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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Hand?

19
     
    Mittwoch, der 20. Juli
     
    Der Kranzplatz war rund um den Kochbrunnen
abgesperrt. Vier Polizeiwagen mit Blaulicht sorgten bei den Passanten für Aufsehen.
Eifrige Helfer in Zivil achteten darauf, dass die Leute hinter den Absperrbändern
blieben. Uniformierte Polizisten hielten sich rund um den Kochbrunnentempel auf,
in dem eine Gruppe komplett in Weiß gehüllter Spurensicherer ihre Arbeit erledigte.
Der Grund für die Geschäftigkeit wurde Norma klar, als sie sich zu den Zaungästen
gesellte. Im Pavillon lag eine Frau: Reglos und in ein Cocktailkleid gehüllt. Die
zarten Füße steckten in Pumps mit lebensgefährlichen Absätzen. Der Brunnen in der
Mitte des Pavillons verdeckte das Gesicht. Der Schwefelgeruch des Heilwassers, das
aus dem vierarmigen Hahn in das Becken rann, zog bis zur Absperrung herüber.
    »Hier stinkt’s,
Mami«, stellte der kleine Junge neben ihr fest und umklammerte die Hand seiner Mutter.
»Guck mal! Die Frau bewegt sich.«
    Aufgeweckt,
der Knirps! Tatsächlich, eine Wade hatte gezuckt und umgehend stillgehalten. Ein
korpulenter Mann winkte eilig einem Team mit Kamera und Mikrofon und hob ein Megafon
vor das Gesicht.
    »Achtung!«,
klang es über den Platz. »Veit, dein Einsatz! Und: bitte!«
    Aus Richtung
der Hessischen Staatskanzlei stürmte Veit Lucas Wernhardt heran. Auf Höhe des Springbrunnens
verlangsamte er seinen Schritt, schenkte der roten Sinterschicht, die im Sonnenlicht
kameratauglich aufleuchtete, einen fixen Blick und eilte weiter zum Pavillon, um
sich dort neben der Frau auf den Boden zu knien.
    »Danke!«,
tönte es durch das Megafon. »Das war’s. Mittagspause, Kinder!«
    »Wahnsinn«,
hauchte die junge Mutter. »Der Koslowsky in live!«
    »Sie kennen
die Krimiserie?«, fragte Norma.
    Die Frau
strahlte sie an. »Sie etwa nicht? Ich lasse mir keine Folge entgehen. Der Typ ist
einfach klasse.«
    Der Kleine
zupfte an ihrer Bluse. »Mami, die tote Frau! Jetzt lebt sie wieder.«
    Koslowsky
alias Wernhardt half der Leiche auf die Beine und begleitet sie zu einem Wagen.
Die Dame schleuderte die High Heels von den Füßen und tauschte sie gegen flache
Sandalen; dabei vom Filmpartner ritterlich gestützt. Die Zuschauergruppe löste sich
auf. Die echten Polizisten und Einsatzwagen rückten ab. Einige Helfer blieben zurück,
um die Requisiten zu bewachen. Der Rest des Teams und die Schauspieler strebten
dem ›Schwarzen Bock‹ entgegen, der in Sichtweite des Kochbrunnentempels lag.
    Norma schlenderte
hinterher. Sie kannte sich aus in Wiesbadens ältestem Gasthaus, dessen heiße Quellen
bereits im 15. Jahrhundert von den Gästen geschätzt wurden. Lutz mochte die Küche,
ging gern mit Undine hierher und lud öfter auch Norma dazu ein. Bei dem sonnigen
Wetter wollten die Filmleute sicherlich im Freien sitzen. Die Hofgarten-Terrasse
war ein grünes Idyll inmitten der Stadt, umrahmt von Buchsbaumhecken und hoch berankten
Mauern. Als Norma den Innenhof betrat, hatte das Filmteam beinahe alle Tische in
Beschlag genommen. Wernhardt saß im Schatten eines riesigen blauen Sonnenschirms.
Der dicke Regisseur und die von den Toten Auferstandene leisteten ihm Gesellschaft.
Norma ignorierte den Kellner, der sich mit skeptischer Miene nach ihrer Reservierung
erkundigte, und hielt auf den Sonnenschirm zu, ohne sich von den giftigen Blicken
der Blondine abschrecken zu lassen.
    »Veit gibt
jetzt keine Autogramme«, fauchte Wernhardts Tischgenossin.
    Er zeigte
sich eine Spur zugänglicher. »Später gern. Bitte lassen Sie mich zuerst essen.«
    »Ich bin
nicht wegen eines Autogramms hier«, erklärte Norma. »Dürfte ich Sie unter vier Augen
sprechen? Es dauert nicht lange.«
    Nun erkannte
er sie. »Wir sind uns schon begegnet. In der Spielbank, natürlich! Geht es um Angela?«
    »Welche
Angela?«, fragte die Blondine mit drohendem Unterton. »Muss das sein, Darling?«
    Er drückte
ihre Hand und stand auf. »Bin gleich zurück, Honey.«
    Er ging
voraus zu einem abgelegenen Tisch. Der Kellner trug das Weinglas hinterher und entfernte
dienstbeflissen das Reservierungsschildchen. Norma setzte sich, wollte aber nichts
bestellen.
    »Angelas
Tod war ein Schock«, sagte Wernhardt, als sie unter sich waren. »Mein Gott, genau
eine Woche ist es her, dass ich sie im Casino wiedergesehen habe.«
    »Wie haben
Sie von Angelas Tod erfahren?«
    »Es stand
am Freitagmorgen groß in den Wiesbadener Zeitungen. So ein grauenhafter Unfall!
Waren Sie eine enge Freundin von Angela, Frau Tann?«
    »Nein,

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