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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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wenigstens jemanden gefunden, der Dir die Stoppuhr zurücksetzt, sozusagen. Ich bin von kräftigen Kerlen in Reitstiefeln umgeben, könnte also nicht glücklicher sein, wie Du Dir vorstellen kannst. Na, jetzt muss ich aufhören, es gibt gleich einen Empfang für irgendeinen Irren, der behauptet, übersinnliche Runen sehen zu können oder so. Geh nicht zu viel in die Sonne, das hast Du noch nie vertragen.
    Sei gedrückt!
    Anton
    Die Villa Gorge
    Über dem gigantischen gregorianischen Kamin im Billardzimmer der Gorges hing der ausgestopfte Kopf eines Grizzlybären, der das Maul so weit aufsperrte, dass er weniger wild als vielmehr erstaunt aussah. »Nehmen Sie Platz, Krauto«, sagte Gorge, der sich mit einem Glas Erdbeershake in einen Sessel fläzte. »Was gibt es zu berichten?«
    »Mir fällt nichts ein.«
    »Immer noch Deutscher?«
    »Das bin ich wohl, ja.«
    »Kann man nix machen. Hab Arbeit für Sie, wenn Sie wollen. Sollten Sie annehmen. Stinken nach Müßiggang, Krauto, nicht böse sein. Haben keinen Platz für Müßiggänger auf Gorgeschem Grund und Boden. Also, Marsh – Sie erinnern sich? Von Caltech. Baut mein Auditorium.«
    »Der Kerl aus dem Vorstand. Ja.«
    Gorge blickte beim Sprechen über Loesers Kopf hinweg auf den Bärenschädel. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen fand in seinem Hirn eine Art wirres Ringen statt. »Jede Menge Verzögerungen, aber das Theater ist jetzt fertig. Erstes Stück an Weihnachten. Braucht einen Regisseur. Will Sie Marsh vorschlagen. Kann er nicht Nein sagen, Marsh, wenn ich das mache.«
    »Zuerst einmal, Colonel Gorge, ich bin kein Regisseur, ich bin Bühnenbildner. Und zweitens, selbst wenn ich eine erste Regie versuchen würde, wäre ein Weihnachtsstück an einer Universitätsbühne …«
    »Kommt nicht drauf an. Hat nix mit dem Stück zu tun, der Auftrag. Sehen Sie: Hab eine Million für das Theater hingeblättert. Genug, dass ich zu den Banketten im Athenaeum Club eingeladen werde, diese ganze Scheiße. Bringt mich aber kein Stück näher an die Wissenschaftler. Muss was über diesen Knaben Bailey rausfinden. Habe ihn getroffen, ist aber zugeknöpft. Brauche drinnen einen Mann. Bisschen spionieren.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Woodkin, der Loeser telefonisch in die Villa bestellt hatte, »Colonel Gorge hofft, wenn man Sie am Institut aufnimmt, das sich nur drei Meilen von hier befindet, könnten Sie durchaus etwas über Professor Bailey und seine Aktivitäten in Erfahrung bringen. Colonel Gorge hat großes Interesse an diesen …«
    Aber da sprang Gorge mit Gebrüll auf und lief hinaus. Bevor Loeser Woodkin auch nur einen verwirrten Blick hatte zuwerfen können, war er wieder da, mit einer reich geschmückten doppelläufigen Flinte.
    »Nicht, Sir!«, schrie Woodkin.
    Gorge blieb stehen, legte an und zielte. Loeser warf sich auf den Boden. Es gab eine Explosion, und der Bärenkopf stürzte von der Wand.
    »Den Scheißer habe ich erwischt!«, sagte Gorge triumphierend und übertönte dabei kaum das Klingeln in Loesers Ohren. Dann blickte er auf die durchlöcherte Trophäe auf dem Teppich und blinzelte ein paarmal verwirrt. Baumwollflocken segelten durch die Luft. In der Wand über dem Kamin stak ein Heiligenschein aus Schrot. Dort, wo Gorges halb ausgetrunkener Milchshake umgekippt war, lag in einer Pfütze aus rosa Schaum eines der Glasaugen des Bären wie eine unheimliche Cocktailolive. »Wie ist der bloß hier reingekommen?«
    »Das war kein echter Bär, Sir«, sagte Woodkin, der sich wieder beruhigt hatte. »Das war nur der Kopf eines Bären, den Sie schon einmal in Montana erlegt haben.«
    »Kopf! Natürlich. Bitte um Vergebung.« Er blickte Loeser an, der sich zitternd wieder setzte. »Hätte ich erklären sollen, Krauto. Ist schlimmer geworden mit der Birne. Nichts als Ärger. Sagen Sie’s ihm, Woodkin.«
    »Colonel Gorges Leiden hat sich verschlimmert. Einige der Ärzte nennen es jetzt ›ontologische Agnosie‹. Er verwechselt nicht mehr nur Darstellungen mit den Gegenständen dieser Darstellungen, es fällt ihm beispielsweise auch schwer, die Lebenden von den Toten zu unterscheiden.«
    »Will Ihnen gar nicht erst erzählen, was neulich bei McGilligans Beerdigung passiert ist. Fast so schlimm wie damals, als mir der Knabe mit den ganzen Tätowierungen über den Weg gelaufen ist.«
    »Ich muss mich wirklich entschuldigen, Sir«, sagte Woodkin. »Ich hätte sofort alle ausgestopften Tiere aus dem Haus entfernen müssen, sobald die Ärzte mich vom

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