteckten roten Haaren.
    »Mrs Bruce hat mir von dem Feuer erzählt, Beth«, sagte sie in besorgtem Ton. »Es tut mir so leid.«
    »Ich glaube, wir schaffen das schon«, erwiderte Beth. Sie wollte nicht klingen, als sei sie auf Mitleid aus, und es reichte ihr, dass die Herrin extra nach draußen gekommen war, um mit ihr zu sprechen.
    »Aber wo werdet ihr jetzt wohnen?«, fragte Mrs Langworthy. »Es ist schwer, wenn man auch noch an ein Kind denken muss.«
    »Für die nächsten paar Nächte können wir bei unseren Nachbarn schlafen. Ende der Woche suchen wir uns etwas, wenn Sam seinen Lohn bekommt.«
    »Ich kann mir vorstellen, was für Unterkünfte man angeboten bekommt, wenn man verzweifelt ist.« Mrs Langworthy schürzte missbilligend die Lippen. »Diesen Gedanken kann ich einfach nicht ertragen, deshalb möchte ich, dass ihr in die Räume über den Stallungen zieht. Sie stehen leer, seit mein Schwiegervater seinen Schlaganfall hatte und wir den Kutscher entlassen haben.«
    Beth konnte ihre Herrin nur ungläubig anstarren.
    »Ich habe dich nicht für ein Mädchen gehalten, das nichts

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