Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)
die
Hand. Ihr kobaltblaues Kleid sah teuer aus und hätte aus einem Laden der ›Rue‹ stammen
können.
»Frau Tann,
Sie spielen auch? Ich habe Sie hier noch nie gesehen.«
»Demnach
sind Sie Stammgast im Casino?«
Angela Bennefeld
öffnete den Schnappverschluss der Handtasche und ließ eine Handvoll Jetons hineingleiten.
»Jeden zweiten Mittwoch im Monat bin ich hier. Immer gemeinsam mit der zweiten Frau
meines Vaters. Darf ich vorstellen: Elisa Bennefeld. Elisa, das ist die Dame, deren
Schwiegervater sich für das Weingut interessiert. Ich hatte dir von den Herrschaften
erzählt.«
Die Frau
in Grün reichte Norma die Hand. »Sie sind also die Privatdetektivin. Ihr Beruf klingt
aufregend.«
Norma lächelte.
»Wenn Sie wüssten, womit ich den heutigen Tag verbracht habe, würden Sie Ihre Meinung
ändern.«
Elisa Bennefeld
lachte herzlich. »Dann lassen Sie mir bitte die Illusion. Darf ich Sie zu einem
Sekt einladen?«
Ohne die
Antwort abzuwarten, orderte sie ein drittes Glas, reichte es an Norma weiter und
stieß mit ihr und der Stieftochter an. Sie sei keine waghalsige Spielerin, erklärte
sie vergnügt. »Früher sind Angela und ich einmal im Monat ins Restaurant gegangen.
Bis wir auf die Idee kamen, das Geld lieber im Casino auszugeben. Die Spannung ist
beträchtlich größer, und der Figur tut es besser. Meistens ist das Geld weg. Heute
hatte ich so ein Glück mit der 29!«
Sie holte
zu einem ausführlichen Bericht über ihre Spielbankerlebnisse aus. Norma warf ein
gelegentliches »Aha« und »Ach, tatsächlich?« ein und beobachtete aus den Augenwinkeln
Angela Bennefeld, die die Geschichten vermutlich in- und auswendig kannte und miterlebt
hatte. Die Staatsanwältin schaute gelangweilt in die Runde, bis sich plötzlich ihre
Haltung straffte. Als Norma Angelas Blickrichtung folgte, entdeckte sie einen Mann
im dunklen Anzug, der schnurstracks auf die Bar zuhielt.
Auf den
letzten Schritten streckte er die Arme aus. »Angie! Was für eine Freude!«
Elisa Bennefeld
unterbrach sich selbst mitten im Satz und rief verdutzt: »Den kenne ich doch. Aus
dem Fernsehen!«
Der Mann,
smart und dunkelhaarig, schaute Angela auffordernd an. »Willst du mich nicht mit
den Damen bekannt machen?«
Angela Bennefeld
schien alles andere als entzückt über die Begegnung. Kühl stellte sie den Mann als
Veit Lucas Wernhardt vor.
Elisa schaute
ehrfürchtig. »Wusste ich’s doch! Ich liebe diese Krimiserie! Sie sind der Kommissar,
nicht wahr? Kost… Kor…?«
»Koslowsky.
Hauptkommissar Marco Koslowsky. Wir drehen zur Zeit hier in Wiesbaden.« Sein Blick
hing an Angela.
Elisa sah
ihn bewundernd an. »Woher kennen Sie Angela?«
»Wir waren
mal ein Paar.«
Sie fuhr
zu Angela herum. »Warum hast du mir nie von Herrn Kos…, ähm, von Herrn Wernhardt
erzählt?«
»Weil die
Geschichte genauso fix passé war, wie sie begonnen hatte«, antwortete Angela säuerlich.
Dafür, stellte
Norma im Stillen fest, knisterte es aber beträchtlich zwischen den beiden. »Sie
wohnen in Wiesbaden?«
Für einen
Wimpernschlag gehörte der Augenblick ihr. Begleitet von einem einstudierten Lächeln.
»Leider
nur vorübergehend, solange wir hier drehen. Die meiste Zeit lebe ich in München.
Aber ich kenne Wiesbaden sehr gut. Hier bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen.«
»Nein!«,
gluckste Elisa entzückt. »Dann kennen Sie Angela seit der Schulzeit?«
»Wir waren
in einer Klasse, bis ich in der Zehnten eine Ehrenrunde einlegen musste. Angela
war mir in Vielem voraus.«
Elisa ließ
nicht locker. »Eine wahre Schülerliebe also? Wie goldig!«
Ein misslauniger
Blick der Staatsanwältin strafte sie. »Veit hatte es vor allem auf meine Hausausgaben
abgesehen. Sonst lief nichts zwischen uns. Erst als ich beim Gericht war, kamen
wir für wenige Monate zusammen. Verschwendete Zeit, wie ich zu spät begriff.«
Wernhardt
lächelte herzlich. »Das waren die romantischsten Wochen meines Lebens.«
»Romantisch
waren vielleicht die Affären, die du permanent hinter meinem Rücken hattest. Wie
hießen die Frauen noch? Lilly, Agnes, Simone. Und Iris, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Ines, um
präzise zu sein. Das war Kinderkram! Von Herzen geliebt habe ich allein dich, Angela.«
»Hör auf
mit dem Gesülze. Jetzt tauchst du hier zufällig auf und …«
»Nicht zufällig!«,
fiel er ihr ins Wort. »In aller Bescheidenheit darf ich sagen, dass eine Dame im
Landgericht mit meinem Namen etwas anfangen konnte. Sie hat mir gern Auskunft
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