Echo Park
Sie.«
Er führte sie zurück zu den Aufzügen und brachte mit einem Schlüssel den Knopf für den fünfzehnten Stock zum Aufleuchten. Auf der Fahrt nach oben erklärte er ihnen, dass das Gebäude gerade Etage für Etage renoviert wurde. Zurzeit war die fünfzehnte an der Reihe. Sie war entkernt worden und wartete darauf, dass die Baufirma mit den Renovierungsmaßnahmen begann.
»Sie haben das ganze Stockwerk für sich allein«, sagte er. »Suchen Sie sich einfach den geeigneten OP.«
Bosch nickte. OP war die Abkürzung für Observationspunkt. Das verriet ihm etwas über Jason Edgar.
»Bei welcher Einheit waren Sie?«, fragte er.
»Marines, Desert Storm, das volle Programm. Deshalb bin ich hinterher auch nicht zur Polizei gegangen. Ich hatte die Schnauze voll von Kriegsgebieten. Bei diesem Job hier habe ich feste Arbeitszeiten und wenig Stress, und trotzdem kommt man nicht um vor Langeweile, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Bosch hatte zwar keine Ahnung, nickte aber trotzdem. Die Lifttür ging auf, und sie traten hinaus in das Stockwerk, das von einer gläsernen Front bis zur gegenüberliegenden vollkommen leer vor ihnen lag. Edgar führte sie zu dem Fenster, von dem aus man auf Echo Park hinabsah.
»Worum geht es in dem Fall eigentlich?«, fragte er.
Bosch hatte mit dieser Frage gerechnet und sich schon eine Antwort zurechtgelegt.
»Dort unten ist ein Haus, das möglicherweise als konspirative Wohnung für Flüchtlinge dient. Wir wollen uns nur vergewissern, ob es dort irgendetwas zu sehen gibt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Klar.«
»Da ist noch etwas, das Sie für uns tun könnten«, sagte Walling.
Auch Bosch wandte sich ihr zu. Er war neugierig, was jetzt käme.
»Ja, was?«, fragte Edgar.
»Könnten Sie die Adresse durch Ihren Computer laufen lassen und nachsehen, wer Strom, Gas und Wasser bezahlt?«
»Klar, kein Problem. Ich zeige Ihnen nur noch schnell Ihren Platz.«
Bosch nickte Rachel anerkennend zu. Das war ein geschickter Schachzug. Er schaffte ihnen nicht nur den neugierigen Edgar eine Weile vom Hals, sondern verhalf ihnen auch zu wertvollen Informationen über das Haus in der Figueroa Lane.
Von der Glasfront auf der Nordseite des Gebäudes konnten Bosch und Walling über den Freeway 101 hinweg auf Echo Park hinabsehen. Sie waren zwar weiter von dem am Hang gelegenen Wohngebiet entfernt, als Bosch gedacht hatte, aber sie hatten trotzdem einen guten Blick. Er zeigte Rachel die geografischen Orientierungspunkte.
»Das dort ist die Fig Terrace, und darüber die Straße mit den drei Häusern, das ist die Fig Lane.«
Sie nickte. In der Figueroa Lane gab es nur drei Häuser. Aus dieser Höhe und Entfernung sah es so aus, als wäre die Sackgasse nachträglich hineingezwängt worden, als sich nach der Fertigstellung des Bebauungsplans herausstellte, dass dort noch etwas Platz war.
»Welches davon ist 710?«, fragte sie.
»Gute Frage.«
Bosch ließ den Schlafsack fallen und hob das Fernglas. Er sah sich die drei Häuser der Reihe nach an und hielt nach einer Hausnummer Ausschau. Schließlich entdeckte er vor dem mittleren Haus eine schwarze Mülltonne, auf die jemand in großen weißen Ziffern 712 geschrieben hatte. Bosch wusste, dass die Hausnummern höher wurden, weil die Straße sich von Downtown entfernte.
»Das Haus rechts von dem mit der Mülltonne davor ist 710«, sagte er.
»Aha«, sagte sie.
»Das ist also die Adresse?«, sagte Edgar. »Fig Lane 710?«
»Ja, Figueroa Lane«, sagte Bosch.
»Alles klar. Dann sehe ich mal, was ich tun kann. Falls jemand ankommt und wissen will, was Sie hier machen, sagen Sie ihm einfach, er soll mich unter 3-3-8 rufen. Das ist meine Pagernummer.«
»Danke Jason.«
»Keine Ursache.«
Edgar ging zu den Aufzügen zurück. Bosch fiel noch etwas ein, und er rief ihm hinterher.
»Das Glas ist doch beschichtet, Jason? Wir sind von draußen nicht zu sehen, oder?«
»Nein, natürlich nicht. Sie könnten splitternackt am Fenster stehen, und niemand würde Sie sehen. Aber versuchen Sie das bloß nicht nachts, denn dann sieht die Sache anders aus. Wenn die Innenbeleuchtung an ist, kann man sehr wohl von draußen reinschauen.«
Bosch nickte.
»Danke.«
»Wenn ich zurückkomme, bringe ich Ihnen zwei St ühle mit.«
»Das wäre nett.«
Nachdem Edgar im Lift verschwunden war, sagte Walling: »Gut, wenigstens können wir dann nackt am Fenster sitzen. «
Bosch grinste.
»Hörte si ch so an, als wüsste er das alles aus Erfahrung.«
»Hoffen wir
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