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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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aber damit hatte ich nicht gerechnet. »Ungeziefer?« Ich sah mich um. »Wir haben hier doch gar kein Ungeziefer.«
    »Und ob. Da hinten in der Ecke, auf dem obersten Regal, sitzt eine Küchenschabe, so groß wie dein Daumen.«
    Igitt! Ich schnappte mir das Insektenvertilgungsspray. Ich hasse Ungeziefer. Ich hatte einen Kammerjäger kommen lassen, ehe ich ernsthaft überlegt hatte, den Laden zu mieten.
    Ja, ja, ich bin ein blutsaugender Vampir und fürchte mich vor Insekten. Lächerlich, ich weiß. Vorsichtig näherte ich mich dem betreffenden Regal. Auf dem obersten Brett waren deutlich sichtbar zwei Fühler auszumachen. Als ich den Arm hob, flitzte das Mistvieh davon, doch ich verfolgte es, zielte und sprühte, bis es sich nicht mehr rührte.
    »Ryan hätte sie kaltmachen sollen. Soweit kommt es noch, dass sich meine Angestellten hier Insekten als Haustiere halten!« Die Leiche sollte gefälligst unser interner Hobbybiologe entsorgen, wenn er morgen Abend kam – ich würde sie jedenfalls nicht anrühren.
    »Tja, wir wissen nur, dass er jedes Mal mit ihr herumgespielt hat, wenn er kam. Hat sogar mit ihr geredet.« Emmie Lou wedelte mit der Hand. »Könnest du bitte die Tür aufmachen? Dieses Zeug ist nicht gerade Chanel No. 5.«
    »Okay, okay.« Ich hatte versucht, möglichst flach zu atmen, aber der Gestank war kaum auszuhalten. Ich riss die Ladentür auf.
    »Am besten erledigst du auch gleich noch die Spinne auf dem Bücherregal, wenn du gerade dabei bist.« Harvey kehrte in den Laden zurück. »Sie sitzt immer dort oben neben den Shakespeare-Bänden, die du Miranda abgekauft hast.«
Er rümpfte die Nase. »Totale Geldverschwendung, wenn du mich fragst.«
    Emmie Lou schüttelte den Kopf. »Harvey hatte noch nie viel für anspruchsvolle Literatur übrig. Ein Western in Taschenbuchausgabe entspricht da schon eher seiner Vorstellung von guter Lektüre.«
    »Was gibt’s dagegen einzuwenden? Zane Grey. Louis L’Armour. Genial.«
    »Du würdest gar nicht glauben, welche Preise eine Erstausgabe von Zane Grey erzielen kann, Emmie.« Ich hatte kürzlich beschlossen, neben gebrauchten Kleidern und Möbeln auch Bücher ins Angebot aufzunehmen. Natürlich heizte meine Bemerkung die Diskussion zwischen den beiden nur noch zusätzlich an. Aus ihrem Gezeter wurde Gebrüll.
    Ich blendete das Geschrei aus und schwelgte ein wenig in meinen persönlichen Erinnerungen an Billy Shakespeare. Ich war zwar nur in einer Handvoll seiner Stücke aufgetreten, aber gelesen hatte ich über die Jahre jedes einzelne seiner Werke. Ich spähte auf das Regal.
    Tatsächlich, eine Spinne. Ich schauderte und murmelte »Hinfort, verdammtes Vieh«, in Anlehnung an Lady Macbeth. Doch als ich mich mit der Spraydose näherte, krabbelte sie davon. Verflixt. Ich wollte meine Bücher nicht in eine Wolke aus Insektenspray hüllen. Dann würde ich eben Ryan morgen mit der Eliminierung beauftragen. Ich wandte mich zu Emmie um, die eben im Begriff war, Harvey ein Bleikristallweinglas an den Kopf zu werfen.
    »Halt!« Da ich es ihr nicht abnehmen konnte, wartete ich einfach ab, bis sie es wieder hingestellt hatte. »Habt ihr sonst noch irgendwelches Ungeziefer gesichtet?« Ich hielt die Dose hoch und sah mich um.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Harvey, dankbar für die Unterbrechung.
»Was regst du dich denn so auf, Glory? Diese Tierchen beißen doch nicht einmal. Ich weiß noch, wie ich mal in einem Bienenstock stecken geblieben bin. Das war wirklich kein Spaß, kann ich dir sagen.«
    »Ich dulde hier kein Ungeziefer. Ich würde nicht in einem Laden einkaufen, in dem es Spinnen und Küchenschaben gibt.« Oder in dem die kreischende Besitzerin mit einem Insektenspray in der Hand auf dem Tresen kauert.
    »Wir halten die Augen offen, Schätzchen. Wenn wir noch welche entdecken, lassen wir es dich wissen.« Emmie warf Harvey einen strafenden Blick zu. »Jeder hat so seine Phobien, Harvey. Bei dir sind es Riesenräder.«
    »Ach, hör doch mit diesen alten Geschichten auf, Emmie«, brummte Harvey verlegen.
    »Darf ich euch um einen Gefallen bitten?«
    »Aber natürlich.« Emmie blinzelte. »Harvey kann es kaum erwarten, das Thema zu wechseln. Worum geht’s?«
    »Ich möchte, dass ihr ein Auge auf Ryan habt, wenn ich nicht hier bin. Es würde mich interessieren, ob er sich irgendwie seltsam oder verdächtig verhält.« Als wäre es nicht schon seltsam genug, wenn er mit Ungeziefer spielte. Ich stellte die Spraydose wieder ins Lager zurück. Sollte ich zum

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