Ehemänner
hatte er dem Onkel seine Lage geschildert, woraufhin der Onkel, der so tat, als wüsste er von nichts, leichthin bemerkte, wenn besagte Señorita noch keine Hure sei, würde sie in der Familie, aus der sie stammte, in jedem Fall noch eine werden.
Anschließend war er also mit Guillermo zum Stierkampf gegangen und hatte ihn danach ins Bordell geschickt mit dem unglückseligen Ergebnis, dass der sich beim Stierkampf angesichts des befremdlichen Durcheinanders übergab und im Bordell an eine ziemlich schroffe Dame geriet, die es eilig hatte und wenig Lust, auf einen völlig unerfahrenen Jungen einzugehen und ihn geduldig in das Metier einzuführen. Sie ließ ihn ein und forderte ihn auf, sich gefälligst zu beeilen, ohne auch nur ein nettes Wort zu sagen oder ihn ein einziges Mal zu streicheln. Als der Junge den Spalt zwischen ihren Schenkeln bespritzte, gab sie ihm lediglich einen Klaps auf den Hintern und rollte sich zur Seite.
»Geschafft«, sagte sie lapidar. »Es ist keine große Sache, wie du siehst.«
Mit bleichem Gesicht und zerknirschter Miene gesellte sich Guillermo wieder zu seinem Onkel. Der Mann bot ihm eine Zigarre an und begann, über Geschäftliches zu reden. Nach einer Weile hielt er inne, um ihn zu mustern:
»Es hat dir nicht gefallen, oder? Naja, so sind Huren nun mal«, sagte er.
Plötzlich spürte Guillermo eine uralte Panik auf seinen Schultern lasten und wollte nicht einmal mehr an Carmen denken. In Deutschland ertränkte er seinen Kummer jeden Tag in Bier, während er ihren Namen vor sich hin murmelte und in Erinnerung an sie um ihre Liebe anflehte. Morgens wenn er aufstand, beteuerte er zur Beruhigung des Onkels, alle Versprechen, die er und Carmen sich je gegeben hätten, längst vergessen zu haben.
Als sie nach Madrid zurückkehrten, wo die drei Schwestern sie bereits erwarteten, verkündete ihnen der Onkel triumphierend die Neuigkeit. Sie suchten für ihn eine Managementschule und nahmen unter Tränen, aber doch erleichtert, von ihrem Jungen, wie sie ihn immer noch ganz selbstverständlich nannten, Abschied.
Zu einem adretten, wenn auch immer noch schüchternen jungen Mann gereift, kehrte Guillermo vier Jahre später nach Puebla zurück. Er war zwar etwas selbstsicherer, aber dafür noch verschlossener als vor seiner Abreise. Als die Frauen ihn daheim mit Küssen begrüßen wollten, schloss er sie zu ihrer Überraschung väterlich in die Arme, eine Geste, mit der junge Männer ihren Müttern zu verstehen geben, dass sie nicht länger ein Spielball ihrer Liebe sein wollen.
Obwohl die Schwestern jede ein Schlafzimmer für sich hatten, schliefen sie alle drei zusammen. Vor dem Zubettgehen besprachen sie noch einmal die Dinge des Tages. Dabei beklagten sie einhellig, ihren Jungen verloren zu haben, doch sie waren sich auch einig, dass es die beste Lösung gewesen sei, ihn möglichst weit entfernt von Carmen erst einmal erwachsen werden zu lassen.
Carmen, die es überdrüssig gewesen war, auf auch nur eine Postkarte von ihm zu hoffen, hatte kurzentschlossen den Besitzer von sechs Schuhläden geehelicht. Einen nicht unattraktiven Mann, zwar nicht gut aussehend, aber mit einem eigenen Stil und einer Selbstsicherheit, die Guillermo offensichtlich niemals entfalten würde, auch wenn sein Imperium hundertmal größer war als die paar Schuhläden im Stadtzentrum.
Zwischen ihren beiden einzigen Bewerbern hatte sich Carmen für ihn entschieden, weil er, wenn auch nicht reich, doch nicht arm war und sie sich beim Anblick des Vaters vorstellen konnte, wie der Sohn sein würde. Als sie diesen geduldigen, schweigsamen Mann kennen lernte, der sich, ganz von den Launen seiner Frau abhängig, mit einfachen Freuden begnügte, dachte sie, das Leben an der Seite des Sohnes jenes Herrn zu verbringen könnte ihr nicht zum Schaden gereichen. Es würde sicherlich nicht sehr vergnüglich werden, aber sie vertraute auf ihre Einfallsgabe, um auch so auf ihre Kosten zu kommen.
Nach Guillermos Heimkehr dauerte es nicht lange, bis sie sich über den Weg Hefen. Sie betrat ein Bekleidungsgeschäft, ihre Kleine an der Hand, ein dreijähriges Mädchen, das ein Plappermäulchen war und sie mit Fragen löcherte. Er stattete dem Besitzer gerade einen Besuch ab, einem zerbrechlichen Mann mit gutmütigen Augen, der von Guillermo seine Kaschmirware en gros bezog.
Carmen verstand es immer noch nicht, sich gefällig zu kleiden, denn Mode interessierte sie so wenig wie eh und je. Um die Taille herum war sie jetzt etwas
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