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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einen guten Detective, als einen, der sich einfühlt und sich die Dinge zu Herzen nimmt. Entweder zählten alle oder keiner. Das war sein Credo. Es machte ihn zu einem guten Polizisten, aber es machte ihn auch verletzlich. Fehler konnten ihm schwer zusetzen, und das hier war der schlimmste aller Fehler.
    Er klimperte mit den Eiswürfeln in seinem Glas und trank es mit einem weiteren großen Schluck aus. Wie konnte etwas, das so kalt war, auf dem Weg die Speiseröhre hinunter so heiß brennen? Er ging ins Haus zurück, um mehr Wodka auf das Eis zu gießen. Er bedauerte, keine Zitrone oder Limette zu haben, die er in den Drink hätte drücken können, aber er hatte auf dem Heimweg nirgendwo haltgemacht. In der Küche griff er mit dem frischen Drink in der Hand nach dem Telefon und rief Jerry Edgar auf seinem Handy an. Er wusste die Nummer immer noch auswendig. Die Nummer eines Partners war etwas, was man nie vergaß.
    Edgar meldete sich, und Bosch konnte im Hintergrund den Fernseher laufen hören. Er war zu Hause.
    »Jerry, ich bin’s. Ich muss dich was fragen.«
    »Harry? Wo steckst du?«
    »Zu Hause. Aber ich arbeite an einem unserer alten Fälle.«
    »Ah, mit welchem Fall auf der langen Liste der Harry-Bosch-Obsessionen haben wir es denn diesmal zu tun? Lass mich raten? Fernandez?«
    »Nein.«
    »Dieses junge Mädchen, Spike Sowieso?«
    »Nein.«
    »Ich gebe auf, Mann. Du hast zu viele Gespenster, um mir alle merken zu können.«
    »Gesto.«
    »Verdammt, da hätte ich eigentlich draufkommen müssen. Du hast dich immer wieder mal mit der Sache befasst, seit du wieder im Geschäft bist. Also, schieß los.«
    »In den 51ern steht ein Vermerk. Mit deinen Initialen und folgendem Inhalt: Ein Robert Saxon rief an und sagte, er hätte sie im Mayfair gesehen.«
    Edgar wartete eine Weile, bevor er antwortete.
    »Das ist alles? Das ist der ganze Vermerk?«
    »Ja. Kannst du dich daran erinnern, mit diesem Kerl gesprochen zu haben?«
    »Verdammt, Harry. Ich kann mich nicht mal an Vermerke zu Fällen erinnern, die ich im letzten Monat hatte. Deshalb haben wir schließlich die 51er. Wer ist Saxon?«
    Bosch schwenkte sein Glas und nahm einen Schluck, bevor er antwortete. Eiswürfel purzelten gegen seine Lippen, und Wodka lief über sein Kinn. Er wischte ihn mit dem Ärmel ab, dann hielt er den Hörer wieder an den Mund.
    »Er ist vermutlich der Täter.«
    »Du hast den Mörder, Harry?«
    »Ziemlich sicher. Aber – wir hätten ihn schon damals kriegen können. Vielleicht.«
    »Ich kann mich an keinen Saxon erinnern, der angerufen hat. Wahrscheinlich wollte der Kerl einfach etwas Dampf ablassen. Was ist eigentlich los mit dir, Harry, bist du betrunken, oder was?«
    »Ich bin auf dem bestem Wege.«
    »Wieso machst du so einen Stress, Mann? Wenn du den Kerl hast, sei doch froh. Immer noch besser spät als nie. Ich bin jedenfalls froh. Hast du ihre Eltern schon angerufen?«
    Bosch lehnte sich an die Arbeitsplatte und hatte das Bedürfnis, sich zu setzen. Aber das Telefon war an einer Schnur, und er konnte damit nicht ins Wohnzimmer oder auf die Terrasse hinaus gehen. Er gab sich große Mühe, nichts von seinem Wodka zu verschütten, als er sich mit dem Rücken am Küchenschrank auf den Boden rutschen ließ.
    »Nein, ich habe sie noch nicht angerufen.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus, Harry. Du bist völlig im Arsch, und das kann nur heißen, irgendwas stimmt hier nicht.«
    Bosch wartete einen Augenblick.
    »Was nicht stimmt, ist, dass Marie Gesto nicht die Erste war und auch nicht die Letzte.«
    Edgar blieb still, als es ihm dämmerte. Das Hintergrundgeräusch aus dem Fernseher verstummte, und dann sprach er mit der jämmerlichen Stimme eines Kindes weiter, das fragte, was seine Strafe sein würde.
    »Wie viele kamen danach noch?«
    »Wie es aussieht, neun«, sagte Bosch ähnlich kleinlaut. »Morgen weiß ich wahrscheinlich mehr.«
    »Herr im Himmel«, hauchte Edgar.
    Bosch nickte. Ein Teil von ihm war wütend auf Edgar und wollte alles ihm in die Schuhe schieben. Aber der andere Teil sagte, dass sie Partner waren und Gutes wie Schlechtes teilten. Die 51er standen im Mordbuch, wo beide sie lesen und darauf hätten reagieren können.
    »Dann erinnerst du dich also nicht an den Anruf?«
    »Nein, absolut nicht. Es ist zu lange her. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass der Anrufer sich unglaubwürdig angehört haben muss, wenn ich der Sache nicht weiter nachgegangen bin, oder ich hatte bereits alles erfahren, was es von ihm zu

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