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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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wahre Wagenlenker. Andere halten bloß die Zügel.«
    »Wo hast du denn diesen Blödsinn her?«
    »Von Siddhartha Gautama, dem erleuchteten Buddha.«
    »Meine Erleuchtung sagt mir, dass der abends bestimmt keine Verabredung hatte!«
    »Mit Sicherheit nicht.«
    »Aber ich. Und wenn wir hier weiter so trödeln, kann ich die allemal vergessen!«
    »Leentje wird auf dich warten.«
    »Ich möchte dich noch mal daran erinnern, mein Privatleben auch privat zu lassen, Jan.«
    »Die neunte Übung in der buddhistischen Achtsamkeit ist die wahrhafte und rechte Rede, Stephan. Ich glaube nicht, dass ich der Geschwätzigkeit anheimfalle.«
    »Okay, verstanden«, knurrt der Oberkommissar und fällt demonstrativ in Schweigen. Swensen registriert das, schaut aus dem Fenster und macht sich Gedanken über Feldwebel Giese und seinen aggressiven Auftritt in der Libo-Filiale. Die Fahrt geht über die Nord-Ostsee-Kanal-Brücke. Danach zieht die flache Marschlandschaft am Seitenfenster vorbei.
    »Was hältst du eigentlich von diesem Giese«, kann sich der Hauptkommissar nicht mehr länger zurückhalten, »ich meine seinen Auftritt in der Libo-Filiale?«
    »Alle Soldaten sind Mörder«, kommt es lapidar aus Mielkes Mund. »Stammt von Tucholsky, nicht von mir.«
    »Und du, was sagst du dazu?«
    »Soldaten sind der einzige Berufsstand, dem die natürliche Tötungshemmung systematisch abtrainiert wird. Auf Befehl ziehen sie los, um andere Menschen umzubringen. Deswegen wird unsere Freiheit bereits am Hindukusch verteidigt, oder? Was meinst du, wie lange es noch dauern wird, bis deutsche Soldaten in Afghanistan die ersten unschuldigen Zivilsten töten?«
    »Im Juni haben die Taliban allerdings vier unserer Soldaten in die Luft gesprengt«, protestiert Swensen. »Außerdem wollte ich von dir kein politisches Statement hören, sondern deine persönliche Einschätzung von Feldwebel Giese.«
    »Wie gesagt, Giese ist Soldat, also kann er auch ein potenzieller Mörder sein.«
    »Ich würde es weniger dramatisch ausdrücken wollen, aber vielleicht fällt der letzte Mord aus der vermeintlichen Serie heraus«, überlegt Swensen. »Ich spekuliere einfach mal, ob Giese seine Frau umgebracht haben könnte. Die perfekte Vorlage für den Mord konnte er ja lang und breit in der Zeitung nachlesen. Vielleicht wurde die Frau aus diesem Grund vor der Kirchentür abgelegt.«
    »Schon wieder deine Trittbrettfahrertheorie? Also ehrlich …, ich finde das sehr unwahrscheinlich, obwohl … es ist natürlich auch irgendwie möglich.«
    Mielke verlässt in Höhe Bad Bramstedt die Autobahn, fährt quer rüber nach Bad Segeberg, um den größten Teil der Reststrecke auf der nächsten Autobahn zurückzulegen. Eine halbe Stunde später biegt er auf den Parkplatz vor dem Libo-Gebäude in Siek. An der Rezeption zeigt der Hauptkommissar den Dienstausweis.
    »Kripo Husum, wir haben uns telefonisch angekündigt und möchten zu Herrn Zernitz.«
    »Warten Sie hier bitte«, befiehlt eine gestylte junge Frau. »Es kommt jemand, der Sie durch die Sicherheitsschleusen bringen wird.«
     
    Ein Wachmann erscheint und bringt die beiden Beamten bis vor die Bürotür von Peter Zernitz, der sie bereits erwartet.
    »Kommen Sie herein, meine Herren«, sagt der freundlich. »Das ist Herr Hähnle, ich habe ihn gebeten, bei dem Gespräch dabei zu sein. Es geht um den Mord an einer unserer Mitarbeiterinnen, soweit ich Sie am Telefon verstanden habe.«
    Swensen und Mielke nicken dem anderen zu, während sich Zernitz hinter dem Schreibtisch verbarrikadiert.
    »Das ist nicht ganz richtig, Herr Zernitz. Es geht nicht um einen Mord«, korrigiert ihn Swensen und mustert den jugendlichen Mann im perfekten Nadelstreifen aus dem Augenwinkel. »Es sind bereits zwei Mitarbeiterinnen ihres Konzerns ermordet worden.«
    »Das kann nur ein dummer Zufall sein«, versucht der Chef der Gebietszentrale zu beschwichtigen.
    »Ist es auch nur ein Zufall, dass gerade diese beiden Mitarbeiterinnen einen Betriebsrat in ihren Filialen gründen wollten?«
    »Was hat das jetzt mit den Mordfällen zu tun, meine Herren?«
    »Das möchten wir gern von Ihnen wissen.«
    »Die Frauen sind doch nicht ermordet worden, weil sie einen Betriebsrat gründen wollten!«
    »Das sagen Sie so. Für uns sieht das überhaupt nicht nach Zufall aus, Herr Zernitz«, versucht Swensen die Schraube etwas fester zu ziehen. »Es ist allgemein bekannt, dass der Libo-Konzern nicht gerade auf so etwas steht.«
    »Wenn das wirklich so wäre, wovon ich

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