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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Phantomzeichnung heraus.
    »Ist das der Täter?«
    »Das wissen wir nicht. Es ist ein Verdächtiger, der um Kirchen herumschleicht.«
    »Um Kirchen? Was hat das mit meiner Frau zu tun?«
    »Der Täter hat Ihre Frau vor einer Kirchentür abgelegt.«
    »Vor einer Kirche?«, fragt der Feldwebel. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Wissen wir nicht«, antwortet Swensen und wundert sich über das rationale Verhalten des Mannes. »Deswegen fragen wir nach diesem Mann.«
    »Wenn Sie wissen, wie der Mann aussieht, warum nehmen Sie ihn nicht fest?«, fragt der Feldwebel angespannt wie ein Raubtier, das zum Sprung ansetzen will.
    »Wir wissen noch nicht, wer der Mann ist.«
    »Versteh ich nicht. Der muss sich doch hier irgendwo in der Nähe rumtreiben. Warum legt Ihr euch nicht auf die Lauer, bis Ihr das Schwein habt? Wenn Ihr das nicht könnt, ich kann das!«
     
    *
     
    Maria Teske nimmt noch einen Zug von ihrem Zigarillo, wirft den brennenden Rest auf den Boden und tritt ihn mit verkappter Aggression aus. Dieses saublöde Rauchverbot in der Redaktion, denkt sie und zieht die Stirn in Falten. Die Nacht war wieder grauenvoll gewesen, dreimal war sie vom Herzrasen aus dem Schlaf gerissen worden. Die Berichterstattung über die Mordfälle in den Kirchen um Husum hat sie innerlich aufgewühlt. Das Thema Tod will nicht mehr aus ihrem Leben weichen und aktiviert immer wieder ihre alten Ängste. Ihr desolater Zustand wird durch den schlechten Schlaf noch verstärkt, obwohl die Untersuchung beim Arzt vor Kurzem keinerlei Ergebnis gebracht hatte.
    »Sie sind kerngesund«, waren die beruhigenden Worte des Doktors gewesen. »Wenn Sie schlecht schlafen, sollten Sie zuerst einmal das Rauchen einstellen und etwas kürzer treten, Frau Teske. Um es noch deutlicher zu sagen, machen Sie sich weniger Stress!«
    Als sie die Praxis verlassen hatte, war ihr klar geworden, dass es ein tiefsitzendes Problem geben musste. Sie hatte die Faxen endgültig dicke gehabt und sich einen Termin bei einer Psychologin geholt.
    Die Journalistin kickt den zertretenen Zigarillo unter die Hecke und geht durch die verglaste Eingangstür der Husumer Rundschau. In der Redaktion sind schon alle Plätze besetzt.
    »Moin, Moin!«, ruft sie in den Raum.
    »Moin, Moin«, schallt es hinter den Bildschirmen zurück.
    Sie geht zu ihrem Schreibtisch, lässt sich auf den Drehstuhl fallen und fährt mit einem kurzen Fingerdruck den Computer hoch. Kaum hat sie ihre Unterlagen auf der Tischplatte ausgebreitet, erklingt die kleine Redaktionsglocke.
    »Kommt zur Konferenz, yeah!«, singt Erwin Siebenhüner mehrmals dazu.
    Du nervst gewaltig, denkt Maria Teske. Ich kann den Spruch nicht mehr hören. Aber aus Erfahrung weiß sie, dass es überhaupt keinen Zweck hat, dem Kollegen das kundzutun. »Was willst du denn«, hatte er sich schon bei ihrem letzten Versuch gewehrt. »Der Song ist aus dem Trickfilm ›Konferenz der Tiere‹ nach Erich Kästners Kinderbuch.«
    Wenigstens schaut sie demonstrativ zum Himmel, als sie an Siebenhüner vorbei ins Büro von Think Big geht und sich in die äußerste Ecke des Raumes flüchtet. Der Chefredakteur hat sie aber bereits fest im Auge. Gleich nachdem er die Themenkonferenz eröffnet hat, wendet er sich an sie.
    »Bevor wir richtig anfangen, will ich etwas von dir hören, Maria«, sagt er mit feinem Unterton. »Diese aberwitzige Story von der herzkranken Frau. Du wolltest mit ihr zu der Familie, die das Herz ihrer Tochter zur Transplantation freigegeben hat. Ich bin höllisch gespannt, was dabei herausgekommen ist.«
    Alle Augen richten sich auf Maria Teske. Die Journalistin fühlt sich plötzlich unwohl, sitzt stocksteif auf ihren Stuhl und sucht nach Worten. Gleichzeitig hat sie die Bilder des gestrigen Tages vor Augen. Sie sieht das Gesicht von Lisa Blau, die neben ihr auf dem Beifahrersitz sitzt, als sie auf der Straße Richtung Koldenbüttel vor dem Blicklicht am Bahnübergang zum Stehen kommt.
     
    »Ich würde gerne erst einmal zur Kirche fahren«, informiert sie die Tanzlehrerin. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir vorher bei meinem Freund, dem Pastor, vorbeischauen. Der wird in der Zwischenzeit bestimmt mit der Familie geredet haben.«
    »Du meinst, sie haben vielleicht nur deswegen einem Treffen zugestimmt?«
    »Herr Döscher hat dir doch auf den Anrufbeantworter gesprochen?«, fragt Maria Teske. Nachdem Lisa Blau ihr vor zwei Wochen das Du angeboten hat, fühlt sie sich dem Schicksal dieser Frau noch mehr verbunden.
    »Als ich die

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