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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Freddy«, ordnete O’Shea entnervt an. »Deputy, Sie steigen als Erster hinunter und passen mit der Flinte auf, falls Mr. Waits auf dumme Gedanken kommen sollte. Detective Rider, Sie haben meine Erlaubnis, Ihre Waffe aus dem Halfter zu nehmen. Sie bleiben hier oben bei Freddy und passen ebenfalls auf.«
    Bosch stieg ein paar Sprossen die Leiter hinauf, damit ihm der Deputy vorsichtig die Flinte reichen konnte. Dann stieg er wieder nach unten, und der uniformierte Deputy folgte ihm. Bosch gab ihm die Flinte und kehrte an die Leiter zurück.
    »Werfen Sie mir die Handschellen runter«, rief er zu Olivas hoch.
    Bosch fing die Handschellen auf und stellte sich dann auf die zweite Sprosse. Waits machte sich daran, die Leiter hinunterzusteigen. Der Kameramann stand an der Kante des Absturzes und nahm ihn dabei auf. Als Waits drei Sprossen über dem Boden angelangt war, packte ihn Bosch an der Kette um seinen Bauch, um ihm die restlichen Sprossen hinunterzuhelfen.
    »Na, wie sieht’s aus, Ray?«, flüsterte er Waits von hinten ins Ohr. »Eine bessere Gelegenheit kriegen Sie nicht mehr. Wollen Sie es wirklich nicht versuchen?«
    Waits stieg von der Leiter, drehte sich um und hielt Bosch die Hände hin, damit er ihm die Handschellen wieder anlegen konnte. Er sah Bosch in die Augen.
    »Nein, Detective. Dafür lebe ich zu gern.«
    »Habe ich mir fast gedacht.«
    Bosch machte Waits’ Hände mit den Handschellen an der Kette um seinen Bauch fest und schaute zu den anderen hinauf.
    »Okay, hier unten ist alles klar.«
    Darauf kam einer nach dem anderen die Leiter herunter. Sobald alle versammelt waren, wandte sich O’Shea an Waits.
    »Okay, und wo geht es jetzt weiter?«
    Waits drehte sich um 180 Grad, als sähe er das Gelände zum ersten Mal.
    »Ähmmmmm …«
    Olivas rastete beinahe aus.
    »Machen Sie jetzt bloß …«
    »Da lang«, sagte Waits geziert und deutete mit dem Kopf nach rechts. »Einen Augenblick lang habe ich die Orientierung verloren.«
    »Denken Sie bloß nicht, Sie könnten uns hier verarschen, Waits«, sagte Olivas. »Entweder Sie führen uns jetzt sofort zu der Leiche, oder wir kehren um und gehen auf der Stelle vor Gericht, und dann kriegen Sie den goldenen Schuss verpasst, den Sie verdient haben – ist das klar?«
    »Ja, ist mir klar. Und wie gesagt, hier lang geht’s.«
    Angeführt von Waits, bahnte sich die Gruppe einen Weg durch das Unterholz. Olivas hielt Waits an der Kette um seinen Bauch, und auch die Mündung der Flinte war nie weiter als zwei Meter von ihm entfernt.
    Inzwischen war der Untergrund noch weicher und schlammiger geworden. Wahrscheinlich war das ablaufende Wasser von den Regenfällen des letzten Frühlings den Hang heruntergekommen und hatte sich hier gesammelt. Bosch spürte, wie sich seine Oberschenkelmuskulatur zu verspannen begann, weil er seine Arbeitsstiefel bei jedem Schritt mühsam aus dem saugenden Schlamm ziehen musste.
    Nach weiteren fünf Minuten erreichten sie eine kleine Lichtung, die im Schatten einer mächtigen Eiche lag. Bosch bemerkte, dass Waits aufschaute, und folgte der Richtung seines Blicks. Von einem Ast über ihnen hing schlaff ein vergilbtes weißes Haarband.
    »Schon komisch«, sagte Waits. »Es war mal blau.«
    Bosch wusste, dass allgemein davon ausgegangen worden war, dass Marie Gesto zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ihr Haar mit einem blauen Haarband aus dem Gesicht gebunden hatte. Eine Freundin, die sie an ihrem letzten Tag gesehen hatte, beschrieb der Polizei, was sie angehabt hatte. Das blaue Haarband war nicht bei den ordentlich zusammengelegten Kleidern gewesen, die in der Garage der High Tower Apartments in ihrem Auto gefunden worden waren.
    Bosch schaute zu dem Haarband hoch. Dreizehn Jahre Wind und Wetter hatten ihm seine Farbe genommen.
    Bosch senkte den Blick und sah direkt in das lächelnde Gesicht des Mörders.
    »Wir sind da, Detective. Endlich haben Sie Marie gefunden.«
    »Wo?«
    Waits’ Grinsen wurde breiter.
    »Sie stehen auf ihr.«
    Bosch trat abrupt einen Schritt zurück, und Waits lachte.
    »Keine Angst, Detective Bosch, ich glaube nicht, dass sie das noch spürt. Was hat ein großer Mann gleich wieder über den ewigen Schlaf geschrieben? Dass einem dann die Gemeinheit, wie man starb oder wohin man fiel, egal ist?«
    Bosch sah ihn an und wunderte sich wieder einmal über das gebildete Gehabe des Fensterputzers. Waits schien zu spüren, was in ihm vorging.
    »Ich bin seit Mai im Gefängnis, Detective. Ich hatte viel Zeit zum

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