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Ehre sei dem Vater (German Edition)

Ehre sei dem Vater (German Edition)

Titel: Ehre sei dem Vater (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa May
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des Hauses im Laufschritt zurückgelegt und waren
dennoch bis auf die Haut durchnässt gewesen. Dann hatte es unendlich lange
gedauert bis endlich jemand auf das Läuten der Gendarmen reagiert hatte, und
schließlich hatte Weber auch noch die Frechheit besessen, den Beamten die Tür zu
verstellen und darauf zu bestehen, dass man ihm einen Durchsuchungsbefehl
vorlegte. Wieder so eine Fernsehweisheit. Die Gendarmen hatten bereits erste
Erkundigungen über den sonderbaren Kerl eingeholt und vorgesorgt. Der Zettel steckte
sorgfältig gefaltet in der Brusttasche von Schwarzs Jacke. Der Mann sollte keine Möglichkeit haben, Beweismaterial zu beseitigen.
    Die quietschenden Laute des gequälten Sessels
holten den Inspektor wieder zurück in die Gegenwart. Erneut ließ er einige
Minuten vergehen, ohne ein Wort zu sprechen. Das Katz- und Mausspiel ging in
die nächste Runde.

„Es hat keinen Sinn hier zu warten. Er ist
nicht zu Hause, oder, was ich noch viel eher glaube, er will uns nicht
sprechen. Schließlich hat er mir alles gesagt, was er sagen wollte.“ Julian
hatte die Sache bereits abgeschlossen.
    „Und wir bleiben hier sitzen, bis der Mann
wieder auftaucht!“, beharrte Verena.
    „Was machen wir, wenn er heute gar nicht mehr
kommt?“, gab Julian zurück, der bereits ein wenig fröstelte. Die Sonne hatte sich
in der Zwischenzeit hinter einigen dichten Wolken zurückgezogen und langsam
wurde es richtig ungemütlich.
    Eva starrte stumm vor sich hin. Sie hatte vor
einer halben Stunde, gleich nachdem die drei hier am Inner- Rothschildweg angekommen waren, angemerkt, dass sie keine große Lust mehr hätte, Detektiv zu
spielen und sich dabei einen giftigen Blick von ihrer Freundin eingefangen. Verena
machte sich, für Evas Dafürhalten, in der ganzen Geschichte sowieso viel zu
wichtig. „Julian mach dies, Eva mach das!“, ging es dauernd. Und dazu noch ihre
unerträglich gute Laune. Im selben Moment tadelte sie sich selbst für ihre
Ungerechtigkeit. „Verena meint es doch nur gut“, dachte sie. Die Geschichte mit
Martin lag ihr schwer im Magen und nach all den heutigen Strapazen mit
elendslangem Fußmarsch und unerträglichen Wartezeiten hatten sie noch immer
keinen Schimmer, wo Franz Seidl steckte. Sie schaute auf die Uhr. „Wenn der
Kerl nicht in der nächsten Viertelstunde hier aufkreuzt, gehe ich allein zurück
in die Stadt“, murrte sie.
    In diesem Moment kam ein Mann auf sie zu.
Vielleicht Mitte Sechzig und noch erstaunlich attraktiv.

    „Julian, ich wusste dass du wieder kommen
würdest!“, sagte er freundlich. Erst jetzt realisierte Eva, wen sie vor sich
hatten. „Sieht aber nicht nach dem mürrischen Mann aus, von dem uns Julian nach
seiner Rückkehr erzählt hatte“, flüsterte sie unauffällig in Verenas Richtung.
    „Hallo Robert! Ich glaube, ich kann
Deutschland nicht verlassen, bevor ich die ganze Wahrheit weiß. Hast du noch
ein paar Minuten für uns?“, fragte Julian, selbst überrascht über den
Stimmungswechsel des Deutschen.
    Robert hatte sich bereits den Frauen
zugewandt und stellte sich freundlich vor, ehe er sie alle in sein Haus bat.
    „Ich habe nachgedacht. Vielleicht ist es gar
nicht so abwegig, dass das Geheimnis deines Vaters etwas mit seinem
Verschwinden zu tun hat. Ich kann mir zwar noch immer nicht vorstellen, dass
das der Weisheit letzter Schluss sein soll, aber vielleicht hilft es ja
tatsächlich in irgendeiner Weise bei der Suche nach Franz.“ Millner -Rubens
hatte inzwischen, wie seine Gäste auch, auf der gemütlichen Eckbank seiner
Wohnküche Platz genommen. Vor ihnen dampfte in bunten Tassen herrlich duftender
Früchtetee. Robert hatte sich mehrmals dafür entschuldigt, nicht auf Gäste
eingerichtet zu sein, hatte schließlich aber doch einen sehr schmackhaften, in
Plastikfolie eingeschweißten Marmorkuchen aufgetischt. Obwohl die Drei
inzwischen bereits wieder hungrig sein müssten, war keinem von ihnen so richtig
nach Essen zu Mute. Verena stieß Julian von der Seite an und warf ihm
vielsagende Blicke zu. „Nun frag schon endlich nach!“, war die Botschaft
dahinter. Doch Julian Seidl setzte auf den Faktor Zeit. Als er noch vor wenigen
Stunden mit Robert auf der Terrasse gesessen hatte, war er zu ungeduldig
gewesen. Das Ergebnis war ja bekannt. Diesen Fehler wollte er auf keinen Fall
wiederholen. Der Mann sollte nicht mehr gehetzt werden, obwohl Julian zugeben
musste, dass das eine harte Prüfung für ihn darstellte. Schließlich begann
Robert von sich aus über das zu

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