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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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mühsame Angelegenheit. Ein Freund von mir kennt sich mit diesen technischen Dingen aus. Ich werde ihn die Tagemal anrufen.« Er zeigte auf das Handy, das auf dem Fernseher lag. »Ich muss hier drinnen auch noch was gegen die Zugluft unternehmen. Meinst du, es sieht gut aus, wenn man die Wände mit Stoff bespannt?«
    »Du hast bei Elektro-Müller auf der Hauptstraße eingebrochen«, sagte ich mehr zu mir selber als zu Gilbert. »Wie hast du das ganze Zeug denn nur hierhergekriegt? Und wo ist das Sofa her? Und warum …?«
    »Warum darf man sein Geld nicht selber machen? Warum bringt man sich nicht zuweilen um? Warum trägt man im Winter Wintersachen? Warum darf man, wenn jemand stirbt, nicht lachen? Und warum fragt der Mensch bei jedem Quark: Warum?« Gilbert lächelte mich an. »Das ist eines meiner Lieblingsgedichte von Kästner. Na gut, um deine Neugier zu stillen, nur so viel: Ich hatte einen Lieferwagen … zur Verfügung. Das Sofa habe ich gekauft. Hübsch, nicht? Ich hätte es auch in Blau haben können, aber mir gefiel dieser warme Rotton. Es passt auch besser zur Bettwäsche. Die Bettwäsche hat Lydia ausgesucht.«
    »Wer ist Lydia?«
    »Meine Mutter.«
    »Ich denke, sie will nichts mehr mit dir zu tun haben!«
    »Ich glaube, sie hat es sich anders überlegt. Als sie gehört hat, dass ich einen Job und eine Wohnung habe, wurde sie freundlicher. Auch wenn sie es nicht wahrhaben will – sie braucht mich. Sie sucht einen Mann, der sie heiratet und bis an ihr Lebensende versorgt, aber sie fängt es völlig falsch an.«
    »Du hast einen Job?«, unterbrach ich ihn.
    »Ja. Als dein Gärtner.« Gilbert ließ sich auf sein Sofa fallen. »Ich werde dieses Grundstück in einen Paradiesgartenverwandeln und im Gegenzug mietfrei hier wohnen. Das ist mehr als fair, finde ich.«
    »Es geht aber nicht«, sagte ich. »Ich fahre am Wochenende nach Berlin zurück, und meine Mutter kriegt die Krise, wenn sie einen Kriminellen in Opas Schuppen findet.«
    »Du willst wirklich nach Berlin zurück? Zu diesem Arschloch?«
    »Andi ist kein Arschloch. Er ist nur mit der Situation im Augenblick überfordert. Außerdem kann ich ja nicht ewig hierbleiben. Und du …«
    »Na, ewig wollte ich hier auch nicht bleiben«, versicherte Gilbert. »Nur über den Winter, bis Lydia einen Versorger gefunden hat und der Garten fertig ist. Ich habe da schon mal ein paar Entwürfe gemacht, wir können sie uns gleich anschauen. Ich hatte an einen Wassergarten gedacht, viele miteinander durch Bachläufe verbundene Teiche, wenig Grünfläche. Aber auch ein Garten nach japanischem Vorbild erscheint mir reizvoll, runde Kiesfelder, Wasserbecken für Kois und zu Hagens eine dichte Bambushecke. Wir müssen anfangen, bevor der Frost kommt.«
    »Es geht nicht«, wiederholte ich.
    »Natürlich geht das! Es ist alles eine Frage der Kosten und der Organisation – aber es geht. Und glaub mir, billiger als bei mir bekommst du’s nirgendwo.«
    »Ich meine, es geht nicht, dass du hierbleibst«, sagte ich geduldig. »Früher oder später findet die Polizei dich hier, und dann …«
    Gilbert verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ich wünschte, du hättest ein bisschen mehr Vertrauen zu mir. Glaubst du denn, ich habe im Knast gar nichts gelernt?«
    »O nein«, versicherte ich.
    »Na, siehst du. Bis jetzt hast du überhaupt nur deshalb etwas von meiner Anwesenheit bemerkt, weil ich wollte, dass du es bemerkst.« Gilbert betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen. »Du siehst irgendwie mitgenommen aus. Soll ich dir was zu essen machen?«
    »Nein, danke. Aber wenn du noch ein Mars hättest …«
    »Das wäre jetzt gar nicht gut für dich«, sagte Gilbert. »Du brauchst Zwieback und Kamillentee. Und Bettruhe.«
    Und jemand, der sich um mich kümmert , ergänzte ich in Gedanken und hätte gern noch ein paar selbstmitleidige Tränen verdrückt. Wenn ich jetzt zurück ins Haus ginge, wäre der Pfarrer wieder da und würde versuchen, mir das Du und seinen Vornamen aufzudrängen. Und meine Mutter würde so gucken, als wünschte sie mich mindestens bis nach Feuerland.
    Plötzlich hatte ich eine Eingebung.
    »Ich wüsste einen Mann für deine Mutter, Gilbert«, sagte ich. »Oder ist die etwa katholisch?«
    »Nein, die ist höchstens alkoholisch«, sagte Gilbert. »Sie ist mit der romantischen Vorstellung hierhergekommen, eine Art Landadeligen zu ehelichen und sich den Whisky fortan aus Kristallkaraffen einzuschenken. Aber alle Männer, die sie hier kennenlernt, sind

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