Effington 06 - Verborgene Verheissung
sie sich fragte, wie sie die langen Stunden überleben sollte, die sie nicht in seinem Bett verbrachte. Und ja, abgesehen von der reinen Lust, die sie bei seinen Berührungen empfand, fühlte sie sich auch geborgen und sicher und so gar in Frieden mit sich, wenn er sie in den Armen hielt. Aber sich derart an seinen Hals zu werfen, als würde sie ihn nie wiedersehen ...
Ah würde sie ihn nie wiedersehen.
Nein. Sie weigerte sich, darüber nachzudenken. Wenn und falls es jemals so weit käme, dass sie keine Wahl hätte, dann musste sie damit zurechtkommen. Aber bis dahin konnte noch viel geschehen. Es war viel zu früh, um sich Sorgen zu machen.
Irgendwo im Hinterkopf erkannte sie, wie schnell Glück vergehen und von einer furchtbaren Last in der Magengegend und einem Schmerz i m Herzen ersetzt werden konnte.
»Nun, das war wirklich beeindruckend.« Reggie kicherte. »Ich wusste, dass die Dinge gut laufen, aber nicht ...«
»Ich habe heute Morgen mit meiner Mutter gesprochen.« Marcus betrachtete gedankenvoll die geschlossene Tür. »Sie ist erfreut, dass Gwen den Erwerb einer neuen Garderobe so ernst nimmt, und merkte an, dass sie zu diesem Zwecke sehr häufig dem Haus fern sein musste. Meine Mutter sagte auch, sie bedaure, dass sie Gwen bei den meisten Erledigungen nicht begleiten konnte. Seltsam, habe ich doch in dem Glauben gelebt, meine Mutter und meine Frau würden den Großteil ihrer Zeit zusammen verbringen. Außerdem entschuldigte sie sich dafür, heute keine Zeit für Gwendolyn zu haben. Sie hat irgendeine Zusammenkunft mit ihren Freundinnen.«
Reggie zuckte die Schultern. »Entweder deine Mutter oder deine Frau haben sich wohl geirrt.«
»Möglich. Ich traf auch Whiting zufällig gestern. Er erwähnte keine Probleme.«
»Sie sagte doch, es sei nichts von Bedeutung. Vielleicht traten erst heute Schwierigkeiten auf.«
»Vielleicht. Dennoch deutete Godfrey an, dass Gwens Besucher darauf bestand, mit ihr persönlich zu sprechen. Recht impertinent für einen Boten, findest du nicht?«
»Kein bisschen.« Reggie runzelte die Stirn. »Worauf willst du hinaus?«
»Auf nichts eigentlich.« Marcus wusste sehr gut, wie lächerlich seine Verdächtigungen wirken mussten, besonders, da sie sich auf nichts Greifbares stützten.
»Ich kenne dich so gut wie du dich selbst, alter Freund. Und ich merke, wenn du etwas auf dem Herzen hast.« Reggie betrachtete ihn neugierig. »Es hat mit deiner Frau zu tun, nicht wahr?«
»Ach, lassen wir das.« Marcus versuchte, bestimmt zu klingen. »Ich frage mich nur allmählich, ob sie etwas vor mir verbirgt.«
»Ich vermute mal, die meisten Frauen haben kleine Geheimnisse vor ihren Ehemännern.«
»Vermutlich.«
»Du solltest dir eigentlich keine Sorgen machen, wenn deine Frau dich so sinnlich küsst, dass mir nur vom Zusehen schwindlig wurde.« Reggie kicherte. »Verzeih, aber ich konnte in ihrem Verhalten nichts Geheimnisvolles entdecken. Ich kann nur hoffen, dass ich auch eines Tages eine so leidenschaftliche Frau haben werde.«
»Ihre Leidenschaft steht außer Frage.«
»Was dann?«
»Du wirst mich für verrückt halten.«
»Wahrscheinlich.«
»Hast du dir in der vergangenen Woche einmal Gedanken gemacht, warum sie in die Heirat eingewilligt hat?«
»Nein.« Reggie schüttelte den Kopf. »Ich nahm an, dass sie darüber nachgedacht und aus den offensichtlichen Gründen zugestimmt hat. Du bist wohlhabend, verfügst über einen achtbaren Titel und bist nicht hässlich. Du bist eine ganz ausgezeichnete Partie. Die Frau hätte es kaum besser treffen können. Außer natürlich, wenn sie mich genommen hätte«, scherzte er.
Marcus ignorierte ihn. »Ich kenne sie gar nicht, Reggie. Gut, ich kenne ihre Herkunft. Was sie in den letzten Jahren erlebt hat. Ihre Abstammung und derlei Tatsachen. Ich weiß, dass sie behauptet, nicht nach der Liebe zu suchen ...«
»Das hast du mir nie gesagt.«
»Ich erzähle dir eben nicht alles. Es spielt auch keine Rolle, nur dass man sich fragt, warum eine so hübsche und intelligente Frau nicht schon längst verheiratet ist.«
»Sie war eine Gouvernante, Marcus«, betonte Reggie. »Das ist kaum mehr als ein Dienstmädchen. Ich gehe davon aus, dass man als Dame von nobler Herkunft in solcher Anstellung wohl kaum auf gute Partien trifft.«
»Aber wenn sie doch schon jemanden gefunden hatte?« Marcus wusste, wie lächerlich das klang, aber er konnte nicht aufhören. »Und wenn es tatsächlich einen Mann gibt, dem sie ihr Herz versprochen
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