Edens brisantes Geheimnis
Bedürfnis nach Situationskontrolle überhaupt nicht."
Sie fand es sogar reizvoll. Eine Menge Männer waren so damit beschäftigt, sensibel zu sein, dass sie ganz verlernten, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie bevorzugte einen Mann, der die Dinge in die Hand nahm, ohne sich erst lange dafür zu entschuldigen.
Dennoch ließ sie sich nicht die Gelegenheit entgehen, ihn zu necken. „Warst du schon immer so?
Stand in deinem Kindergartenbogen, du hättest Schwierigkeiten, mit anderen Kindern zu spielen?"
„Ich komme gut klar. Solange ich der Boss bin."
„Dann muss es manchmal wirklich schwer für dich sein. Arbeiten nicht alle Agenten mit Partnern zusammen?"
„Undercover nicht", erwiderte er. „Erfolgreiche verdeckte Ermittler sind normalerweise Einzelgänger. Meiner Personalakte nach gehöre ich in diese Kategorie."
Das wunderte sie nicht. Eden hatte gewusst, dass er sich in seiner eigenen Gesellschaft am wohlsten fühlte. Ganz im Gegensatz zu ihr. Sie liebte es, von Menschen umgeben zu sein, genoss die Lebendigkeit, das fröhliche Gelächter, die Gespräche inmitten einer großen Gruppe. Vielleicht war es nur gut, dass sie niemals die Chance zu einer langfristigen Beziehung haben würden.
Eine Weile fuhren sie schweigend dahin. Aber es war ein angenehmes Schweigen.
„Es hat mir gefallen, dass du mich wie deine Partnerin behandelt hast. Ich meine, im Motelzimmer.
Als wir uns die Videos anschauten."
„Ist dir noch irgendetwas aufgefallen?"
„Was denn, zum Beispiel?"
„Wie die Leute miteinander umgingen. Wer war der Boss?"
Sie hatte von klein auf gelernt, auf solche feinen Zeichen zu achten, die ihr verrieten, wer Respekt verdiente, wer gefährlich und wer ein Freund war.
„Ich bin sicher, als Ehepaar kommen Angela und Nick nicht gut miteinander aus. Und interessant ist auch, dass ihre Jungen, beide auf dem College, nicht an der Beerdigung teilnahmen. Es zeigt einen Mangel an Respekt vor meinen Großeltern."
„Daran hatte ich nicht gedacht. Gut überlegt."
„Wir haben uns Eddys Frau nicht lange genug angesehen. Das würde ich gern nachholen."
„Warum?"
„Auch ihre Ehe scheint nicht besonders glücklich gewesen zu sein. Sie sind seit Ewigkeiten verheiratet und haben keine Kinder." Vielleicht gab es da eine Spur. „Warum mussten wir eigentlich zurück zur Kirche und die Kameras selbst holen? Warum hast du die Aufzeichnungen nicht per Funk auf dein Notebook übertragen lassen?"
„Kannst du das?"
„Nein, das nicht. Aber jeder, der sich mit PCs auskennt, kann eine solche Übertragung vornehmen.
Josh und seine Freunde habe kleine Digitalkameras, mit denen sie sich gegenseitig Bilder zuschicken."
„Mit moderner Technologie kenne ich mich nicht so gut aus", sagte er.
„Noch ein Geständnis", neckte sie ihn. „Allmählich lerne ich deine dunklen Geheimnisse kennen."
„Nicht einmal annähernd." Er tätschelte ihr die Schulter. „Und jetzt schlage ich vor, dass du es dir gemütlich machst und ein wenig schläfst. In Kansas City lassen wir dann den Wagen irgendwo stehen, und du kannst als Susan Anthony einen anderen mieten. Anschließend nehmen wir uns ein Motelzimmer und ruhen uns vor der langen Fahrt nach Denver aus."
Aber Eden hatte nicht vor, zu schlafen. Sie wollte wach bleiben und ihm Gesellschaft leisten, damit sie nicht unversehens von der Straße abkamen und in einem Kornfeld landeten.
Also fing sie an zu erzählen. Zuerst von Josh, ihrem Sohn, dem Sinn ihres Lebens. Und er hörte aufmerksam zu. Eden war froh darüber. Er würde sich freuen, all diese Einzelheiten zu wissen, wenn sie ihm sagte, dass Josh sein Sohn war. Aber wann würde das sein? Schon bald, dachte sie.
Vielleicht morgen, wenn sie ausgeruht waren.
Wie würde er reagieren? Zornig doch wohl nicht. Schließlich hatte sie es ihm nicht absichtlich verheimlicht. Payne war ein verantwortungsvoller Mann. Würde er seinen Teil des Sorgerechts beanspruchen? Und wie sähe seine Beziehung zu ihr dann aus?
Auch über sein Leben erfuhr sie mehr auf dieser langen Fahrt. Er liebte seine Arbeit als Lehrer in Quantico mehr als die praktische Arbeit als verdeckter Ermittler. In den Bergen von Virginia hatte er ein Stück Land gekauft und wollte eine Ferienhütte bauen.
„Magst du die Berge?" fragte sie.
„Sehr sogar. Ich liebe den Frieden und die Stille dort."
„Hast du jemals überlegt, in Colorado zu leben?"
„Ich hätte nichts dagegen."
Je weiter die Nacht voranschritt, desto mehr begann sie an seine Theorie zu
Weitere Kostenlose Bücher