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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Straße an ihrem höchsten Punkt überqueren mussten, um zu den Garagen auf der Hangseite zu gelangen. Bosch nahm Walling im Gehen beiläufig am Arm und flüsterte ihr ins Ohr.
    »Ich benutze dich jetzt, um ihm den Blick auf mein Gesicht zu versperren. Mich hat er schon mal gesehen, dich nicht.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte sie, als sie die Straße überquert hatten. »Wenn er uns gesehen hat, weiß er ohnehin, was Sache ist.«
    Ohne auf ihre Warnung zu achten, begann er, an den Garagen entlangzugehen, die unmittelbar an den Gehsteig gebaut waren. Sie hatten Nummer 710 rasch erreicht. Bosch hielt seine Hände an eines der schmutzigen kleinen Fenster, die oben in die Garagentore eingelassen waren, und spähte hindurch. Inmitten von Stapeln aus Kisten, Plastikcontainern und allem möglichen Gerümpel stand ein weißer Kastenwagen. Nichts bewegte sich, kein Laut drang nach draußen. In der Rückwand der Garage befand sich eine Tür.
    Bosch ging zur Eingangstür der Garage und drehte am Griff.
    »Abgeschlossen«, flüsterte er.
    Er trat einen Schritt zurück und betrachtete die beiden Schwingtore. Rachel hatte sich an das andere Tor gestellt und lauschte. Sie warf Bosch einen kurzen Blick zu und schüttelte den Kopf. Nichts. Bosch sah, dass zwar an jedem der zwei Schwingtore ein Griff angebracht war, aber nichts, womit sie sich von außen hätten abschließen lassen. Er bückte sich und versuchte, das Tor, vor dem er stand, nach oben zu ziehen. Er bekam es ein paar Zentimeter hoch, aber dann ließ es sich nicht mehr bewegen. Es war von innen abgeschlossen. Er versuchte es beim zweiten Tor, mit dem gleichen Ergebnis. Es gab ein paar Zentimeter nach, dann war Schluss. Wegen des leichten Spielraums nahm Bosch an, dass beide Tore von innen mit Vorhängeschlössern gesichert waren.
    Er richtete sich auf und sah Rachel an. Dann schüttelte er den Kopf und deutete nach oben. Zeit, zum Haus hinaufzugehen.
    Leise stiegen sie die Betontreppe hinauf. Auf der viertletzten Stufe blieb Bosch, der die Führung übernommen hatte, stehen. Er ging in die Hocke und versuchte, zu Atem zu kommen. Er sah Rachel an. Er wusste, sie improvisierten jetzt. Er improvisierte. Die einzige Möglichkeit, sich dem Haus zu nähern, war, direkt auf die Eingangstür zuzugehen.
    Er wandte sich von Rachel ab und beobachtete die einzelnen Fenster. Er konnte keine Bewegung im Innern des Hauses erkennen, glaubte aber, das Geräusch eines Fernsehers oder Radios zu hören. Er zog seine Pistole – diese Verstärkung hatte er sich am Morgen aus dem Schrank in der Diele geholt – und stieg die letzten Stufen zum Haus hinauf. Dann huschte er, die Waffe an seiner Seite haltend, über die Veranda und blieb vor der Eingangstür stehen.
    Ein Durchsuchungsbefehl, wusste er, stand in einer Situation wie dieser nicht zur Debatte. Waits hatte eine Frau entführt, und es ging um Leben und Tod. Da war kein Platz für derlei Formalitäten. Er legte seine Hand um den Türgriff und drehte vorsichtig. Es war nicht abgeschlossen.
    Als Bosch die Tür langsam öffnete, sah er, dass an der Schwelle eine fünf Zentimeter hohe Rollstuhlrampe angebracht war. Das Geräusch des Radios wurde lauter. Ein religiöser Sender, ein Mann, der von himmlischer Glückseligkeit sprach.
    Sie betraten die Diele des Hauses, die sich auf der rechten Seite in ein Wohnzimmer mit einem Essbereich öffnete. Direkt vor ihnen führte ein Bogendurchgang in die Küche. Links zweigte ein Flur in den übrigen Teil des Hauses ab. Ohne sich nach Rachel umzublicken, deutete Bosch nach rechts, das Zeichen, dass sie in diese Richtung gehen sollte. Er wollte zunächst einen Blick in die Küche werfen und sich dann den Flur auf der linken Seite vornehmen.
    Als er den Türbogen erreichte, sah er, dass Rachel, ihre Waffe mit beiden Händen vor dem Körper haltend, durchs Wohnzimmer ging. Er betrat die Küche. Sie war sauber und ordentlich, in der Spüle war kein einziger Teller. Das Radio stand auf der Arbeitsplatte. Der Prediger mahnte seine Zuhörer, dass die Ungläubigen nicht erlöst würden.
    Von der Küche führte ein weiterer Bogendurchgang in den Essbereich des Wohnzimmers. Rachel erschien in der Öffnung, drehte ihre Pistole nach oben, als sie Bosch sah, und schüttelte den Kopf.
    Nichts.
    Blieb nur noch der Flur, der zu den Schlafzimmern des Hauses führte. Bosch drehte sich um und ging durch den Türbogen zurück in den Eingangsbereich. Als er sich dem Flur zuwandte, stellte er erschrocken

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