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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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angefallen hatte –, hütete er sich davor, Mickey zu reizen.
    »Ich werde sie behandeln, als wären es meine eigenen«, versprach Donny.
    Mickey massierte sich die Stirn. »Eben das befürchte ich ja.«
    Die Spitze des Konvois in die Everglades bildeten zwei Trucks, die mit Equipment – Scheinwerfern, Kabeln, Batterien, Verstärkern und Kameras – beladen waren. Den Trucks folgte ein gemieteter Minivan, in dem Raven Stark und das gesamte Team saßen. Dann kam das gigantische Luxuswohnmobil mit Derek, dem Mickeys Pick-up hinterherfuhr.
    Sie waren kaum zehn Minuten unterwegs, da sah Wahoo, wie sein Vater vier Aspirin mit einem Schluck Kaffee runterspülte.
    »Wie geht’s dir, Pop?«
    »Prächtig.«
    »Kannst du klar sehen?«
    »Jedenfalls sehe ich nicht doppelt. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
    Doch Mickeys Hände umklammerten krampfhaft das Lenkrad, und er spähte angestrengt durch die Windschutzscheibe.
    »Was ist los?«, fragte Tuna.
    Wahoo erzählte ihr, dass seinem Vater ein Leguan auf den Kopf gefallen war. »Ich habe ein Medikament dabei, das ziemlich gut wirkt«, sagte Tuna, die zwischen den beiden saß.
    »Mir geht’s bestens«, behauptete Mickey.
    »Wie kommt es dann, dass Ihnen die Augen tränen?«
    »Kümmer dich um deinen eigenen Kram.« Er fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um die Tränen abzuwischen.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Tuna.
    Bevor Wahoo sie daran hindern konnte, hatte sie das Rückfenster der Fahrerkabine aufgeschoben und schlängelte sich auf die Ladefläche des Pick-ups, die mit Lebensmitteln und der Campingausrüstung vollgepackt war. Nervös beobachtete Mickey im Rückspiegel, wie sie seelenruhig in ihrem Beutel herumkramte.
    Wahoo bat seinen Vater, das Tempo zu drosseln. Tuna war so klein, dass er befürchtete, sie würde vom Wagen geschleudert werden, wenn der Pick-up über eine holprige Stelle fuhr.
    Stirnrunzelnd nahm Mickey den Fuß vom Gaspedal. »Es war ein großer Fehler, dieses Mädchen mitzunehmen.«
    »Was hätten wir denn sonst tun sollen?«, erwiderte Wahoo. »Sie zu ihrem Dad zurückschicken, damit er sie weiter verprügeln kann? Außerdem hat er eine Waffe!«
    »Die Polizei hätten wir rufen sollen.«
    »Und wo soll sie hin, wenn ihr Alter im Gefängnis sitzt? Soll sie vielleicht allein in diesem vergammelten Wohnmobil bleiben? Auf einem Parkplatz von Walmart?«
    »Beruhig dich«, sagte Mickey. »Jetzt lässt sich sowieso nichts mehr daran ändern.«
    Tuna schlängelte sich wieder durchs Fenster und rutschte zwischen den beiden auf den Sitz.
    »Du solltest Akrobatin werden«, meinte Mickey. »Und zum Zirkus gehen oder so.«
    Tuna schraubte eine kleine braune Flasche auf, der sie zwei pinkfarbene Tabletten entnahm. »Sagen Sie mal Aaah«, forderte sie Mickey auf.
    »Du spinnst wohl!«
    Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite. Als er den Mund öffnete, um zu protestieren, warf sie ihm die Tabletten hinein, sodass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sie runterzuschlucken.
    »Bäh!«, sagte er.
    »Unschlagbar bei Migräne«, sagte Tuna zu Wahoo.
    Und in der Tat hörten Mickeys Augen nach wenigen Minuten auf zu tränen, während seine Hände sich lockerten und entspannt das Lenkrad umfassten. Als Wahoo ihn fragte, ob er sich besser fühle, verneinte er das.
    »Sag die Wahrheit, Pop.«
    »Okay, vielleicht ein bisschen besser. Na und?«
    »Willst du dich denn noch nicht mal bei ihr bedanken?«
    »Hey, dafür hab ich jetzt keine Zeit. Muss mich aufs Fahren konzentrieren.«
    Wahoo wandte sich an Tuna. »Er ist zu stur, um es selbst zu sagen«, erklärte er, »also danke für die Medizin.«
    Sie lächelte. »Gern geschehen, Lance.«
    Vor ihnen schaukelte Derek Badgers riesiges schwarzes Wohnmobil in Richtung Everglades.
    Der Mann hieß Sickler, und vor einem Jahr war er aus Tennessee vertrieben worden, weil er in der Nähe von Gatlinburg falsche Rubine aus einer Mine, die es nicht gab, verkauft hatte. Jetzt betrieb er einen Souvenirladen am Tamiami Trail, einer zweispurigen Straße, die zwischen Miami und Naples durch Südflorida führt.
    Dort verscherbelte Sickler unechtes seminolisches Kunsthandwerk und bot Touristen für zwanzig Dollar pro Person eine einstündige Rundfahrt mit dem Sumpfboot an – fünf Dollar extra, wenn sie ein Lunchpaket haben wollten. Er versprach, ihnen ihr Geld zurückzuerstatten, wenn sie während der Bootsfahrt nicht mindestens einen Alligator zu Gesicht bekämen. Doch einen sahen die Touristen immer. Und zwar deswegen, weil

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