Edens brisantes Geheimnis
dass sie ihre Flucht nicht gleich mitbekamen.
Leider hatten sie Pech! Eine Kugel schlug in die Wagentür. Payne kurbelte das Fenster herunter und erwiderte das Feuer. Dann warf er einen schnellen Blick auf Eden, die halb unter dem Armaturenbrett kauerte.
„Gib mir deine Pistole", sagte sie. „Ich schieße zurück."
Er wollte sie nicht in die Schusslinie bringen. „Nein."
„Gib mir die verdammte Pistole!"
Wieder schlug eine Kugel ein. Er reichte ihr die Waffe. Sie schob sie durchs offene Fenster und feuerte blindlings auf ihre Angreifer.
Payne erreichte das Ende des Parkplatzes und lenkte den Wagen in den fließenden Verkehr. Weniger als eine halbe Meile entfernt war die Zufahrt zum Highway. Er wechselte immer wieder die Spuren, fuhr mit hoher Geschwindigkeit.
„Verfolgen sie uns noch?" fragte er.
Eden reckte den Hals und schaute durchs Rückfenster. „Ich glaube nicht. Wohin fahren wir?"
Payne traf eine schnelle Entscheidung und bog nach links ab. „Richtung Süden."
Der vierspurige Highway führte an kleinen Einkaufszentren und Tankstellen vorbei, dann verengte er sich zu einer zweispurigen Straße. Payne fuhr auf den Parkplatz eines Cafes.
„Warum tust du das?" wollte Eden wissen.
„Ich will sichergehen, dass sie uns wirklich nicht gefolgt sind." Keines der vorbeifahrenden Autos glich denen der Verfolger. Seine vorausschauende Planung hatte sich ausgezahlt, auch wenn ihnen nur knapp die Flucht gelungen war. „Wir sind auf dieser Route sicher, denke ich.
Gib mir die Pistole wieder."
„Nein", erwiderte sie.
Er nahm kurz den Blick von der Straße und schaute ihr in die schönen, aber entschlossen dreinblickenden Augen. „Gib mir die Waffe. Sofort."
„Was willst du damit? Du sitzt am Steuer und musst dich aufs Fahren konzentrieren. Von meinem Platz aus wird normalerweise geschossen."
„Bist du Scharfschütze?"
,,Darum geht es hier nicht. Und sollten wir nicht sehen, dass wir weiterkommen?"
Er konnte es nicht fassen, dass sie seine Autorität infrage stellte und versuchte, das Kommando an sich zu reißen. Andererseits hatte sie natürlich Recht. Er sollte längst wieder auf der Straße sein, um so viel Distanz wie möglich zwischen sie und die Verones zu bringen.
Stumm legte er den Gang ein und fuhr wieder auf die Straße, südwärts. Er war sich nicht sicher, wo ihre Reise enden würde. Vorerst musste er noch in der Gegend von Chicago bleiben, seiner Ermittlungen wegen. Morgen wollte er die Überwachungskameras abholen, die er in St. Catherine's angebracht hatte, um die Trauergäste zu filmen. Payne fragte sich, ob Danny-O wohl den Mumm gehabt hatte, neben dem Sarg des Mannes zu stehen, den er kaltblütig ermordet hatte. Und wer mochten die anderen FBI-Agenten sein, die sich mit den Verones eingelassen hatten?
Erst jetzt merkte er, dass Eden ihn anstarrte. „Was ist los?"
„Ich überlege, ob ich dir vertrauen kann."
„Machst du Witze? Seit ich erwachsen bin, arbeite ich im Polizeidienst. Ich unterrichte an der FBI-Akademie in Quantico."
„Das heißt nicht zwangsläufig, dass du vertrauenswürdig bist", sagte sie. „Vor zwölf Jahren warst du clever genug, meine gesamte Familie zu täuschen. Und mich dazu."
„Das war mein Job."
„Und jetzt? Was ist mit deinem gegenwärtigen Auftrag?"
„Diesmal ist es etwas Persönliches. Ich muss herausfinden, warum man deinen Bruder umgebracht hat."
„Oh." Diese Antwort hatte Eden nicht erwartet. Sie lehnte sich zurück und starrte durch die Windschutzscheibe. Es berührte sie seltsam, dass Payne Gerechtigkeit für ihren Bruder üben wollte. „Ich glaube nicht, dass du Eddy auch nur mochtest."
„Er war dein Bruder." Payne zuckte mit den Schultern. „Damit war er für mich wichtig."
Was würde er erst empfinden, wenn er erfuhr, dass er einen Sohn hatte? Eden war sich nicht sicher, ob sie es ihm erzählen sollte. Für Josh konnte es zu einem traumatischen Erlebnis werden, wenn sie ihm nach all den Jahren plötzlich einen Vater präsentierte.
Sie schaute auf die Hände in ihrem Schoß. Die Waffe in ihren Fingern zitterte. Es musste der Schock sein. Erst jetzt wurde ihr das volle Ausmaß der Gefahr bewusst. Sie hätte angeschossen oder tot sein können. Wie Eddy. Oder all die anderen Verones, die nicht an Altersschwäche gestorben waren und längst unter der Erde lagen. Ein Frösteln überlief sie unwillkürlich.
„Ist dir kalt?" fragte Payne.
„Ehrlich gesagt, ich habe ein bisschen Angst", gestand sie ein.
„Das hätte ich nie
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