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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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weitere falsche Identität war.
    Rachel versuchte, das Thema zu wechseln.
    »Was hältst du von diesem verpfändeten Erbstück?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung.«
    »Ist doch interessant, dass er es zurückhaben wollte. Es deutet darauf hin, dass es nicht gestohlen war. Wahrscheinlich hat es einem Familienangehörigen gehört, und er wollte es zurückhaben.«
    »Das würde wahrscheinlich das Schimpfen und Türenschlagen erklären.«
    Sie nickte.
    Bosch musste gähnen und merkte plötzlich, wie müde er war. Er hatte sich den ganzen Tag lang die Hacken abgelaufen, nur um auf diesen Namen zu stoßen und die vielen neuen Fragen, die er aufwarf. Der Fall wuchs ihm über den Kopf. Rachel schien zu merken, was in ihm vorging.
    »Harry, lass uns Schluss machen. Wir sind, denke ich, ganz gut vorangekommen. Genehmigen wir uns lieber noch ein Bier.«
    »Ich weiß nicht, ob wir tatsächlich so gut vorangekommen sind, aber gegen ein Bier hätte nichts einzuwenden«, sagte Bosch. »Die Sache hat nur einen Haken.«
    »Und der wäre?«
    »Ich habe kein Bier mehr im Haus.«
    »Jetzt hör aber mal, Harry. Du lädst ein Mädchen zu dir ein, damit sie die Drecksarbeit für dich macht und dir den Fall lösen hilft, und alles, was sie von dir kriegt, ist ein Bier? Was ist eigentlich los mit dir? Wie sieht es mit einem Glas Wein aus? Hast du Wein da?«
    Bosch schüttelte geknickt den Kopf.
    »Aber ich fahre gleich welchen holen.«
    »Sehr gut. Und ich mache mich schon mal auf den Weg ins Schlafzimmer. Ich warte dort auf dich.«
    »Dann werde ich mich extra beeilen.«
    »Nimm mir bitte eine Flasche Roten mit, ja?«
    »Bin schon unterwegs.«
    Bosch verließ rasch das Haus. Er hatte seinen Wagen am Straßenrand geparkt, damit Rachel ihren in den Carport stellen konnte, wenn sie ihn besuchte. Als er die Haustür hinter sich schloss, fiel ihm ein Auto auf, das zwei Häuser weiter auf der anderen Straßenseite stand. Der silberfarbene Geländewagen stach ihm deshalb ins Auge, weil er in einer roten Zone hielt. Dort war das Parken am Straßenrand verboten. Die Gefahr, dass ein um die Kurve kommendes Fahrzeug mit einem dort geparkten Wagen kollidierte, war zu groß.
    Während Bosch noch zu dem Geländewagen schaute, fuhr dieser plötzlich mit ausgeschalteten Lichtern los und verschwand um die Kurve.
    Bosch lief zu seinem Auto, sprang hinein und folgte dem Geländewagen. Er fuhr so schnell, wie er verantworten zu können glaubte. Zwei Minuten später hatte er auf der kurvenreichen Straße die Kreuzung mit dem Mulholland Drive erreicht. Von dem Geländewagen war keine Spur zu sehen. Er konnte an der Kreuzung in alle drei Richtungen gefahren sein.
    »Scheiße!«
    Bosch blieb eine Weile an der Kreuzung stehen und dachte darüber nach, was er gerade gesehen hatte und was es bedeuten könnte. Er gelangte zu der Überzeugung, dass es entweder nichts zu bedeuten hatte oder dass jemand sein Haus und somit auch ihn beobachtete. Im Moment gab es jedoch nichts, was er tun konnte. Er ließ die Sache vorläufig auf sich beruhen. Er bog links ab und fuhr mit normaler Geschwindigkeit auf dem Mulholland Drive zum Cahuenga Boulevard hinunter. Er wusste, nicht weit vom Lankershim Boulevard gab es einen Getränkemarkt. Während der Fahrt dorthin sah er immer wieder in den Rückspiegel, ob ihm jemand folgte.
SECHSUNDZWANZIG
    Beurlaubung hin oder her, am nächsten Morgen zog Bosch einen Anzug an, bevor er losfuhr. Er wusste, er verliehe ihm eine Aura von Autorität und Selbstvertrauen, wenn er sich mit den Behörden herumschlagen musste. Und spätestens zwanzig nach neun hatte sich diese Entscheidung bezahlt gemacht. Er hatte eine konkrete Spur. Im Archiv der Führerschein- und Zulassungsstelle gab es Unterlagen zu einer Fahrerlaubnis, die am 3. November 1987, also an dem Tag, an dem er sechzehn wurde und Auto fahren durfte, auf einen Robert Foxworth ausgestellt worden war. Der Führerschein war in Kalifornien nie verlängert worden, aber dem Amt lagen auch keine Angaben vor, dass der Inhaber verstorben war. Das konnte drei Dinge bedeuten: Entweder hatte sich Foxworth in einem anderen Bundesstaat niedergelassen und dort einen Führerschein beantragt, oder er hatte aufgehört, Auto zu fahren, oder er hatte eine andere Identität angenommen. Bosch tippte auf Letzteres.
    Die Spur war die Adresse auf dem Führerschein. Als Foxworth’ Wohnsitz war darauf das Los Angeles County Department of Children and Family Services, 3075 Wilshire Blvd., Los Angeles, angegeben. Demnach

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