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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Abend. Nach ihm hat
sie Ausschau gehalten.«
    Norma fiel
spontan ins Siezen zurück. »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Nö! Die
Mühe spar’ ich mir. Geh einfach ins Internet, Deern. Den Kerl findest du x-fach
dort. Mit Foto und allem.«
    »Du kennst
ihn also!«
    »Na, klar.
Den kennen hier alle. Das war dieser Weinfuzzy. Harry Halvard. Er hat sich zu ihr
gesetzt. Lange haben die nicht geredet. Er ist zehn Minuten vor ihr gegangen.«
    Ulf-Harald
Halvard also! Normas Herzschlag zog an. »Wie betrunken war sie?«
    Auf der
Uferpromenade gerieten ein Dackel und ein Terrier in Streit. Kläffend und knurrend
fielen sie übereinander her. Herrchen und Frauchen hatte alle Hände voll zu tun,
die Leinen zu entwirren und die Raufbolde zu trennen.
    »Nicht mehr
als sonst«, antwortete Heiko, als vor dem Anleger Friede eingekehrt war. »Was mir
seltsam vorkommt: Ich weiß von Angela, dass sie früher oft zum Baden auf die Rettbergsaue
rübergeschippert ist. Sie hat erzählt, sie schwimmt wie ein Fisch.«
    »Soll heißen?«
    »Sie war«,
erklärte er mit fester Stimme, »verdammt noch mal nicht betrunken genug, um im Hafenwasser
abzusaufen wie ein wurmzerfressener Kahn.«
    Zum Essen
war sie wieder allein. Heiko, dem sie mit Mühe den Nachnamen Ohlsen hatte entlocken
können, ging zurück an seinen Stammplatz und genehmigte sich auf ihre Kosten ein
drittes Bier. Norma beließ es bei dem einen Glas Wein und dachte beim Cappuccino
über das nach, was Heiko über das Gespräch zwischen Harry und Angela zu entlocken
gewesen war, während er sich ausgiebig unter der Mütze gekratzt hatte. Die beiden
hätten zwar nicht offen gestritten, jedoch war ihm die Situation alles andere als
entspannt vorgekommen. Offensichtlich habe Harry sich irgendetwas zu Herzen genommen
und sich sehr darüber aufgeregt, vermutete Heiko. Als Angela kurz zu den Toiletten
entschwunden sei, habe Harry in die Jackentasche gegriffen und ein Medikament hervorgeholt.
Ein braunes Fläschchen, erklärte Heiko auf Normas Nachfrage ungeduldig. Bestimmt
nur mit Wasser drin. Gewürzt mit etwas Alkohol und der Spur eines wirkungslosen
Nichts.
    »Wie, nichts?«,
hatte sie irritiert gefragt und als Antwort »Ho-mö-o-pat-hie, Deern!« erhalten,
wobei er jede Silbe einzeln betonte.
    Dass Harry
Asthmatiker sei, wisse in Schiersteiner jeder, und ebenso, wie sehr der Weinpapst
auf die Wirkung der Naturheilkraft vertraue. Was Heiko persönlich von der alternativen
Heilkunst hielt, brauchte sie nicht zu fragen. Er habe schräg hinter Harry gesessen,
gab er auf ihre Nachfrage an. Was genau Harry mit dem Fläschchen anstellte, habe
er nicht erkennen können.
    Um 19:30
Uhr war sie zurück in Biebrich und hielt auf dem Gehweg, um die Kartons mit den
Akten ins Büro zu bringen. Danach öffnete sie das Tor zum Innenhof und stellte den
Wagen auf seinen üblichen Platz. Als sie nach ihrer Tasche auf dem Rücksitz greifen
wollte, stieß sie gegen etwas Warmes und Haariges, das sich zu allem Überfluss bewegte,
und riss mit einem Schrei die Hand zurück. Das Monster aus dem Hinterhalt entpuppte
sich als stämmiges, blaupelziges Wesen, das sich lässig gegen das Polster lehnte
und mit Bernsteinaugen blinzelte.
    »Mein lieber
Herr Kartäuser, du hast mich zu Tode erschreckt! Wie kommst du denn hier rein?«
    Er musste
den kurzen Stopp auf der Straße zum Einsteigen genutzt haben. Hoffentlich fand Leopold
keinen Gefallen daran und reiste demnächst als blinder Passagier in fremden Autos
mit. Die Sorgen wollte sie sich gar nicht erst ausmalen! Sie stieg aus und öffnete
die hintere Tür. Poldi schnurrte lautstark und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Mit dem Kater auf der Schulter schloss sie das Tor und ging zurück ins Büro, wo
er mit zwei Sätzen seinen Lieblingsplatz auf dem höchsten Schrank eroberte. Norma
stellte sich auf eine lange Nacht am Schreibtisch ein. Im Kühlschrank der kleinen
Teeküche wartete eine Flasche Sauvignon blanc. Kein Riesling, dennoch aus dem Rheingau
und ein Geschenk von Lutz. Insofern bestens versorgt, setzte sie sich an den Rechner
und begann damit, die Namen aus den Vermisstenvorgängen in eine Liste zu übertragen.
Es würde mühsam werden, nach so vielen Jahren Angehörige ausfindig zu machen, die
ihr Auskunft geben könnten. Ein heikles Anliegen; wollte sie doch bei niemandem
falsche Hoffnungen wecken.
    Ihre Frage
wäre ebenso einfach zu formulieren wie eindeutig zu beantworten: Litt der Vermisste
unter einer verkrüppelten rechten

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