Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
verheiratet und trinken höchstens Bier.«
    »Pfarrer Hoffmann ist Junggeselle«, sagte ich eifrig. »Er verdient bestimmt nicht schlecht, seine Rente ist sicher, und er trinkt immerhin gerne Sekt. Er wäre der perfekte Versorger für deine Mutter.«
    »Aber ich dachte, der hat es auf deine Mutter abgesehen«, sagte Gilbert.
    »Blödsinn!« Wie immer bei dem Gedanken daran, wie die beiden miteinander turtelten, wurde mir eiskalt vor Schreck. »Die ist viel zu alt für ihn. Wie alt ist deine Mutter?«
    »Lydia? Seit zwei oder drei Jahren vierzig«, sagte Gilbert. »Aber sie benimmt sich – ähm – jünger.«
    »Passt doch«, sagte ich. »Wir müssen die beiden nur noch zusammenbringen, dann hat deine Mutter ihren Versorger, und wir wären den Pfarrer los. Er geht mir nämlich allmählich auf die Nerven.«
    »Ich glaube nicht, dass Lydia sein Typ ist. Er steht mehr auf trostbedürftige, anschmiegsame Frauen«, meinte Gilbert nachdenklich. »Aber ich kann sie ja am Sonntag mal in die Kirche schicken. Ich muss es ihr nur als eine Art Single-Treff verkaufen.«
    »Am Montag musst du mir dann sagen, ob er ihr Typ ist.«
    »Ich dachte, dann willst du zurück nach Berlin?«
    »Ich bleibe wohl noch ein paar Tage.«
    »Dann bleibe ich auch«, erwiderte Gilbert. »Ich habe schließlich versprochen, mich für deine Hilfe zu revanchieren, weißt du noch? Ein Kalinke hält immer, was er verspricht.« Er hielt mir seine Hand hin. »Ich helfe dir, und du hilfst mir, einverstanden?«
    Zögerlich griff ich nach seiner Hand und schüttelte sie. Dabei war mir zumute, als hätte ich soeben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.

Carola
    ½ Suppenhuhn, 1 Kalbsknochen, 150 Gramm durchwachsener Speck, 200 Gramm Ohr und Schnauze vom Schwein … Nein danke, Carola blätterte schnell weiter. Sie war zwar keine Vegetarierin, aber Schweineohren und -schnauzen würde sie nicht anrühren, nicht mal für einen guten Zweck. Der Hund von Lenchen Klein kaute ständig und überall getrocknete Schweineohren – Carola drehte sich beim bloßen Gedanken daran der Magen um. Kaum vorstellbar, dass diese zähen Dinger zu den Aphrodisiaka zählen sollten, ebenso wie die Geschlechtsteile gewisser anderer Tiere! Abgesehen davon, wo sollte man das Zeug denn besorgen? Carola konnte sich nicht vorstellen, dass der hiesige Metzger Güntershoff Stiereier und Kuheuter verkaufte. Und man stelle sich sein Gesicht vor, wenn sie gar nach frischen Löwenhoden fragte …
    Carola blätterte weiter. Das Buch handelte von erotisierenden Speisen und der Kunst, sinnlich zu kochen und mit Genuss zu essen. Es gab einen Anhang voller Rezepte, mit deren Hilfe Carola in der Angelegenheit Pfarrer Hoffmann endlich einen entscheidenden Fortschritt zu erzielen hoffte. Bis jetzt hatte er zwar jedes Mal widerspruchslos die Dienstbesprechung in ihre Küche verlegen lassen, aber niemals etwas anderes getan als gegessen und über die gemeinsame Arbeit gesprochen. Nicht mal geflirtet hatte er mit ihr, im Gegenteil, Carola hatte das Gefühl, je deutlicher ihre Avancen wurden, desto zurückhaltender reagierte der Pfarrer.
    Möglicherweise war sie einfach nicht sein Typ? Carola war nicht besonders eitel, sie war mit dem sicheren Bewusstseinaufgewachsen, schön zu sein, und nichts hatte dieses Bewusstsein jemals erschüttert. Sie war immer das hübscheste Mädchen in der Schule gewesen, dasjenige mit den meisten Liebesbriefen und einem ganzen Wald an jungen, bändergeschmückten Birken im Vorgarten am ersten Mai. Carola hatte ihre Beliebtheit einfach als gegeben hingenommen und sich zu keiner Phase ihres Lebens etwas auf ihre Schönheit eingebildet. Sie war eben so, wie Gott sie geschaffen hatte. Sie wusste, dass sie sich seit der Schulzeit äußerlich nicht großartig verändert hatte, sie passte immer noch in ihre Kleider aus der Tanzstundenzeit, ihre Haare waren genauso dunkel und glänzend, und der Busen hing höchstens einen Millimeter tiefer als damals. Die kleinen Fältchen um ihre Augen – gut, die waren erst im Laufe der letzten Jahre entstanden, aber sie wirkten sympathisch und verliehen ihrem Blick nur noch mehr Ausdruck.
    Nein, an ihrem Aussehen konnte es unmöglich liegen, dass Pfarrer Hoffmann so wenig Interesse an ihr zeigte. »Liebe geht durch den Magen«, hatte ihre Mutter immer gesagt, und Carola hatte kritisch ihren Speiseplan überprüft. Vielleicht schmeckte es ihm einfach nicht, vielleicht kochte sie ihm zu einfach, zu wenig deftig oder auch nur zu kleine Portionen? Als

Weitere Kostenlose Bücher