Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
Vom Netzwerk:
eine kombinierte Bauchstraffung und ein Polifting an, ergänzt um eine Konturverbesserung durch Fettabsaugung. Abgesehen von einem ärgerlichen Jucken der Fäden und einer leichten Rötung an der Einstichstelle einer Wunddränage, die mit einem Antibiotikum schnell kuriert werden konnte, war ihre Genesung zwar langwierig, aber nicht schmerzhaft. Und drei Monate später waren die Ergebnisse durchaus vorzeigbar.
    Tatsächlich sah sie im Frühling in ihrem knappen Bikini am Strand von Puerto Vallarta »unglaublich« aus, wie Jim sagte. Der übrige Long-Clan war in Mexiko ein wenig bedrückt, weil Sue zwei Tage vor ihrer Abreise, für alle überraschend, berichtet hatte, ihr Ehemann habe eine Affäre mit einer sehr viel jüngeren Frau. Die Longs kochten vor Empörung und wetzten die Messer. Jim gestand Diane, er hoffe, Sue werde »dem Scheißkerl das geben, was er verdient, und ihn nach Strich und Faden ausnehmen«.
    Im September stellte Walter Cousins seine Zahlungen ein. Finanziell war das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von Belang, aber trotzdem würde Diane ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Wenn Walter glaubte, er habe lange genug gezahlt, hatte er sich gründlich getäuscht.
    Mit einer Mischung aus Rachsucht, Siegesgewissheit und Schadenfreude schrieb Diane einen Brief an Walters Frau. »Sehr geehrte Mrs Cousins«, begann sie. »Es fällt mir sehr schwer, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Denn der Gegenstand ist alles andere als angenehm.« Sie hielt einen Augenblick inne und stellte sich Mrs Cousins beim Lesen des Briefes vor. Dann schrieb sie:
    Es fällt mir sehr schwer, Ihnen diesen Brief zu schreiben, denn der Gegenstand ist alles andere als angenehm. Ich muss Ihnen mitteilen,dass im Sommer 1962, als ich als Au-pair in Ihrem Haushalt angestellt war, Ihr Ehemann sich mehrmals an mir vergangen hat. Er nutzte meine Jugend und Unsicherheit aus. Er nutzte eine junge Frau aus, die zu Gast in Amerika war. Seit Jahren habe ich mit der verstörenden Erinnerung an diesen Sommer 1962 gelebt. Und ich habe mit einer beträchtlichen Bürde gelebt, weil ich die Mutter des Kindes Ihres Mannes bin. Ich habe einen Jungen, inzwischen sechzehneinhalb Jahre alt, den Ihr Mann bis zu diesem Monat mit fünfhundert Dollar monatlich unterstützt hat. Unglücklicherweise ist diese Zahlung kürzlich ausgeblieben. Das ist sehr bedauerlich, weil ich zum Unterhalt meines Sohnes darauf angewiesen bin. Vielleicht können Sie Mr Cousins an seine Verpflichtungen gegenüber seinem unehelichen Sohn erinnern.
    Es schmerzt mich sehr, Ihnen diese Dinge schreiben zu müssen. Es bereitet mir kein Vergnügen, Sie vom Verhalten Ihres Mannes in Kenntnis zu setzen. Verzeihen Sie mir. Ich habe nicht die Absicht, die Traurigkeit in Ihrem Leben noch zu vermehren. Ich erinnere mich, dass Sie im Sommer 1962 wegen psychischer Probleme behandelt wurden, und ich hoffe und bete zu Gott, dass Ihnen Rückfälle erspart geblieben sind. Ich erinnere mich außerdem noch an Ihre Kinder, Tina und Barry, und hoffe, sie leben in glücklichen und geordneten Verhältnissen. Ich habe mit ihnen sehr viel Freude gehabt und ihre Gesellschaft genossen.
    Bedauerlicherweise kann ich das nicht von Ihrem Mann sagen. Er hat viel Kummer in mein Leben gebracht. Als traumatisiertes Vergewaltigungsopfer habe ich erhebliches Leid und Elend durchlitten.
    Bitte denken Sie über meine Bitte nach. Ich hoffe, Sie können Mr Cousins auf seine moralische Pflicht hinweisen, auch weiter für die Unterstützung seines Sohnes zu sorgen.
    Mit Gottes Segen und besten Wünschen,
    Diane Burroughs
    Lydia Cousins’ Antwort traf vier Tage später ein, in einem weißen Geschäftsumschlag, mit der Maschine geschrieben und ohne Briefkopf. »Ms Burroughs«, begann er. »Walter ist tot.«
    Er starb bei einem Autounfall vor fünfeinhalb Wochen. Man hat mir versichert, dass kein Alkohol im Spiel war. Der Unfall ereignete sich im Osten Washingtons, und es war kein anderes Fahrzeug daran beteiligt. Walter befand sich auf der Heimfahrt von einem Besuch bei unserem Sohn Barry, der gegenwärtig Student an der Washington State University ist. Seit Walters Tod kann Barry sich nur schwer auf seinen Stoff konzentrieren, und ich befürchte, dieses Semester ist für ihn verloren.
    Tina, meine Tochter, studiert ganz in der Nähe an der University of Washington. Auch sie hat Walters Tod tief getroffen. Das Verhältnis zu ihrem Vater war nicht immer einfach, und jetzt quälen Tina verständlicherweise Schuldgefühle.

Weitere Kostenlose Bücher