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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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vom Boden zu erheben. Aber es war kein körperliches, kein sichtbares, hörbares oder fühlbares Sein. Die Volksmenge war verschwunden, der Lärm hatte sich gelegt, und eine gewisse Ruhe war in der Stadt eingekehrt, Unter mir lag mein Körper mit dem Pfeil in der Schläfe. Der ganze Kopf war angeschwollen und entstellt. Aber alles dieses fühlte ich nur, ich sah es nicht. Ich hatte auch für nichts Interesse. Selbst der Körper schien mir etwas zu sein, was mich nichts anging. Ich war ohne Wollen, schien aber durch irgend etwas zur Bewegung getrieben zu werden und flog, emporschwebend, über demselben gewundenen Pfad, den ich vorher eingeschlagen hatte, wieder zur Stadt hinaus. Als ich den Punkt der Bergschlucht erreicht hatte, wo mir die Hyäne begegnet war, fühlte ich wieder einen Schlag wie von einer galvanischen Batterie. Das Gefühl der Schwere, von Wollen, von Körperlichkeit kehrte zurück. Ich wurde wieder mein früheres Selbst und richtete eilig meine Schritte heimwärts – ohne daß aber das Geschehene irgend etwas von der Lebendigkeit des Wirklichen verlor, und ohne daß ich selbst auch nur einen Augenblick daran denke, es könnte alles ein Traum gewesen sein.«
    »Es war auch keiner«, sagte Templeton mit tief feierlichem Gesicht, »obgleich es schwer ist, eine andere Bezeichnung dafür zu finden. Wir wollen nur annehmen, daß die Menschheit von heute vor ungeheuren seelischen Entdeckungen steht, und uns damit zunächst begnügen. Im übrigen aber habe ich noch eine Mitteilung zu machen. Hier ist ein in Wasserfarben gemaltes Bild, das ich Ihnen schon vorher gezeigt hätte, wenn mich nicht ein unsagbares Gefühl des Schreckens davon abgehalten hätte.«
    Wir betrachteten das Gemälde, das er uns hinhielt. Ich fand nichts Besonderes daran, aber auf Bedloe machte es einen erstaunlichen Eindruck. Er wurde fast ohnmächtig, als er es sah. Und doch war es nur ein Miniaturporträt – aber sicherlich ein wundervoll genaues – seiner eigenen seltsamen Gesichtszüge. Wenigstens war dies mein Gedanke, als ich es sah.
    »Sie bemerken«, sagte Templeton, »daß hier in der Ecke, kaum sichtbar, das Datum des Bildes – 1780 – steht. In diesem Jahre ist das Porträt gemalt worden. Es stellt einen toten Freund von mir dar – einen Mr. Oldeb, mit dem ich in Kalkutta während der Verwaltungszeit Warren Hastings sehr befreundet war. Ich zählte damals erst zwanzig Jahre. Als ich Sie, Mr. Bedloe, zuerst in Saratoga sah, war es die wunderbare Ähnlichkeit zwischen Ihnen und dem Gemälde, die mich dazu führte, mich Ihnen zu nähern, Ihre Freundschaft zu suchen und alle diese Vereinbarungen zu treffen, die mich zu Ihrem ständigen Gefährten gemacht haben. Es trieb mich dazu in der Hauptsache wohl die schmerzliche Erinnerung an den Verstorbenen, dann aber auch eine quälende, manchmal sogar von Angstgefühlen begleitete Neugierde auf Sie selbst.
    In den Einzelheiten Ihrer Vision, die Sie in den Bergen überfiel, haben Sie mit schärfster Genauigkeit die indische Stadt Benares am heiligen Strom geschildert. Die Unruhen, der Kampf, die Niedermetzlung sind wirkliche Ereignisse beim Aufstand Cheyte Sings gewesen, der im Jahre 1780 stattfand und Hastings in unmittelbare Lebensgefahr brachte. Die Partei in dem Pavillon bestand aus Sepoys und englischen Offizieren, die von Hastings angeführt wurden. Auch ich gehörte zur Partei und bemühte mich vergebens, den übereilten und unheilvollen Ausfall des Offiziers zu verhindern. Dieser Offizier, der dann in den überfüllten Gassen durch einen vergifteten Pfeil eines Bengalen ums Leben kam, war mein bester Freund, es war Oldeb.
    Hier an diesem Manuskript« – der Sprecher zeigte uns ein Tagebuch, in dem verschiedene Seiten frisch beschrieben waren – »können Sie sehen, daß ich gerade zur Zeit, als Sie alles das im Gebirge zu erleben glaubten, dabei war, zu Hause jede Einzelheit davon aufs Papier zu werfen.«
    Ungefähr eine Woche nach dieser Unterredung erschien in einer Charlottesviller Zeitung folgende Notiz:
    »Wir erfüllen hiermit die schmerzliche Pflicht, das Ableben Mr. Augustus Bedlos mitzuteilen, der durch sein liebenswürdiges Wesen und seine vielen persönlichen Vorzüge schon lange den Bewohnern von Charlottesville lieb und wert geworden ist.
    Mr. Bedlo litt seit Jahren an Neuralgie, die öfter einen schlimmen Ausgang befürchten ließ, aber doch in diesem Fall nur die mittelbare Todesursache gewesen ist. Die unmittelbare Todesursache war eine ganz seltsame. Er

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