Edens brisantes Geheimnis
nicht allein gekommen. Seine Frau und seine vier Kinder waren ebenfalls dabei. Camilles Schwiegertochter, eine dralle Rothaarige, redete gleich drauflos, als würde sie Eden seit einer Ewigkeit kennen.
„Junior hat mir alles über dich erzählt. Für ihn warst du das hübscheste, klügste Mädchen auf der Welt", lachte sie.
„Das hätte ich nie gedacht", meinte Eden und fiel in ihr Lachen ein. „Ich kann mich nur erinnern, dass er mich immer mit Spinnen erschreckte."
„Weil ich dich mochte." Juniors Gesicht wurde ernst, als er und seine Frau Eden in die Küche folgten. „Das mit Eddy tut mir Leid."
„Mir auch."
„Ich habe Blumen geschickt", sagte er. „Ich hoffe, das war in Ordnung."
Seine Geste rührte sie. Auch wenn die Borellis die Verones hassten, so waren und blieben sie doch Verwandte. „Ich bin sicher, Großmutter Sophia hat sich darüber gefreut."
Während Junior wegen des Autokaufs mit Payne hinausging, kamen noch eine Cousine und ihr Mann. Noch mehr Lasagne wurde serviert, und der Lärmpegel im Haus stieg beträchtlich an.
Payne kehrte rasch zurück. „Alles sehr nette Leute", bemerkte er zu Eden.
„Familie." Sie blickte ihn an. „Hast du je an eine eigene gedacht?"
„Eine Familie? Sicher."
Leider ließ es sich mit seinem Job kaum vereinbaren. Seine Agententätigkeit bedeutete, ständig Geheimnisse zu haben. Mit niemandem darüber sprechen zu dürfen, nicht einmal mit seiner Liebsten.
Die Scheidungsrate unter den verdeckten Ermittlern lag über dem Durchschnitt.
Außerdem war er sechsunddreißig, zu alt, um noch neue Wege einzuschlagen. Seine Chance, eine Familie zu gründen, hatte er damals mit Eden gehabt, und sein Job hatte sie ihm zerstört.
Er schaute zu, wie sie rasch zu den anderen ging und sich mit Junior unterhielt, ihn neckte und mit den Kindern herumalberte, lachte und strahlte.
Frank kam heran. „Sie wird einem Mann eine gute Frau sein."
„Ja", gab ihm Payne nur zu gern Recht.
„Vielleicht Ihnen", versuchte Frank schamlos zu kuppeln. „Ihr Sohn ist in einem Alter, wo er einen Vater braucht."
„Einen Stiefvater", berichtigte Payne. Josh hatte einen Vater - daran konnte er nichts ändern.
„Ihr könntet eigene Kinder haben." Frank zwinkerte ihm zu. „Sie zu machen ist ja nicht schwer."
„Mir bereitet mehr das Aufziehen Sorgen."
„Das können Sie laut sagen, professore."
Wieder klingelte es an der Haustür, und weitere Cousins, die Zwillinge Spike und Mike, kamen lärmend herein. Einer von ihnen war Polizist und trug noch seine Uniform. Payne wurde den Eindruck nicht los, dass der Mann ihn prüfend musterte.
Es wurde höchste Zeit aufzubrechen. Mit jeder weiteren Person, die in die traute Runde platzte, wuchs die Gefahr, dass die Verfolger ihre Spur wieder aufnahmen. Payne fiel es nicht leicht, Eden hier loszueisen. Sie war in ihrem Element, lachte sorglos und unbeschwert. Er konnte es ihr nicht verdenken. Die Brücken hinter sich abzubrechen und nach Denver zu ziehen, war sicher wie der Gang ins Exil gewesen. Eden hatte ein großes Herz, in dem Platz für eine weitverzweigte Familie wäre.
Während er sie beobachtete, wie sie ihrer Tante zur Hand ging, jedem von den knusprigen Cannoli anbot, wünschte er, ihr Wärme und Geborgenheit geben zu können. Er hätte sie auch gern in der Schwangerschaft erlebt und wollte plötzlich wissen, wie ihr Zuhause in Denver aussah. Er fragte sich, ob sie irgendwelche Erinnerungsstücke an ihn aufgehoben hatte.
Die Familie zog geschlossen ins Wohnzimmer um, und Tante Camille verkündete, sie müssten unbedingt die alten Fotoalben ansehen. Die Wiedersehensparty konnte bis in die Nacht gehen.
Unerwartet bereitete Eden ihr ein Ende. „Es tut mir Leid, aber wir müssen uns auf den Weg machen."
Alle protestierten, aber sie ließ sich nicht umstimmen. Payne unterstützte sie nach Kräften, und endlich saßen sie im Nissan. Als er davonfuhr, hing Eden halb aus dem Seitenfenster, winkte und verteilte Küsse.
An der nächsten Straßenecke sank sie zurück in ihren Sitz. Sie sah glücklich aus. „Ich wünschte, Josh wäre hier. All diese Cousins und Cousinen, und er kennt keinen von ihnen."
„Du könntest doch mal mit ihm herfahren", meinte Payne.
„Aber klar. Du hast doch gesehen, was heute Abend los war. Und dies war nur ein spontanes Familientreffen. Wenn ich zu Besuch käme, würde man es in Chicago garantiert erfahren."
„Und dann?"
„Und dann würde mein Großvater mitmischen wollen." Sie schüttelte den
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