Echo Park
fest, dass auf der Schwelle eine alte Frau in einem Rollstuhl saß. In ihrem Schoß hielt sie einen langläufigen Revolver. Er sah aus, als wäre er zu schwer für ihre dünnen Arme.
»Wer ist da?«, fragte sie streng.
Ihr Kopf war leicht zur Seite gedreht. Ihre Augen waren offen, aber auf den Boden gerichtet statt auf Bosch. Es war ihr Ohr, das ihm zugewandt war, und er merkte, sie war blind.
Er hob seine Pistole und richtete sie auf die alte Frau.
»Mrs. Saxon? Kein Grund zur Aufregung. Mein Name ist Harry Bosch. Ich suche Robert.«
Über ihr Gesicht huschte ein Ausdruck der Verwunderung.
»Wen?«
»Robert Foxworth. Ist er hier?«
»Da sind Sie an der falschen Adresse, und was denken Sie sich eigentlich, hier einfach reinzukommen, ohne anzuklopfen?«
»Ich …«
»Bobby benutzt nur die Garage. Ins Haus lasse ich ihn nicht. Diese ganzen Chemikalien – ein Gestank ist das.«
Ohne ihren Revolver aus den Augen zu lassen, bewegte sich Bosch langsam auf sie zu.
»Sie müssen entschuldigen, Mrs. Saxon, aber ich dachte, er wäre hier oben bei Ihnen. War er in letzter Zeit mal hier?«
»Er kommt und geht, wie es ihm passt. Hier rauf kommt er nur, um mir die Miete zu bringen, sonst nicht.«
»Für die Garage?«
Er hatte die alte Frau fast erreicht.
»Habe ich Ihnen doch gesagt. Weshalb suchen Sie ihn? Sind Sie ein Freund von ihm?«
»Ich will nur mit ihm reden.«
Bosch streckte die Hand aus und nahm ihr den Revolver aus der Hand.
»Hey! Den brauche ich zu meinem Schutz.«
»Keine Sorge, Mrs. Saxon. Sie kriegen ihn zurück. Ich finde nur, er sollte mal gereinigt werden. Und geölt. Damit er auch funktioniert, wenn Sie ihn tatsächlich mal brauchen.«
»Ich brauche ihn.«
»Ich nehme ihn mit nach unten in die Garage und sage Bobby, er soll ihn sauber machen. Dann bringe ich ihn Ihnen zurück.«
»Das will ich mal hoffen.«
Bosch sah sich den Revolver an. Er war geladen und schien zu funktionieren. Er steckte ihn sich am Rücken in den Hosenbund und blickte zu Rachel. Sie stand einen Meter hinter ihm im Durchgang. Sie machte eine Handbewegung, als drehte sie einen Schlüssel. Bosch schaltete sofort.
»Haben Sie einen Garagenschlüssel, Mrs. Saxon?«, fragte er.
»Nein. Bobby wollte auch den Zweitschlüssel haben.«
»Okay, Mrs. Saxon. Dann kläre ich das mit ihm.«
Er zog sich zur Eingangstür zurück. Rachel folgte ihm, und sie gingen nach draußen. Auf halbem Weg die Treppe hinunter packte ihn Rachel am Arm und zischte.
»Wir müssen Verstärkung anfordern. Sofort!«
»Dann mach zu und ruf an, aber ich gehe jetzt in die Garage. Wenn er mit dem Mädchen da drinnen ist, dürfen wir nicht warten.«
Er schüttelte ihre Hand ab und stieg weiter die Treppe hinunter. Als er die Garage erreichte, spähte er noch einmal durch eins der kleinen Fenster oben in den Toren. Auch diesmal bemerkte er nichts Auffälliges. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Tür in der Rückwand. Sie war immer noch geschlossen.
Er ging zu der Tür neben den Garagentoren und klappte das kleine Taschenmesser an seinem Schlüsselbund auf.
Er schob die Klinge auf Höhe des Schlosses in den Türspalt und bekam sie über die Falle. Dann gab er Rachel mit einem Nicken zu verstehen, sich bereitzuhalten, und zog an der Tür. Aber sie ließ sich nicht öffnen. Er versuchte es noch einmal und zog fester. Sie ging nicht auf.
»Sie ist von innen mit einem Vorhängeschloss gesichert«, flüsterte er. »Das heißt, er ist da drinnen.«
»Nicht unbedingt. Er könnte auch durch eins der Tore nach draußen gekommen sein.«
Bosch schüttelte den Kopf.
»Sie sind ebenfalls von innen abgeschlossen«, flüsterte er. »Alle Zugänge zur Garage sind von innen verschlossen.«
Rachel nickte.
»Was machen wir jetzt?«
Bosch überlegte kurz, dann reichte er ihr seine Schlüssel.
»Geh schnell das Auto holen, und fahr rückwärts vor das Tor. Dann entriegelst du den Kofferraum.«
»Was hast …«
»Mach einfach. Los!«
Sie lief den Gehsteig vor den Garagen entlang, überquerte die Straße und verschwand. Bosch ging zu dem schiefen Tor. Es sah aus, als ließe es sich leichter aufbekommen als das andere.
Bosch hörte den starken Motor seines Mustang, bevor er den Wagen die Straße heraufkommen sah. Rachel fuhr schnell auf ihn zu. Er drückte sich mit dem Rücken an die Garage, damit sie möglichst viel Platz zum Rangieren hatte. Sie machte eine scharfe Linkskurve und stieß dann rückwärts auf das Garagentor zu. Der
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