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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Süßigkeitsregal abgebogen, hat sich einen Schokoriegel genommen und steht jetzt an der Kasse, um ihn zu bezahlen. Der Hauptkommissar gibt ihm durch den Raum ein Handzeichen, bevor er das Büro des Filialleiters betritt. Der Kollege kommt kurz darauf und hört Swensen noch fragen: »Sie sind Herr Jacobi?«
    »Dass die Polizei sich so schnell hier meldet, das hatte ich nicht erwartet«, bekundet der kleine Mann mit dem Bierbauch. »Ich hab doch erst vor einer halben Stunde auf eurer Dienststelle angerufen.«
    »Ich versteh nicht ganz?«, fragt Swensen erstaunt.
    »Ich hab wegen diesem Verrückten angerufen, der hier vorhin schon zum zweiten Mal den ganzen Laden zusammengebrüllt hat.«
    »Von welchem Verrückten reden Sie?«, mischt Mielke sich ein.
    »Na, dieser wild gewordene Bundeswehrtyp, kommt hier reingestürmt und behauptet jedes Mal, ich hätte seine Frau umgebracht«, ereifert sich der Filialleiter.
    »Sie haben der Frau fristlos gekündigt, oder?«, sagt Swensen trocken.
    »Woher wissen Sie das?«, der rundliche Mann steht wie angewurzelt da.
    »Eben von diesem Verrückten!«, mischt Mielke sich mit einem sarkastischen Unterton ein.
    »Die Frau wurde kurz nach ihrer Kündigung ermordet«, ergänzt Swensen. »Und genau deswegen sind wir hier!«
    »Ermordet?« Die Stimme des Filialleiters wird schrill. »Jetzt fangen Sie auch noch damit an. Was hab ich damit zu tun? Wer jemanden kündigt, der ermordet ihn doch nicht.«
    »Wo waren Sie denn am Abend des 30. Juli?«, bedrängt Mielke den Mann.
    »Ich arbeite bis 20 Uhr!«
    »Wir meinen die Zeit nach 20 Uhr, Herr Jacobi!«
    »Das geht Sie gar nichts an! Ich hab niemanden umgebracht! Die Frau hat Geld gestohlen, es fehlten über 16 Euro in der Kasse. Das Ganze wurde von der Überwachungskamera gefilmt. Daraufhin musste ihr gekündigt werden. Das ist doch keine persönliche Entscheidung von mir, dafür sind extra zwei Herren aus der Gebietszentrale gekommen.«
    »So viel Aufwand für 16 Euro, das glauben Sie doch selbst nicht«, fährt Mielke dazwischen. »Mal ganz im Vertrauen, hat Frau Giese sich vielleicht auch hier in Husum für Mitarbeiter eingesetzt?«
    »Auch hier in Husum? Was soll denn das schon wieder heißen?«
    »In Ihrer Filiale in Friedrichstadt wollte eine gewisse Frau Missler einen Betriebsrat einführen und wurde kurz darauf ermordet. Also Herr Jacobi, wollte Frau Giese in dieser Filiale auch einen Betriebsrat einführen?«
    »Nein! Wie kommen Sie auf so etwas Absurdes?«
    »Wenn Sie glauben, wir bekommen das nicht raus, dann haben Sie sich getäuscht.« Die Stimme des Oberkommissars hat an Schärfe zugenommen. »Wir nehmen jeden Einzelnen Ihrer Mitarbeiter in die Mangel. Und wehe Ihnen, wir kommen danach zu einem anderen Ergebnis.«
    »Ich darf darüber keine Auskunft geben. Das ist mir von ganz oben untersagt worden, das müssen Sie verstehen.«
    »Müssen wir ganz und gar nicht! Hier geht es um eine Mordsache!«
    »Ich bitte Sie, sprechen Sie mit dem Verantwortlichen in der Gebietszentrale Schleswig-Holstein.«
    »Finden wir dort auch die Herren, die Frau Missler gekündigt haben?«
    »Ja, das sind Herr Zernitz, Peter Zernitz, und sein Stellvertreter Konrad Hähnle.«
    »Und wo befindet sich diese Gebietszentrale?«
    »In Siek, Kreis Stormarn, zwischen Hamburg und Lübeck.«
    »Und wo waren Sie nun am 30. Juli?«, mischt Swensen sich erneut ein.
    »Verdammt noch mal, zu Hause natürlich, ich bin jeden Abend zu Hause.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Meine Frau selbstverständlich!«, sagt der Filialleiter ungehalten. »Ich finde, Sie gehen hier entschieden zu weit. Sie sollten sich lieber um diesen Bundeswehrmenschen kümmern. Ich werde schließlich von dem Mann bedroht.«
    »Alles zu seiner Zeit, Herr Jacobi«, sagt Swensen, »wir reden mit dem Mann. Und wenn weitere Ungereimtheiten auftauchen, sehen Sie uns schneller wieder, als Ihnen lieb sein kann. Moin, Moin, Herr Jacobi.«
     
    Knappe 30 Minuten später steuert Stephan Mielke den Dienstwagen bei Schuby auf die Autobahn und holt alles aus dem alten Polo heraus. Die Strecke ist voll mit Lastwagen, die ihr obligatorisches Elefantenrennen veranstalten und immer wieder die Überholspur blockieren. Das Gesicht des Oberkommissars verfinstert sich zunehmend.
    »Du solltest die Kollegen von der Verkehrspolizei informieren. Wir könnten denen hier gleich Dutzendweise Autonummern durchgeben.«
    »Beruhige dich, Stephan. Jene, die aufsteigenden Zorn zurückhalten wie einen rollenden Wagen, sind

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