Eifel-Gold
Stimme des Oberstaatsanwaltes, der sich erkundigte, ob Marker da sei. Ich gab Marker den Hörer, wir gingen raus, um nicht aufdringlich zu erscheinen.
Nach einer Weile kam er zu uns, hängte den Hörer ein und verkündete: »Ich muß zurück in die Filiale nach Meckenheim. Es stehen eine Reihe wichtiger Konferenzen an.« Er wirkte, als lebe er in einem Traum.
Rodenstock sagte leichthin: »Dann fahren Sie konferieren. Wenn Sie zurückkommen, trinken wir ein Bier zusammen und feiern ein bißchen die Bauernschläue.«
»Eine gute Idee«, nickte Marker. Aber er meinte es nicht so, er war ganz weit weg, hob nur die Hand, ging auf den Hof, setzte sich in den Wagen und fuhr ab.
Nach einer Weile fing Rodenstock merkwürdig an zu kichern, schlug sich auf die Knie vor Vergnügen und lachte sehr schnell laut und hemmungslos, was uns alle ansteckte.
»Du lieber Himmel, ist das ein schönes Verbrechen!« keuchte Unger ganz begeistert.
NACHSCHLAG
Rodenstock war der erste, der wieder auf den Boden kam. »Es wird keine Geschenke mehr geben. Aber wir haben auch keinen Beweis, daß das Geld in der Scheune war und verbrannte. Sicher, wir haben den Motorradtank, die Achsen des Transporters und den Motor. Aber was soll das, solange sich niemand dafür interessiert?«
Wir schwiegen. Elsa und Unger beschlossen, die Tatsachen von den Gerüchten zu trennen und eine Materialsammlung zusammenzustellen.
Bettina beschloß voll Inbrunst: »Heute koch ich euch endlich mal was Gutes. Avocadocreme als Vorspeise. Lamm-Pie mit angebratenem Kartoffelbrei und als Nachspeise Erdbeermus mit Sahne.«
Niemand reagierte, nur Unger sagte beiläufig: »Das ist ja irre!«
Ich ging meiner Wege, zurück zur Brandstätte. Da gab es drei oder vier in hüfthohe Gummistiefel gezwängte Männer, die mit ernsten Mienen durch den Schlamm liefen und alles Mögliche notierten. Es gab einige Besucher, die nachts nicht dort gewesen waren und nun wenigstens die Brandstätte aus erster Hand genießen wollten. Christian war nirgends zu finden, auf mein Klopfen an der Haustür rührte sich nichts.
Dort, wo die Witwe Bolte ihre Gipsmadonna angebetet hatte, standen ein paar verdächtig frisch aussehende Teelichter und brannten munter vor sich hin. Klärchen mußte gerade dagewesen sein.
Ich schlenderte umher und entdeckte im Garten ein großes, frisches Beet, das sich unter einem Glasdach befand. Ich erinnerte mich, daß Christian einmal in Mechthilds Kneipe geäußert hatte, er wolle versuchen, ein paar wilde Orchideen nachzuziehen und auszusetzen. Die Glasplatten auf den hölzernen Unterlagen waren einwandfrei Panzerglas. Ich hoffte, sie waren geeignet, Orchideen abzuschirmen.
Dann trabte ich auf Gittas Hof, aber dort war niemand außer Gittas Mutter, die schlechtgelaunt murrte: »Ich weiß auch nicht, wo Gitta ist. Ist ja sowieso alles durcheinander im Dorf.«
Ich fragte nicht, was denn im Dorf durcheinander sei, sondern marschierte den Hohlweg hoch und ging über den Sportplatz in Richtung Steinbruch. Gitta gehörte zu denen, die in den Steinbruch gingen, wenn Probleme zu lösen waren. Vermutlich hatte sie Probleme.
Es waren eine Menge Haubenlerchen in der Luft, und weit oben kreiste ein Pärchen Rote Milane. Ein paar Schritte begleitete mich ein Zitronenfalter und ruhte sich dann auf einem rosafarbenen kleinen Lerchensporn aus. Unter einem Haselbusch blühte ein verspätetes Maiglöckchen, das den Mai verschlafen hatte. Irgendwo riefen Glockenunken.
Sie hockten mit den Rücken aneinander auf einem großen, grauen Basaltblock am Teich und schwiegen. Auf eine rührende Weise bildeten sie eine vollkommene Einheit. Gitta trug ein großkariertes rotes Holzfällerhemd und Christian ein blaues. Sie hatten beide Arme seitlich gestützt und hielten sich an den Händen fest. Gittas Gesicht war weich und verträumt, und hinter seiner großen intellektuellen Brille schien er erschöpft, aber gelassen.
Sie haben miteinander geschlafen, dachte ich.
»Der schon wieder«, stöhnte Christian in gutmütigem Spott.
»Ich werde die Idylle nur kurz stören«, versprach ich. »Nachdem lockere sechzehn Millionen verbrannt sind, nehme ich mir das Recht zu fragen, ob du deine Scheune selbst angezündet hast.«
»Ich weiß nicht, was das mit dem Geld soll«, gab er zurück. »Die Scheune habe ich nicht selbst angezündet. So was mache ich nicht, so was würde ich nie machen. Außerdem war die Witwe Bolte mit ihren verdammten Kerzen zugange. Außerdem sind Spezialisten an der
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