Edens brisantes Geheimnis
„Ich arbeite für einen Partyservice."
„Du hast schon immer gern gekocht. Gibt es einen Ehemann?"
„Noch nicht", sagte Eden. „Erzähl mir von deinen Kindern."
„Meine Jungen sind fast erwachsen. Beide auf dem College." Sie hakte sich bei Eden unter und zog sie von Robert fort. „Komm mit auf die Toilette. Für einen kleinen Frauentratsch."
Die schlichten Räumlichkeiten waren leer, und Angela hielt sich nicht lange mit Floskeln auf. „Peter Maggio ist von den Toten auferstanden. Er war dein Liebhaber, stimmt's?"
„Angela, das ist Schnee von gestern."
„Du hast ein Kind von ihm." Ihr dunkler Blick bohrte sich förmlich in Edens Augen.
„Einen Sohn."
„Ich habe einen Sohn." Absichtlich gestand sie nicht ein, dass er von Payne war.
„Er ist der Stammhalter. Dein Großvater will den Jungen hier haben."
„Mir ist nicht klar, warum. Wir sind doch keine Adelsfamilie oder so. Wenn mein Großvater einen Nachfolger sucht, dann kann er Robert nehmen. Er hat..."
„Töchter, keine Söhne", erwiderte Angela fast barsch. „Wir nennen ihn den Mädchenmacher. Er hat nicht die geringsten Führungsqualitäten."
Sie wandte sich ab und musterte sich im Spiegel über dem Waschbecken. Und sie vermied es, Eden in die Augen zu schauen, während sie ihr Make-up erneuerte. Ihre Cousine Angela verheimlichte etwas. Was wollte sie? Vielleicht ihre eigenen Jungen ins Spiel bringen? Eden traute es ihr zu.
„Was ist mit dir?" fragte sie ruhig. „Du könntest doch die Familie führen."
„Ich habe nicht den richtigen Mann geheiratet. Gus mag Nicky nicht. Nach dem Gefängnis war er verändert. Aufbrausend. Grübelnd."
Aber Eden hatte den Eindruck, dass diese Frau stark genug war für zwei - und knallhart.
Die Frage war, was wollte Angela von ihr? Bestimmt nicht nur eine harmlose Plauderei unter Frauen! „Wolltest du mir sonst noch etwas sagen?"
„Ich will, dass wir in Kontakt bleiben." Angela holte ein kleines goldenes Etui aus ihrer Handtasche und nahm eine Visitenkarte heraus. „Hier ist meine Handynummer. Ruf mich jederzeit an." Eden steckte die Karte ein. „Danke, das ist nett von dir, Angela."
„Du hast nicht vor, hier zu bleiben, oder? Das Familiengeschäft interessiert dich nicht. Vor zwölf Jahren, als wir hätten zusammenstehen sollen, bist du verschwunden." Verachtung schwang deutlich in ihrer Stimme mit. „Ich vermute, du willst nicht, dass dein Sohn mit den Verones zu tun hat."
„Sehr scharfsinnig beobachtet", sagte Eden kühl.
„Ich vermute auch, hättest du die Gelegenheit, würdest du wieder verschwinden."
Sie steckte ihren Lippenstift ein, holte ein Schlüsselbund heraus und legte es auf den Tisch.
„Es ist die neue schwarze Corvette in der ersten Reihe auf dem Parkplatz."
Damit drehte sie sich um und verließ die Toilette.
Eden schnappte sich die Schlüssel und wandte sich zum Flügelfenster, das auf den Garten hinausging. Es würde einfach sein, hindurchzuklettern und sich aus dem Staub zu machen.
Fast zu einfach.
Angela hatte ihr eine Falle gestellt. Wenn sie, Eden, davonlief, würde sie sich die Sympathien ihres Großvaters verscherzen. Und er würde sie auch nicht mehr beschützen. Wer immer Eddy umgebracht hatte, konnte sie ebenfalls töten wollen.
Doch wenn sie blieb, saß sie genauso in der Falle. Josh würde hergebracht werden. Und ihr Großvater würde ihn für die kriminellen Zwecke der Familie benutzen.
Sie musste die Flucht wagen.
Payne stand in seinem Motelzimmer am Fenster und lugte durch den schmalen Schlitz zwischen Wand und Vorhang nach draußen. Das Riverside Inn war ein zweistöckiges Gebäude. Er hatte sich ein Zimmer im Erdgeschoss am Ende des Flurs geben lassen. Von dort aus konnte er das Motelbüro und den Parkplatz übersehen. Sein eigener Mietwagen stand an der rückwärtigen Seite des Gebäudes. Somit verfügte er über eine Fluchtmöglichkeit, falls Candace, jetzt Eden, beschlossen hatte, ihn an ihre Familie zu verraten. Er wusste, er hatte gegen sämtliche Regeln eines Geheimagenten verstoßen. Er hatte ihr zu viel anvertraut. Wie ein Anfänger hatte er die gesamte Operation für einen einzigen Kuss gefährdet.
Aber was für ein Kuss! Payne bereute nicht eine Sekunde der Zeit, die er mit ihr in dem kleinen Raum der Konfessionsschule verbracht hatte. Seine Erinnerungen hatten ihn nicht getrogen. Mehr noch, Eden war verführerischer als je zuvor. Sie war stark, prinzipientreu und temperamentvoll, eine größere Versuchung als damals, als sie eine
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