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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch einmal auf Herz und Nieren, und sie hielt der Inspektion stand. Er fand keine Luft in den Bremsleitungen, keinen Sand im Treibstofftank. Es war, bildlich gesprochen, ein voll funktionstüchtiges Fahrzeug. Das Einzige, was fehlte, war ein Motiv. Warum sollte jemand, der fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei gewesen war und mit fünfzig seiner Pensionierung entgegensah, alles wegen eines solchen Komplotts aufs Spiel setzen? Wie konnte jemand, der fünfundzwanzig Jahre lang Verbrecher gejagt hatte, einen Mörder laufen lassen?
    Bosch hatte schon an die tausend Morde bearbeitet und wusste, dass das Motiv häufig das am schwersten zu fassende Element eines Verbrechens war. Selbstverständlich war Geldgier ein häufiger Beweggrund, und oft auch der Zerfall einer Ehe. Aber diese unerfreulichen Dinge spielten im Leben zahlloser Menschen eine Rolle. Sie ließen sich nicht so ohne Weiteres als Erklärung dafür heranziehen, warum Abel Pratt diese Grenze überschritten hatte.
    Bosch hieb mit der Handfläche aufs Lenkrad. Einmal abgesehen von der Frage des Motivs, war er wütend auf sich selbst. Er hatte sich mächtig blamiert. Pratt hatte ihn nach allen Regeln der Kunst vorgeführt, und das traf ihn tief. Pratt war sein Vorgesetzter. Sie hatten zusammen gegessen, gemeinsam Fälle bearbeitet, Witze gerissen und über ihre Kinder gesprochen. Pratt stand kurz vor seiner Pensionierung, die er sich nach Auffassung aller Kollegen bei der Polizei redlich verdient hatte. Für ihn war der Zeitpunkt gekommen, seine Pension einzustreichen und sich in der Karibik einen Security-Job zu suchen, bei dem er viel verdiente und wenig tun musste. Davon träumten alle, und niemand hätte es ihm geneidet. Es war der Inbegriff des Ruhestandsparadieses für jeden Polizisten.
    Doch jetzt durchschaute Bosch das alles.
    »Alles nur Theater«, sagte er im Auto laut.
DREIUNDDREISSIG
    Dreißig Minuten später fuhr Pratt am Cahuenga Pass vom Freeway. Er nahm den Barham Boulevard in nordöstlicher Richtung nach Burbank. Der Verkehr war immer noch dicht, und Bosch hatte keine Probleme, Pratt in einigem Abstand unbemerkt zu folgen. Pratt fuhr am Hintereingang von Universal und am Vordereingang von Warner Brothers vorbei. Dann bog er ein paarmal rasch ab und hielt in der Catalina Street, nicht weit von der Verdugo Road, vor einer Reihe von Stadthäusern. Bosch fuhr rasch an ihnen vorbei, bog bei der ersten Gelegenheit rechts ab und dann noch einmal und noch einmal. Bevor er ein letztes Mal rechts abbog und wieder in die Straße mit den Stadthäusern kam, schaltete er die Scheinwerfer aus. Er hielt einen halben Block hinter Pratts Geländewagen am Straßenrand und rutschte auf seinem Sitz nach unten.
    Er entdeckte Pratt sofort. Sein Vorgesetzter stand am Straßenrand und spähte in beide Richtungen, bevor er die Straße überquerte. Aber er nahm sich viel Zeit dafür. Obwohl die Straße frei war, blickte Pratt weiter nach links und rechts. Entweder er suchte jemanden, oder er wollte sich vergewissern, dass ihm niemand gefolgt war. Bosch wusste, es gab nichts Schwereres, als einen Cop zu observieren, der nach einem Schatten Ausschau hielt. Er sank noch tiefer in seinen Sitz.
    Endlich ging Pratt, immer noch ständig nach links und rechts blickend, über die Straße, und als er die andere Seite erreichte, drehte er sich um 180 Grad und trat rückwärts auf den Gehsteig. Er machte ein paar Schritte und sah sich in beiden Richtungen um. Als sein Blick auf Boschs Auto fiel, verharrte er einen Moment.
    Bosch rührt e sich nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Pratt ihn gesehen hatte – dafür saß er zu tief –, aber er konnte in dem Crown Vic entweder ein ziviles P olizeifahrzeug erkannt haben oder sogar eins der Autos der Einheit Offen-Ungelöst. Wenn er jetzt die Straße herunterkam, um das zu überprüfen, würde er Bosch erwischen, ohne dass dieser eine einleuchtende Erklärung parat hätte. Oder eine Schusswaffe. Seine Ersatzwaffe war für eine ballistische Untersuchung in Zusammenhang mit den Schüssen auf Robert Foxworth routinemäßig eingezogen worden.
    Pratt begann, auf Boschs Auto zuzugehen. Bosch legte die Hand an den Türgriff. Notfalls würde er aus dem Auto springen und in Richtung Verdugo Road rennen, wo es Verkehr und Passanten gab.
    Doch plötzlich blieb Pratt stehen. Irgendetwas in seinem Rücken hatte seine Aufmerksamkeit abgelenkt. Er drehte sich um und blickte zur Eingangstreppe des Stadthauses, vor dem er gerade gestanden hatte.

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