Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Tür, die auf den Balkon hinausführte.
»Blauer Himmel, blaues Meer«, rief Remy begeistert. »Ist es nicht toll hier?«
»Ja, wunderschön.« Alex seufzte. Sie musste daran denken, wie sehr es Jake hier gefallen würde, und spürte einen Stich in der Brust, der beinahe an tatsächlichen körperlichen Schmerz grenzte. Sie musste sich wirklich zusammenreißen.
»Also, wie ist der Plan? Ich bin für Strand und Eis essen.« Remys Augen strahlten erneut vor Begeisterung über all das Neue und Schöne, das ihr geboten wurde.
»Für mich steht leider Arbeit auf dem Programm. Es ist eine Orientierungsveranstaltung angesetzt, und du bist herzlich eingeladen mitzukommen, aber wahrscheinlich würdest du dich zu Tode langweilen. Ich werde mich vermutlich auch zu Tode langweilen, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig als hinzugehen. Wenn du nicht schlafen willst, warum machst du nicht einen Bummel in die Stadt, und wir treffen uns anschließend in der Bar?«
»Wann?«
»Das Meeting beginnt um vier und dauert schätzungsweise zwei Stunden. Sagen wir also um halb sieben, dann sind wir auf der sicheren Seite?«
Remy nickte. Sie wollte unbedingt möglichst schnell hinaus in die Sonne und die neue Umgebung erkunden. Sie war schon immer gern am Meer gewesen. Die Kitschläden, die Eisdielen, die Süßigkeiten, Fish and Chips, die Schreie der Möwen, der Salzgeruch in der Luft, zu spüren, wie die Sonne die Sommersprossen auf ihrer Nase sprießen ließ, Sand im Sandwich zu haben und die Zehen in die heranrollenden kalten Wellen zu tauchen.
Und Männer in Badehosen.
Es war wie im Himmel.
Kapitel 12
A ls sie mit dem Auspacken fertig waren, war es beinahe drei Uhr.
Während Alex irgendwo in den Tiefen des Hotels verschwand, huschte Remy nach draußen in den Sonnenschein, entschlossen, die Umgebung zu erkunden.
Als Erstes kaufte sie sich an einem Stand ein Eis. Genauer gesagt ein Hörnchen mit drei riesigen Kugeln: Schokolade, Erdbeere und Rumeis mit Rosinen. Ein absoluter Hochgenuss. Schließlich war niemand da, der ihr in die Hüften zwickte und sie warnte, wohin so viel Genusssucht zweifellos führen würde.
Bei diesem Gedanken musste Remy schwer schlucken.
Sie war wieder Single.
Sie war seit ihrem neunzehnten Lebensjahr nicht mehr Single gewesen.
Was machte man als Single? Sie hatte es beinahe vergessen.
Sie schlenderte zum Strand hinunter und ließ sich an einem sonnigen Fleckchen direkt an der Wasserlinie nieder.
Es war ein herrlicher Nachmittag; die Sonne schien, die Urlauber lagen dick eingeschmiert mit Sonnencreme auf ihren Badetüchern und verbrannten trotz des hohen Schutzfaktors, Kinder spielten im Sand in der Sonne, und die Luft war erfüllt von Gelächter und den Schreien der Seemöwen, die hoch am Himmel über ihren Köpfen kreisten. Es war einfach idyllisch, traumhaft schön.
Es war erst eine Woche vergangen, seit sie mit Simon im Restaurant gesessen und dieser ihr das Herz gebrochen hatte,
doch es schien ihr, als wäre das Ganze schon eine Ewigkeit her.
Erst gestern hatte sie beschlossen, nach London zu fahren. Und jetzt war sie auf Jersey, saß am Strand und schleckte ein Eis, und obwohl sie im wörtlichen Sinne natürlich genau wusste, wie sie hierhergekommen war, hatte sie im metaphysischen Sinne keine Ahnung, wie sie hier gelandet war. Auf welcher Karma-Welle war sie hierhergeschwappt?
Sie fühlte sich anders.
Natürlich musste sie sich anders fühlen, schließlich war so viel passiert, doch was sie in Wahrheit meinte, war, dass sie das Gefühl hatte, ein anderer Mensch zu sein als der, der das Priory um Schlag Mitternacht wie Aschenputtel mit zwei Schuhen und einem Koffer voller Gepäck verlassen hatte.
Vielleicht war es das Meer.
Vielleicht war es der Abstand.
Jedenfalls fühlte sie sich plötzlich so frei wie die am Himmel kreisenden Möwen über ihr.
Da ihr Großvater vier Monate zuvor gestorben war, befand sie sich in der ungewöhnlichen Situation, finanziell vollkommen frei und unabhängig zu sein. Er hatte ihr eine große Summe Geld hinterlassen, die sie - größtenteils unangetastet - auf einem hochverzinslichen Sparkonto geparkt hatte, während sie und Simon in aller Ruhe hatten entscheiden wollen, was sie mit dem Geld machen würden.
Remy hatte Bilder von einer Hochzeit im Kopf gehabt und von einem größeren Haus und im Laufe der kommenden Jahre vielleicht sogar von Kindern, nicht sofort, aber mittelfristig definitiv.
Diese Bilder hatten sich nun zusammen mit Simon in
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