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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Raum: Der alte Mann mit der Goldrandbrille, den Edgar schon in der Nacht gesehen hatte, und eine mollige Frau, die ein blaues Kleid mit einer weißen Schürze trug. Außerdem hatte sie ein Klemmbrett und ein Lederköfferchen dabei, das Edgar an den Doktor erinnerte, der immer zu Emma gekommen war.
    Der Mann warf einen kurzen Blick in jeden Käfig und machte dazu eine Bemerkung, die seine Begleiterin auf dem Klemmbrett notierte.
    »Käfig 4: Katze reagiert kaum. Dosis wahrscheinlich zu hoch. Heute nur 15 Milliliter spritzen.«
    »Ich habe es aufgeschrieben, Professor Murphy«, sagte die Frau. »Die Katze sieht wirklich schlecht aus, wenn ich das sagen darf. Ich würde ihr ein paar Tage Pause verordnen, sonst stirbt sie vielleicht.«
    Der Professor sah seine Helferin streng an. »Wer ist hier der Chef, Miss Eleanor? Sie oder ich? Ich lasse mir ungern Vorschriften machen. Ich weiß sehr genau, was ich tue.«
    »Sehr wohl, Professor«, erwiderte Eleanor eingeschüchtert.
    Sie gingen weiter.
    »Käfig 5: Grauer Kater, unruhig und angriffslustig. Heute doppelte Dosis verabreichen. Käfig 6: leer. Käfig 7: Neuzugang. Katze, mittlerer Allgemeinzustand. Erster Test mit Mittel C1, Mindestdosis. – Haben Sie alles, Miss Eleanor? – Gut.«
    Jetzt stand der Professor vor Edgars Käfig und betrachtete den schwarzen Kater. »Notieren Sie: Käfig 8. Neuzugang. Junger Kater. Zustand scheint gut, jedoch Durchfall. Mindestdosis C1.«
    »Hübscher Kerl«, murmelte Eleanor, nachdem sie Edgar kurz angesehen hatte. »Und noch so klein. Der wäre ein schönes Geschenk für meine Schwester.«
    Edgar, der jedes Wort der Unterhaltung verstanden hatte, schöpfte Hoffnung. Vielleicht wurde er ja freigelassen!
    Doch Professor Murphy schüttelte den Kopf. »Ich bezahle keine teuren Fänger, nur damit Ihre Schwester sich vergnügen kann. Meine Arbeit leistet der Wissenschaft hervorragende Dienste. Dank meiner Bemühungen macht die Forschung große Fortschritte. Hier geht es nicht um Tiere, sondern um das Wohl der Menschen. Wann begreifen Sie das endlich, Miss Eleanor?«
    Eleanor sagte nichts, sondern presste nur ihre Lippen zusammen.
    Der Professor begutachtete nun den nächsten Käfig. »Käfig 9. Zustand der Katze wie immer gut. Dosis D4 um 100 Prozent erhöhen.«
    »Das wird sie umbringen«, murmelte Eleanor.
    »Ach was, das Luder ist unglaublich zäh. Was die schon ausgehalten hat … Man könnte meinen, sie ist unsterblich.« Der Professor kicherte leise vor sich hin und ging dann zur nächsten Reihe.
    »Sue«, flüsterte Edgar. »Bist du wach? Hast du das gehört?«
    Die getigerte Katze öffnete ihr grünes Auge. »Wir hören alles, selbst wenn es aussieht, als würden wir schlafen.«
    »Du bist in großer Gefahr«, sagte Edgar ängstlich.
    »Das sind wir immer.« Sue ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Was ist das, D4? Weißt du das, Sue?«
    »Der Stoff, aus dem die Träume sind.«
    Eine merkwürdige Antwort. Edgar überlegte, ob er noch weiterfragen sollte. »Und was ist C1?«
    »Damit beginnen sie immer. Es nimmt dir die Schmerzen und schickt dich zum ersten Mal in den Himmel. Ein wundervolles Gefühl.« Sue seufzte. »Das Schlimme ist, dass du dich schon nach kurzer Zeit daran gewöhnst, und wenn du kein C1 mehr bekommst, dann lernst du die Hölle kennen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du wirst es erfahren, Edgar.« Das grüne Auge schloss sich wieder. Sue schien tief zu schlafen.
    Edgar grübelte über ihre Worte nach. Sie war so ruhig, so gelassen. Gefahren schienen ihr keine Angst zu machen. War sie eine besonders mutige Katze? Oder war sie durch das, was Professor Murphy ihr angetan hatte, schon so abgestumpft? Wahrscheinlich Letzteres … Edgar fühlte, wie Panik in ihm aufstieg. Er wollte nicht so werden wie Sue. Und er wollte auch weder den Himmel noch die Hölle kennenlernen … Zum zigsten Mal strich er in seinem Käfig umher, zwei Schritte vor, dann anderthalb zur Seite, umdrehen und wieder zurück. Er suchte verzweifelt nach einem Ausgang. Natürlich war keiner da, er hatte ja schon mehrmals danach gesucht. Wohl oder übel würde er sich mit seinem Schicksal abfinden müssen, nahm sich aber vor, sich so heftig wie möglich zu wehren.
    Der Professor hatte seinen Kontrollgang beendet, und jetzt wurde Eleanor aktiv. Sie öffnete ihren Lederkoffer. Er enthielt zahlreiche Spritzen, die sorgfältig nach Größe und Inhalt sortiert waren. Eleonor streifte zwei dünne Lederhandschuhe über, sah auf ihr Klemmbrett und nahm

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