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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Profil passt«, hatte er gesagt. »Wenn ja, stellen Sie bitte eine kurze Charakteranalyse für uns zusammen. Sie könnte sich als sehr nützlich erweisen.«
    Und so hatte Lash den Nachmittag damit verbracht, Handerlings Akte zu studieren. Der Mann war clever: Im Nachhinein fielen Lash subtile Beweise auf, dass er sorgfältig auf die psychologischen Tests vorbereitet gewesen war. Fragen, die darauf abzielten, Gewichtiges über ihn in Erfahrung zu bringen, hatte er ausnahmslos neutral beantwortet. Seine Stichhaltigkeitswerte waren quer durch alle Prüfungen annehmbar niedrig, tatsächlich sogar gleich bleibend niedrig, was darauf hinwies, dass Handerling wusste, welche Fragen dazu dienten, ihn einer Lüge zu überführen. Deswegen hatte er sie alle auf dieselbe Art und Weise beantwortet.
    Eine solche Intelligenz und ein solches Planungsvermögen waren die Markenzeichen eines organisierten Killers. Und tatsächlich war Handerling nichts anderes, falls er nur den beispielhaften Eden-Angestellten mimte. Die desorganisierten Elemente der Morde erklärten sich nach Lashs Ansicht durch die einzigartige Natur ihrer Opfer. Es war deutlich, dass die sechs Superpaare bei Eden so etwas wie einen Kultstatus genossen. Doch für jemanden, der sich unzulänglich fühlte, der verärgert war - jemand, der vielleicht eine gewalttätige Mutter oder Pech mit seinen persönlichen Beziehungen hatte -, wurden diese Paare dann vielleicht zum Auslöser für Neid oder gar zum Ziel fehlgeleiteten Zorns.
    Es war nicht der Fall, dass Handerling die Thorpes und Wilners gekannt hatte; aufgrund seiner Position bei Eden wusste er nur von ihnen. Und dies war in der Tat sehr interessant. Es bedeutete nämlich, dass es einen neuen Typus von Serienkiller gab, einen, dem man bisher noch nicht begegnet war: ein Nebenprodukt des Informationszeitalters, ein Killer, der in Datenbanken nach idealen Opfern suchte. Das war der Stoff, aus dem die tollen Artikel im American Journal of Neuropsychiatry bestanden; ein Artikel, bei dem sich die Fußnägel seines alten Freundes Roger Goodkind aufrollen würden.
    Vom Vordersitz her ertönte das Quäken eines Funkgeräts.
    »Einheit 709 in Position.«
    Coven nahm das Mikro und hielt es nach unten, damit es von außen niemand sah. »Verstanden.« Er wandte sich Lash zu.
    »Wir haben nicht viel erfahren. Um was geht’s genau?«
    »Handerling soll sich nach der Arbeit mit einer Frau treffen.
    Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Wie wird er sich bewegen?«
    »Keine Ahnung. Könnte zu Fuß gehen, die U-Bahn oder einen Bus nehmen. Je nachdem. Und ...« Lash hielt plötzlich inne. »Da ist er. Kommt gerade durch die Drehtür.«
    Coven schaltete das Funkgerät ein. »Hier ist 707. An alle Einheiten. Verdächtiger verlässt das Gebäude. Weiß, männlich, etwa einsachtzig groß, trägt gelben Anorak. Bereithalten.«
    Handerling blieb stehen und blickte die Madison Avenue hinauf. Als er einen großen Regenschirm über dem Kopf aufspannte, bauschte sich sein Anorak. Lash widerstand dem Drang, ihm ins Gesicht zu sehen. Es war seit Jahren bei keiner Beschattung mehr dabei gewesen, und er merkte, dass sein Herz ungewöhnlich heftig pochte.
    »Der da ist unser Mann«, sagte Coven und deutete mit dem Kopf auf den Kiosk an der Ecke.
    »Der mit dem roten Schirm und dem Handy?«
    »Jep. Es ist kaum zu glauben, wie sehr uns die Handys die Beschattung erleichtern. Heutzutage ist es ganz normal, wenn jemand auf der Straße steht und in seine Hand hineinschwafelt. Und die Nextel-Apparate haben Walkie-Talkie-Eigenschaften, sodass wir an die ganze Gruppe senden können.«
    »Wird er auch zu Fuß beschattet?«
    »Am Eingang zur U-Bahn und an der Bushaltestelle da drüben.«
    »Hier ist 709«, meldete sich eine Stimme aus dem Funkgerät.
    »Verdächtiger geht los. Will wohl ein Taxi anhalten.«
    Lash erlaubte sich einen Seitenblick aus dem Fenster. Handerling schritt mit langen Schritten dem Straßenrand entgegen. Dann hob er einen Arm und streckte den Zeigefinger aus. Ein Taxi hielt gehorsam am Gehsteig an.
    Coven packte das Funkgerät. »Hier ist 707. Wir haben ihn im Blickfeld. 702, 705, wir hängen uns dran.«
    »Verstanden«, sagte ein Chor von Stimmen.
    Der Fahrer fädelte den braunen Kombi ein paar Wagen hinter dem Taxi in den Verkehr ein.
    »Verdächtiger fährt auf der 57th Street in Richtung Osten«, sagte Coven, der das Funkgerät noch immer auf dem Schoß hielt.
    »Wie viele Fahrzeuge sind an ihm dran?«, fragte Lash.
    »Außer uns noch

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