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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Antiquariat abzuschließen und nach Hause zu gehen.
    Für den kurzen Transport packte Brian Carrington Leyla immer in einen handgeflochtenen Korb, den sie meistens mit ein paar Büchern und Broschüren teilen musste. Vom Antiquariat bis zu der Wohnung, in der der Buchhändler lebte, waren es nur gut hundert Schritte. Oft verließ Mister Carrington seinen Laden erst spät, war aber trotzdem am nächsten Tag wieder früh zur Stelle und zog noch vor Sonnenaufgang die Rollläden hoch.
    Doch an diesem Tag schien Mister Carrington kein Ende zu finden. Er werkelte unermüdlich in seinem Nebenraum, sortierte Bücher, packte sie in Kartons, leerte die Regalbretter und ordnete seine Sammlung neu. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, um einige Listen durchzugehen. Um besseres Licht zu haben, zündete er die Kerzen eines Leuchters an, nahm einen Kopierstift in die Hand und ergänzte die Listen durch etliche Häkchen oder kurze handschriftliche Bemerkungen. Manchmal strich er auch eine Zeile aus.
    Leyla wurde ungeduldig, weil er noch keine Anstalten zum Aufbruch machte. Sie maunzte, strich um seine Beine und sprang ihm schließlich auf den Schoß.
    Mister Carrington kraulte sie. »Ich weiß, Leyla, meine Schöne, wir sind heute sehr spät dran, aber ich will diese Arbeit hier unbedingt fertig machen. Bitte gedulde dich noch ein wenig, mein Mädchen.«
    Leicht beleidigt sprang Leyla von seinem Schoß herunter. Sie war es nicht gewohnt, dass er sie warten ließ. Er wusste doch, dass sie Wert auf regelmäßige Mahlzeiten legte, weil sie sonst unleidlich wurde.
    Sie erinnerte sich an das Hühnerbein, das Algernon ihr gestern gebracht hatte. Sie hatte bisher nicht einmal daran geknabbert, weil es nicht ihren Essgewohnheiten entsprach. Jetzt dachte sie wieder daran. Sie hatte es unter ein Regal geschoben, damit Mister Carrington es nicht fand und zum Abfall warf. Man konnte schließlich nie wissen …
    Weil der Hunger so in ihr nagte, lief Leyla zu dem Regal, um sich das Hühnerbein zumindest noch einmal anzusehen. Im ersten Moment schüttelte sie sich wieder. Dass Algernon so etwas fressen konnte! Doch dann überwand sie sich und probierte ein Stück. Gar nicht so schlecht. Zumindest half es gegen ihren Hunger. Und wer weiß, wann Brian Carrington heute nach Hause ging.
    Leyla schaffte es tatsächlich, das ganze Hühnerbein zu vertilgen – außer dem Knochen natürlich. Danach war sie satt und müde. Sie suchte sich ein gemütliches Plätzchen auf einer Zeitung, rollte sich zusammen und schlief ein.
    Sie träumte gerade, dass Mister Silver wieder ins Antiquariat kam und sich mit dem Buchhändler wegen eines seltenen Werkes stritt, als etwas sie weckte. Sie schnellte hoch, riss die Augen auf und war geblendet von der unglaublichen Helligkeit, die sie umgab. Gleichzeitig bekam sie kaum Luft. Außerdem war es heißer als vor dem Kamin zu Hause, höllisch heiß sogar.
    Leyla benötigte einige Sekunden, um zu begreifen, was los war. Das Krachen berstenden Holzes ließ sie zusammenfahren. Ein Regal kippte um, die Bücher ergossen sich auf den Boden. Die Holzteile standen in Flammen. Das Antiquariat brannte!
    Die Katze reagierte automatisch. Sie musste sich in Sicherheit bringen! Doch wohin? Sie drehte sich im Kreis. Die Flammen waren überall. Sie war eingeschlossen!
    Leyla bekam Panik. Das Feuer würde sie verschlingen! Gab es denn keine Chance mehr für sie? Wo war Mister Carrington? Hatte er das Feuer nicht bemerkt?
    Leylas Angst wurde immer größer. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Überall züngelten jetzt die Flammen. Sie fanden immer neue Nahrung, denn Papier brannte gut … Es prasselte und krachte um Leyla herum. Angesengte Buchseiten flatterten durch die Luft. Ascheflocken schneiten auf Leylas Fell.
    Ich muss raus!, dachte Leyla verzweifelt. Sie sprang über ein brennendes Buch, das vor ihr auf dem Boden lag. Die Hitze nahm ihr den Atem.
    Plötzlich klirrte etwas. Die Schaufensterscheibe zersprang. Glassplitter prasselten überall nieder. Der plötzliche Luftzug gab dem Feuer neue Kraft. Hinter Leyla wuchs eine Flammenwand empor. Todesmutig sprang Leyla durch die zerbrochene Scheibe ins Freie, spürte den Schmerz an ihrem Bauch, wo das Glas ihr das Fell aufriss und ihr tief ins Fleisch schnitt, dann landete sie unsanft auf dem Gehsteig. Benommen blieb sie liegen.
    Rauch und Flammen drangen aus dem zerbrochenen Fenster. Auf der Straße hatten sich inzwischen die Menschen versammelt und schrien, um auf den

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