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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mal, nicht.«
    Bosch hob das Fernglas und schaute auf das Haus Nummer 710 hinab. Wie die zwei anderen Häuser in der Figueroa Lane lag es ein Stück oberhalb der Straße und war durch eine Treppe mit einer Garage verbunden, die auf Straßenhöhe in den Hang unter dem Haus gegraben war. Es war im spanischen Stil gebaut, mit einem roten Ziegeldach. Aber während die anderen Häuser in der Straße gepflegt und gut in Schuss waren, machte 710 einen heruntergekommenen Eindruck. Der rosafarbene Anstrich war verblichen und der Hang zwischen Haus und Garage von Unkraut überwuchert. An dem Mast an der Ecke der Veranda flatterte keine Fahne.
    Bosch drehte an der Entfernungseinstellung des Fernglases und studierte Fenster um Fenster. Er suchte nach einem Hinweis, ob sich jemand im Haus aufhielt, und hoffte, Waits hinausschauen zu sehen.
    Er hörte, wie Walling neben ihm ein paar Fotos machte.
    »Ich glaube nicht, dass ein Film in der Kamera ist. Es ist keine Digital.«
    »Macht nichts. Reine Gewohnheit. Außerdem hätte ich nicht erwartet, dass ein Fossil wie du eine Digitalkamera besitzt.«
    Bosch lächelte hinter dem Fernglas. Er versuchte, sich eine Replik einfallen zu lassen, gab aber schnell wieder auf und konzentrierte sich auf das Haus. Es war in einer für L. A.s ältere, in den Hügeln liegende Wohngebiete typischen Bauweise errichtet. Während bei Bauten jüngeren Datums die Beschaffenheit des Geländes das Aussehen bestimmte, war man bei den Häusern auf der Hangseite der Figueroa Lane architektonisch weniger rücksichtsvoll vorgegangen. Auf Straßenhöhe hatte man den Hang für eine Garage ausgehöhlt und darüber für ein eingeschossiges kleines Wohnhaus eine Terrasse planiert. Als sich in den 40er- und 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Stadt immer weiter ausbreitete und wie die steigende Flut aus den flachen Zonen die Hügel hinaufkletterte, waren alle Hügel und Hänge von Los Angeles so bebaut worden.
    Bosch bemerkte, dass am Ende der Treppe, die von der Garage zur Veranda des Hauses hinaufführte, eine kleine Metallplattform angebracht war. Er nahm die Treppe genauer in Augenschein und entdeckte stählerne Führungsstangen.
    »An der Treppe ist ein Aufzug angebracht«, sagte er. »In dem Haus wohnt jemand, der im Rollstuhl sitzt.«
    Bosch richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Fenster, konnte jedoch hinter keinem etwas erkennen, das sich bewegte. Schließlich richtete er das Fernglas auf die Garage. Sie hatte eine Eingangstür und zwei große Tore, die vor langer Zeit rosa lackiert worden waren. Was von dem Anstrich noch übrig war, war inzwischen grau, und das der Nachmittagssonne ungeschützt ausgesetzte Holz begann an mehreren Stellen zu splittern. Eins der Tore stand leicht schief und machte nicht den Eindruck, als ließe es sich noch öffnen. In der Eingangstür befand sich ein kleines Fenster, hinter dem jedoch ein Rollo heruntergelassen war. In die obersten Kassetten der Garagentore waren kleine, quadratische Fenster eingesetzt, aber weil das Sonnenlicht direkt darauffiel und heftig blendend zurückgeworfen wurde, konnte Bosch nicht nach drinnen sehen.
    Als Bosch das leise Bing des anhaltenden Aufzugs hörte, setzte er zum ersten Mal das Fernglas ab. Er drehte sich um und sah Jason Edgar mit zwei Stühlen auf sie zukommen.
    »Perfekt«, sagte Bosch.
    Er nahm einen der Stühle und stellte ihn an die Fensterfront, sodass er sich umgekehrt darauf setzen und die Ellbogen auf die Lehne stützen konnte – die typische Observierungshaltung. Rachel stellte ihren Stuhl so hin, dass sie normal darauf sitzen konnte.
    »Sind Sie schon dazu gekommen, in den Unterlagen nachzusehen, Jason?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Edgar. »Die Stromrechnungen für diese Adresse gehen an eine Janet Saxon und das schon seit einundzwanzig Jahren.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen. Ich nehme mal an, das ist vorerst alles, was Sie von mir brauchen?«
    Bosch blickte zu Edgar auf.
    »Jerry – ich meine natürlich, Jason – Sie waren uns eine große Hilfe. Vielen Dank. Wir bleiben wahrscheinlich noch eine Weile und verschwinden dann. Möchten Sie, dass wir Ihnen Bescheid geben, oder sollen wir die Stühle einfach irgendwo abgeben?«
    »Geben Sie einfach dem Kollegen im Foyer Bescheid, wenn Sie gehen. Er informiert mich dann. Und lassen Sie die Stühle einfach stehen. Darum kümmere ich mich schon.«
    »Gut. Danke.«
    »Viel Erfolg. Hoffentlich kriegen Sie Ihren Mann.«
    Sie schüttelten sich die Hände, und Edgar

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