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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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mich und der Nebel zu dicht. Aber es tut gut, eine Entscheidung zu treffen. Zwei Konspirationen zum Preis von einer!
    7
    GEGEN ABEND GEHE ICH, bedrückt von meinen Gedanken und absurden Vorstellungen, hinunter zum Empfang und weiter in die Bar. Ich sehe niemanden, den ich kenne, aber nach ein paar Minuten kommt Peter angehastet. Wir begrüßen uns und finden einen freien Tisch hinter dem Klavier. Der Kellner ist aufmerksam. Er kommt mit Kaffee, Tee und Cognac, ehe wir darum gebeten haben. Peter hebt sein Glas und prostet mir zu.
    » Darf ich dich was fragen? «, sage ich unsicher und nippe am Cognac.
    » Natürlich. «
    » Was, glaubst du, befindet sich in dem Schrein? «
    » The Shrine of Sacred Secrets « , sagt er zögernd, andächtig, und runzelt nachdenklich die Stirn. » Wie bei jedem Mythos handelt es sich auch hier sicher um eine Verzerrung der Wahrheit. Die Kirche hat die Geschichte über die Jahrhunderte ausgeschmückt. Wie sie es immer tut. «
    » Was meinst du damit? «
    » In einem Manuskript, das wir hier im Institut untersucht haben –ein Dokument etwa aus dem Jahr 200 –, wird angedeutet, dass Jesus Christus eine Sammlung von Texten hinterlassen hat, die er selbst diktiert oder geschrieben hat. «
    » Im Ernst? «
    » Hm. «
    » Was für Texte? «
    » Woher soll ich das wissen? Niemand hat sie je gelesen. Das ist nur eine Hypothese. «
    » Aber was stand in dem Manuskript, das du gelesen hast? «
    » Es wird angedeutet, dass es sich um eine Reihe von Lebensregeln handelt. Gebote. Neue Gebote, wenn du so willst. Das Manuskript lag in einem versiegelten Tongefäß in einer ägyptischen Grabkammer. Wir haben die Information zurückgehalten. Bis wir sie besser verstehen. Zu Beginn haben wir die Tragweite unseres Fundes gar nicht verstanden. Aber dann haben wir den Zusammenhang mit dem Mythos vom Shrine of Sacred Secrets erkannt. «
    » Das ist doch nicht zu glauben. «
    » Der Vatikan war vollkommen außer sich, als er davon erfuhr. Wir hatten eine päpstliche Delegation hier, aber wir haben sie nie involviert. Der Vatikan muss so viele Rücksichten nehmen. Die Wahrheit ist nur eine davon, und, um ehrlich zu sein, eine der untergeordneten. Jetzt liegt der Vatika n a uf der Lauer. Sie wissen, dass wir etwas wissen, aber sie wissen nicht, was. Besonders begeistert sind sie nicht. «
    » Warte! Willst du damit sagen, dass der goldene Schrein, den wir beim Kloster Værne gefunden haben, möglicherweise ein Manuskript enthält, das von Jesus selbst diktiert worden ist? «
    Peter breitet die Arme aus. » Alles ist denkbar. « Er schüttelt sich.
    » Kann es der Vatikan sein, der seine Agenten auf mich gehetzt hat? Auf der Jagd nach dem Schrein? «
    » Agenten? « Er lacht. » Der Vatikan hat sicher seine Methoden, aber sie sind den Gehorsam so gewohnt, dass sie ganz sicher nicht wissen, wie sie mit jemandem umgehen sollen, der sich ihnen widersetzt. Nein, ich glaube nicht, dass der Vatikan hinter dir her ist. «
    » Sollte dieses Manuskript existieren, wenn auch nur als Theorie, dann müssten doch auch andere davon gehört haben. «
    » Es sei denn jemand hat das Bedürfnis, dieses Wissen zurückzuhalten. «
    » Warum? «
    » Das kannst du dir doch wohl denken. «
    Ich trinke einen Schluck Cognac. » Das wäre fantastisch. Abweichende religiöse Fakten … Fakten, die unser Verständnis des Christentums ändern würden. «
    » Für viele ein erschreckender Gedanke. «
    » Erschreckend? «
    » Die aufsehenerregendste Nachricht der Weltgeschichte. Wichtiger als die Mondlandung. Jesu Christi eigenes Evangelium. «
    Bei dem Gedanken beginnt sich in meinem Kopf alles zu drehen. Falls das nicht am Cognac liegt.
    8
    DIE BIBLIOTHEKSBAR SCHLIESST um dreiundzwanzig Uhr. Gute Wissenschaftler gehen früh ins Bett. Jedenfalls in der Wüste, wo nicht hinter jeder Ecke eine Sünde lauert. Wir schlendern beinahe allein in die marmorne Eingangshalle. Peter ist angetrunken.
    » Sollen wir ein bisschen frische Luft schnappen? «, fragt er.
    Ich sage, dass ich das für eine gute Idee halte.
    Draußen ist es stockdunkel und sternenklar. Die Luft hat einen süßlichen Duft und sticht vor Kälte. Peter führt mich um die Anlage herum und ein Stück den Hang hinauf in ein Wäldchen aus Feigen-und Olivenbäumen. Wir stolpern in dem schwachen Schimmer des Himmels und der erleuchteten Fenster herum.
    Ein Stückchen weiter oben bleiben wir unter einem Baum stehen, der seine Äste wie ein Dach ausstreckt. Die Rinde ist von den

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