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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Menschen auf der Straße zu schlafen.«
    »Das ist wohl besser als nichts«, stellte Gwen mit einer gewissen Enttäuschung fest.
    Was hatte sie erwartet? Die Mädchen hatten sie vom ersten Augenblick an abgelehnt, und Gwen hatte seither wenig getan, um diese Haltung zu ändern. Sie kam zwar mit ihnen besser zurecht als mit all ihren bisherigen Zöglingen, aber sie hatte nicht annähernd genug Zeit mit ihnen verbracht, um eine stabile Beziehung oder gar Freundschaft aufzubauen.
    »Aus Gründen der Fairness«, Charity tauschte einen Blick mit ihren Schwestern, »haben wir allerdings gemeinsam entschieden ...«
    »Wir haben abgestimmt«, warf Hope ein.
    »... dass jemand, den Madame de Chabot und Madame Freneau so sehr mögen wie dich, wahrscheinlich Qualitäten hat, die wir einfach noch nicht entdeckt haben.«
    Patience und Hope grinsten um die Wette, und selbst Charity lächelte Gwen zögerlich an. »Also haben wir beschlossen, bei dir zu bleiben, was auch immer passieren mag.«
    »Weil ich immer noch besser bin«, Gwen zog eine Grimasse, »als andere Menschen?«
    »Wir mögen keine anderen Menschen«, sagte Hope mit Überzeugung.
    »Also gut. Ich werde wohl nehmen müssen, was ich bekommen kann, und dankbar dafür sein.« Gwen lächelte erleichtert. »Auch wenn ich nur das kleinste von vielen Übeln bin, macht mich das schon ziemlich glücklich.«
    »Aber nur, weil wir Madame Freneau und Madame de Chabot so gern haben.« Patience lächelte sehnsüchtig. »Sie können wundervolle Geschichten über Bälle und Schlösser und Prinzen und die aufregendsten Menschen und Orte erzählen.«
    »Verstehe.« Gwens Stimme klang belegt. »Ich sollte mich wohl bei ihnen bedanken, dass sie so für mich eintreten.«
    »Tante Gwendolyn.« Diese Bezeichnung schien in Charitys Ohren genauso merkwürdig zu klingen wie in Gwens. »Wir wollen einfach endlich wieder eine Familie sein.«
    »Wir waren gerne eine Familie.« Patience seufzte.
    Hope kräuselte die Nase. »Wir hatten so viel Spaß.«
    Charity brachte ihre Schwestern mit einem Blick zum Schweigen. »Wir wissen, dass ohne Mama und Papa nichts mehr so sein wird wie früher, aber wir sind es müde, nicht zu wissen, wie es mit uns weitergehen soll. Wir glauben wirklich, dass du ...«
    »Und Lord Pennington«, fügte Patience hinzu.
    »Der überhaupt nicht beängstigend wirkte, sondern eher wie ein Mann, der einem Mädchen einen Hund schenken würde«, kam es von Hope.
    » ... unsere beste Chance auf ...«, Charity dachte einen Moment nach. »Auf Erlösung seid. Ja, das ist es.« Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, schenkte Charity ihr ein echtes Lächeln. »Erlösung.«
    »Wenn nicht auf dieser Welt, dann in einer anderen, besseren«, sang Hope.
    »Man fragt sich, was aus den Mädchen geworden wäre, wenn sie von Piraten statt von Missionaren gefunden worden wären«, murmelte Madame kaum hörbar.
    »Ich war noch nie für jemanden die Erlösung, aber ich werde versuchen, der Herausforderung gerecht zu werden.« Gwen betrachtete die Gesichter der drei Kinder, dann nickte sie und spuckte sich ohne weiteres Nachdenken auf den Finger.
    Alle drei Schwestern taten es ihr sofort nach. Nichten und Tante vollführten die traditionelle Zeremonie und wandten sich dann einmütig an Madame. Sie lächelte schicksalsergeben, spuckte ebenfalls und mischte ihr »Blut« mit dem der Mädchen.
    »Colette wird sicher bedauern, das hier zu verpassen«, sagte Madame mehr zu sich selbst.
    »Wir können es ja wiederholen, wenn sie nach Hause kommt.« Patience grinste. »Ich vermute mal, sie würde nur ungern einen Blutschwur verpassen.«
    »Jetzt sind wir noch fester miteinander verbunden als vorher«, stellte Hope ernst fest. »Jeder Blutschwur macht den vorangegangenen noch stärker, weißt du.«
    Patience nickte. »Fest verbunden in alle Ewigkeit.«
    »Das bedeutet, wir bleiben bei dir.« Charity sah Gwen in die Augen.
    Eine merkwürdige Art gegenseitiger Anerkennung lag in diesem Blick. Hier wurde ein Schwur geleistet, der weit über das Aneinanderrubbeln nasser Finger hinausging, gleich ob mit Blut oder weniger heidnischer Substanz getränkt. Gwen erkannte, dass sie und Charity sehr viel gemeinsam hatten. Sie beide hatten in sehr jungem Alter eine große Verantwortung übernommen: Gwen für sich selbst, Charity für ihre Schwestern.
    Und jetzt gaben sie sich stillschweigend das Versprechen, diese Verantwortung von nun an zu teilen. Dass sie wirklich fest miteinander verbunden waren, was immer auch

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