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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Feuer machen. Dann machst du hier das Fenster zu und hast es warm.«
    »Du gehst mir auf den Keks, Junge.«
    »Ich habe noch eine Frage. Kennst du diese Leute hier?« Ich legte ihm die Fotos von Norbert Bleckmann und Christian Schaad auf das Tischchen.
    Er sah sie an, und er erkannte mindestens einen sofort, aber es war nicht klar, wen von den beiden. Er zuckte leicht.
    »Nie gesehen, nein, nie gesehen. Wer ist das?«
    »Wenn du sie nie gesehen hast, ist das egal. Es sind zwei Tote.«
    »De mortuis nihil nisi bene«, sagte er. »Erinnert mich an meinen alten Lateinlehrer. War ein Arsch, und ich habe seine Frau gevögelt.«
    »Sieh einer an. Also, du kennst sie nicht. War ein Versuch wert.« Ich nahm die Fotos und steckte sie wieder ein. »Du kennst also die tote, alte Frau nicht. Kennst du denn die schöne, blonde Nutte, die jung ist, sehr jung, und die gesagt hat, sie heißt Anna? Die musst du kennen, Junge. Denn in der vorigen Woche hat sie am Sonnabend eine Schicht in deinem Wohnwagen geschoben. Und sie hat gesagt, sie sei eine Aushilfe. Und also hast du ihr den Schlüssel gegeben, den, der da auf dem Tisch liegt.«
    »Anna? Bin ich hier im falschen Film? Eine Blonde? Wann soll das gewesen sein?«
    »Du fängst an, mich zu langweilen«, sagte ich. »Du säufst dir hier die Pest an den Hals, du erstickst in deinem eigenen Dreck, du bist großkotzig, du bist ein Ekel. Aber du brauchst mich, weil sonst niemand mit dir spricht. Außer RTL. Aber die kommen ja wohl nicht.«
    Er hatte das Kinn gesenkt, er sagte trotzig: »Und wie die kommen!«
    Er wurde unvermittelt wieder wütend, stand plötzlich sehr dicht vor mir und schlug zu. Ich konnte leicht ausweichen, weil er viel zu langsam und viel zu klein war. Dann schlug er wieder nach mir und traf nicht. Ich rutschte nach links aus dem Sessel und stand auf einer Bierkiste. Die Flaschen waren leer und klingelten, als ich auf die Kiste trat.
    Ich sagte: »Lass das doch sein, Mensch.«
    »Hau ab!«, sagte er wild und versuchte mich wieder zu schlagen.
    Es ging elend schief, und es riss ihn herum. Er fiel mit dem Gesicht auf einen Stapel Geschirr und einen Haufen leerer Konservendosen auf dem Sofa. Es schepperte, er rutschte mit dem Gesicht nach unten auf der Sitzfläche des Sofas herum. Er wollte sich aufrichten, brachte das aber nicht. Dann rutschte er langsam auf den Boden. Das war gar nicht so einfach, denn dort war kein Platz. Die Pfanne klang wie ein Gong, als sie auf die Holzdielen fiel.
    »Herrjeh!«, sagte er leise, dann blieb er mit einem Seufzer auf dem Gesicht liegen.
    »Ist ja gut, Junge«, sagte ich etwas unsicher. »Komm her, wir heben dich hoch, dann hast du es bequemer.«
    Es war ziemlich schwierig, ich musste erst das Sofa freiräumen. Es schepperte, die Töpfe klingelten, die Scherben tanzten auf dem Boden, die leeren Konservendosen rollten umher.
    Dann hob ich ihn hoch, er war erstaunlich leicht, federleicht. Er hielt die Augen geschlossen, sein rechter Nasenflügel war weit aufgeschnitten, er blutete wie ein Ferkel und erinnerte mich an Jack Nicholson in Chinatown.
    »Hast du irgendwo Tempotücher? Oder eine Küchenrolle?«
    Er reagierte überhaupt nicht, hielt die Augen geschlossen und atmete kurz und schnell.
    »Wo ist denn Wasser?«
    Ich wollte dieses Dämmerlicht nicht mehr, ich suchte einen Lichtschalter. Und als ich ihn fand, hatte es trotzdem keinen Sinn. Die Birne, die von der Decke baumelte, wurde nicht hell.
    Er murmelte krächzend: »Abgestellt. Brauche ich nicht mehr.«
    »Wie geht es dir denn?«
    Er reagierte erneut nicht, bewegte sich überhaupt nicht.
    Ich verließ den Raum, ich suchte nach einem Wasserhahn. Es gab so etwas wie ein winziges Badezimmer, aber aus den Hähnen kam kein Wasser, und nichts ließ darauf schließen, dass er es in den letzten Monaten auch nur einmal benutzt hatte. Aber es gab einen Wassereimer, und das Wasser darin sah brauchbar aus und roch auch nicht fies. Aber natürlich gab es kein Handtuch, überhaupt nichts Handtuchähnliches. Aber es gab ein rotkariertes Oberhemd, das in der kleinen Sitzbadewanne lag. Das machte ich gründlich nass und transportierte es nach nebenan auf das Sofa.
    Sein Atem ging etwas langsamer.
    »Jetzt wird es kalt«, sagte ich. »Aber es hilft.«
    Ich drückte das Hemd sanft auf sein Gesicht, und es färbte sich sofort rot, weil es dünn wie Papier war, und weil er immer noch heftig blutete. Dann nahm ich das Hemd wieder herunter von seinem Gesicht, um zu sehen, wie tief der Schnitt war.

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