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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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ihm egal. Die Gleichgültigkeit ist gegenseitig. Er sackt mitten auf dem Boden zusammen, als habe jemand eine Stahlfeder aus seinem Rückgrat gezogen. Sabbernd sieht er mich mit seinen leidenden Augen an. Eiter quillt aus ihnen heraus. Ich kann nicht begreifen, wie man einen Hund lieben kann.
    » Du musst den Schrein herausgeben! «, sagt der Professor. Er flüstert verbissen. » Du weißt nicht, was du da tust! «
    » Ihr habt mich gebeten aufzupassen. «
    » Genau! «
    » Professor «, sage ich mit meiner kältesten Stimme, und die klingt wirklich eisig, » genau das tue ich. «
    Mama kommt mit den Steaks, ehe sie zurück in die Küche hastet, die Kartoffeln und die Soße holt und schließlich die Form mit dem Brokkoligratin für mich.
    » Mach mir keine Vorwürfe, wenn das Essen kalt ist «, sagt sie mit einem vorwurfsvollen Lachen. Sie sieht von mir zum Professor. » Was wolltest du von mir wissen, wegen Trygve und einer Sache mit einer Kuh? «
    Der Professor sieht mich verwundert an.
    » Ein Missverständnis «, sage ich.
    Mama hat im letzten Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert, aber man könnte glauben, sie sei nur ein paar Jahre älter als ich. Steffen sollte sich freuen, dass er ihr ähnlich sieht und nicht dem Professor.
    Der Professor schneidet das Fleisch an, während Mama ihm und sich den Wein eingießt und mir ein alkoholfreies Bier. Ich nehme mir Brokkoli. Mama hat nie verstanden, warum ich Vegetarier geworden bin. Aber sie ist eine gute Gemüseköchin.
    Der Hund starrt mich an. Er hat seine fünfzig Zentimeter lange nasse Zunge auf dem Teppich entrollt.
    Der Professor erzählt einen Witz, den ich schon einmal gehört habe. Pflichtbewusst lacht er über seinen eigenen Scherz. Ich kann nicht fassen, warum Mama ihr Leben und ihr Bett mit ihm teilt. Es sind immer wieder solche Gedanken, die meine Manieren mitunter verpesten können.
    » Warst du heute am Grab? «, frage ich Mama.
    Ihr Blick streift den Professor. Dort findet sie keinen rettenden Hafen. Er teilt eine Kartoffel und schneidet ein Stück Fleisch ab. Dann steckt er es in den Mund und kaut. Seine Fä higkeit, so zu tun, als ob nichts wäre, hat mich schon immer fasziniert.
    » Warst nicht du da? «, fragt sie mit dünner Stimme.
    Papa wurde an einem Donnerstag beerdigt. Eine Woche nach dem Unglück. Rund um den Sarg hatten Blumen und Kränze gelegen. Ich saß in der ersten Reihe zwischen Mama und Großmutter. Jedes Mal, wenn ich zum Kruzifix an der Wand über dem Altar aufblickte, musste ich daran denken, wie hoch Papa gehangen hatte, als er den Halt verlor. Vor dem Sarg lagen Kränze mit Schleifen und letzten Grüßen. Der Sarg war weiß. Mit vergoldeten Griffen. Papa lag mit gefalteten Händen da. Die Augen friedlich geschlossen. Für immer schlafend. Sein Körper war in Seide gehüllt. Und ansonsten bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Mit zerschmettertem Schädel. Die Arme und Beine so oft gebrochen, das sie weich und gelenklos erschienen.
    » Schöne Brokkoliform «, sage ich.
    Ich muss nicht noch einmal auf das Grab zu sprechen kommen. Durch die eine Frage ist es mir gelungen, sie beide daran zu erinnern, dass es ein sinnloser Todesfall gewesen war, der sie beide zusammengebracht hatte, und dass eigentlich ein anderer Mann mit Mama am Tisch sitzen sollte.
    » War es ordentlich? Das Grab? «, fragt Mama.
    Ich sehe sie überrascht an. In ihren Worten schwingt eine stille Wut mit. Sie kann es nie vertragen, wenn ich ihr unangenehme Fragen stelle.
    » Ich hab ein paar Lilien gepflanzt. «
    » Du machst mir Vorwürfe, dass ich nie dorthin gehe! «
    Der Professor räuspert sich und schiebt das Gemüse auf seinem Teller hin und her.
    Ich beherrsche es ziemlich gut, so zu tun, als verstünde ich nicht. » Aber Mama! «
    Mama verabscheut es, zu Papa auf den Friedhof zu gehen.
    Ich glaube, sie war seit der Beerdigung kein einziges Mal da.
    » Das ist zwanzig Jahre her, Lillebjørn! Zwanzig Jahre! « Sie starrt mich über den Tisch hinweg an. Ihre Augen glänzen vor Wut und gekränktem Selbstmitleid. Ihre Finger schließen sich hart um Messer und Gabel. » Zwanzig Jahre! «, wiederholt sie und dann noch einmal: » Zwanzig Jahre, Lillebjørn! «
    Der Professor hebt sein Rotweinglas und trinkt.
    » Das ist lange her «, gestehe ich ein.
    » Zwanzig Jahre «, sagt sie tatsächlich noch einmal.
    Für Mama sind die Übertreibungen und das Selbstmitleid eine Kunst, die es zu pflegen gilt.
    Der Hund hustet und kotzt irgendeine Schweinerei aus, die er

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