Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
Vom Netzwerk:
diese Behauptung wurden nicht angeführt. Das nächste Boulevardblatt machte mit der Schlagzeile »DROGENRÄT-SEL UM DIE TOTEN POLITIKER« auf. Der Artikel zitierte Quellen »aus dem Umkreis hoher Polizeibeamter« und behauptete, MacLiam habe so viel Heroin im Blut gehabt, dass man von einer Überdosis ausgehen müsse. Die übrigen Zeitungen enthielten Varianten beider Geschichten. Ich sah Aileen Williamson an und wartete darauf, dass sie sich dazu äußerte. Sie sah mir prüfend in die Augen, dann sagte sie mit fester Stimme:
    »Joseph neigte zur Sucht, Mr. Loy. Die meisten Menschen setzen eine solche Veranlagung mit Schwäche gleich. Aber Joseph war nicht schwach. Als wir uns kennen lernten, war er Alkoholiker und spielsüchtig. Er hat diese Abhängigkeiten besiegt. Wir haben geheiratet, eine Familie gegründet. Ich habe ihn ermutigt, in die Politik zu gehen. Ich schämte mich für das, was er einmal war, aber ich war auch sehr stolz darauf, wie weit er es gebracht hatte. Mein Stolz hat die Scham besiegt. Ich habe an ihn geglaubt. Das tue ich immer noch.«
    Sie schenkte mir ein unsicheres Lächeln, wie um mich für die Sünde des Stolzes um Nachsicht zu bitten. Ich überlegte, ob die Probleme ihres Mannes schon so gravierend gewesen waren, wie sie sagte, bevor er sie kennen gelernt hatte. Angesichts einer so tiefen, rückhaltlosen Bewunderung von seiner Frau hätte so mancher Mann heimlich oder offen Schritte unternommen, um sich als dessen nicht würdig zu erweisen.
    Das philippinische Dienstmädchen brachte ein Tablett mit Kaffee und Scones. Sie stellte es auf den Tisch, Aileen Williamson entließ sie mit einem knappen Lächeln und schenkte mir Kaffee ein. Den Scone lehnte ich ab. Sie goss sich selbst eine halbe Tasse ein und fuhr fort.
    »Es ist durchaus möglich, dass Joseph rückfällig geworden ist. Schließlich sind wir alle nur Menschen.« Ihrem Ton nach zu urteilen war das ein zwar bedauerlicher, aber doch vorübergehender Zustand. »Nur eins kann und will ich nicht dulden: die Behauptung, er hätte Bestechungsgelder genommen. Das ist für mich vollkommen inakzeptabel.«
    Da sprach Jack Parlands Tochter. Die Rechtschaffenheit der Reichen, die Moral der Moneten. Menschen sind schwach – Jack Parland hatte vor zwanzig Jahren, als seine Tochter noch kaum erwachsen war, seine dritte Frau geheiratet –, aber Geld ist stark und erfordert seinerseits Stärke.
    »Halten Sie die Geschichte mit der Überdosis für glaubhaft, Mr. Loy?«
    »Das kann ich herausfinden«, sagte ich. »Halten Sie das denn für wahrscheinlich? Es kommt vor, dass ein Familienvater mittleren Alters Drogen nimmt, aber dann fällt seine Wahl normalerweise nicht auf Heroin.«
    »Joseph … kurz nach der Geburt unseres dritten Kindes war Joseph in einem Zustand … nun, ich denke, man kann sagen, dass er eine Art Nervenzusammenbruch erlitten hat. Ich habe versucht, ihm da herauszuhelfen, aber er konnte sehr störrisch sein, wenn er wollte. Also habe ich dafür gesorgt, dass er sich für ein Jahr eine Auszeit nimmt. Ich organisiere Spendenkampagnen für eine katholische Hilfsorganisation, und Joseph hat eine Missionsreise nach Südostasien begleitet.«
    »Südostasien?«
    »Kambodscha, Laos, Vietnam und Thailand.«
    »Und Sie glauben, da ist er wieder süchtig geworden?«
    »Ich wollte es nicht glauben. Aber er wirkte so … entspannt. Erst dachte ich, er hätte einfach seinen inneren Frieden wieder gefunden. Und dann hat er sich in die Lokalpolitik gestürzt, hat gesagt, er wolle etwas verändern … und alles schien wieder normal zu sein. Sogar besser als normal.«
    »Aber?«
    »Aber ich habe auch noch etwas anderes an ihm beobachtet: einen Blick, eine Haltung, als wäre ihm eigentlich nichts mehr wichtig. Als hielte er das Leben im Grunde für einen einzigen großen Witz.«
    »Als Lokalpolitiker braucht man auch eine gehörige Portion Humor, wenn einen ständig Leute wegen Müllschluckern und defekten Straßenlaternen belästigen.«
    »Das ist eine sehr ernst zu nehmende Tätigkeit, Mr. Loy. Die Lokalpolitiker sind das direkte Bindeglied zwischen der Bevölkerung und den Mächtigen, vor allem für diejenigen, die sonst nicht viel Reichtum und Ansehen abbekommen haben. Und Joseph hat das auch sehr ernst genommen.«
    »Aber trotzdem hatten Sie ihn im Verdacht, Heroin zu nehmen?«
    »Ich wusste genau, dass er nicht trank. Meine Mutter war Alkoholikerin, da entwickelt man bei anderen Leuten einen Instinkt dafür. Aber ich hatte die

Weitere Kostenlose Bücher