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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Angelgeschichte? Nein? Also, die geht so: Es gibt hier in der Gegend Teiche mit Forellen. Eines Tages haben die Deutschrussen in Kerpen die entdeckt. Ein paar von ihnen kauften beziehungsweise bastelten sich eine Angel. Dann gingen sie munter fischen. Es war ihnen nicht klarzumachen, daß es in diesem Land so etwas wie Fischrechte gibt. Bei ihnen in Kasachstan war das einfach: Wenn sie von einem Teich oder Fluß wußten, in dem Forellen schwammen, dann durften sie die fischen, niemand hat sie deswegen belästigt. Was sagt uns das? Andere Länder, andere Sitten, aber die achtzehn-einhalb Millionen haben die nicht.«
    Bettina stellte einen Teller Spaghetti vor Marker hin, und er bedankte sich und begann zu essen. »Mittlerweile treibt die Geschichte vollkommen bescheuerte Blüten«, erzählte er kauend. »Eine Boulevardzeitung hat für sage und schreibe zweitausend Mark in bar eine Wahrsagerin in Hillesheim aufgetrieben. Eine sehr freundliche alte Dame, die fest davon überzeugt ist, daß sie wahrsagen kann. Die hat der Redakteurin erklärt, sie wisse genau, wo sich das Geld befindet: nämlich nach wie vor in den Geldsäcken in einem Kellerraum, der sehr feucht ist. Auch die Täter konnte sie beschreiben: Es seien sehr kluge Männer, ungefähr dreißig Jahre alt, sechs an der Zahl und allesamt Ausländer. Wir brauchen also bloß einen feuchten Keller mit sechs Ausländern drin aufzutreiben.«
    »Hm«, machte Rodenstock behaglich. »Wenn Wassi ausfällt, bleibt nur noch das Prinzip Hoffnung. Es sei denn, der ermordete Banker hat irgendwelche Spuren hinterlassen.«
    Marker hielt inne. »Der Mann ist irgendwie gläsern. Kein Punkt in seinem Leben ist ungeklärt. Ein vollkommen glatter Lebenslauf ohne erkennbare Schwierigkeiten und Brüche, ständig steigendes persönliches Einkommen. Es ist so, als wäre er als Sechzehnjähriger morgens in die Bank gekommen und hätte verkündet: Was auch immer passiert, in fünfzehn Jahren bin ich euer Chef! Verlobungszeit, Heirat, dann Hausbau, keine Kinder, aber ständige Bewegungen im Aktienan- und – verkauf. Mitglied in einigen Vereinen, keine Spur persönlicher Schwächen. Keine Krankheiten, keine Verbindungen zu irgendwelchen dubiosen Zeitgenossen. Nichts, einfach gar nichts. Leumund erstklassig, obwohl allerdings kein Mensch ihn leiden konnte und er keine wirklichen Freunde besaß. Die Frau ist als junges Mädchen sehr beliebt gewesen. Nach der Heirat hat sie sich systematisch aus jeder Freundschaft zurückgezogen, als habe ihr Mann sie gezwungen, Freundinnen und Freunde aufzugeben. Sie haben in diesem Haus gelebt wie auf einer Insel, so, als gehe sie das Leben draußen nichts an und als seien sie sich vollkommen genug ...«
    »Glauben Sie, er hat an dem Ding gedreht?« fragte ich.
    Marker nickte: »Ja, das glaube ich. Das Ding ist so perfekt. So konnte es nur an dieser Stelle durchgezogen werden. Und lohnen mußte es sich, und vor allem mußten unbedingt Kenntnisse über die beiden Wachleute im Transporter zur Verfügung stehen. Das heißt, jemand, der dieses Ding so schnell drehen wollte, mußte sich todsicher darauf verlassen können, daß keiner der Transportbegleiter zur Waffe griff.«
    »Aber wenn man ihn umgelegt hat, muß irgend etwas schiefgelaufen sein«, murmelte Unger.
    »Nicht unbedingt«, widersprach Rodenstock. »Wir schreiben hier doch kein Fernsehspiel, das ist das Leben und nicht Derrick.« Er lächelte. »Nehmen wir an, dieser Tote hat eine Gruppe oder einen Komplizen mit Wissen versorgt. Nehmen wir weiter an, es ist alles gut gelaufen, der Geldraub ging ganz glatt. Dann gab es eine Schwachstelle: diesen zweifellos sehr provinziell und eng denkenden Banker. Für jeden Profimuß so ein Mann ein Alptraum sein, weil jeder Profiweiß, daß der absolut keinen Druck aushält und bei jeder Verdächtigung sofort umfallen wird. Also kommt jedem Profi, der rücksichtslos genug ist, sofort die Idee: Sobald das Ding gelaufen ist, muß dieser Mann ausgeschaltet werden!«
    »Das ist es«, sagte Marker tonlos. »Das ist verdammt einleuchtend.«
    »Hatte Schuhmacher wirklich keine Schwachstelle? Frauen zum Beispiel?« fragte Unger.
    Der BKA-Mann schüttelte den Kopf. »Undenkbar, er war praktizierender Katholik.«
    »Was sagen seine Kolleginnen und Kollegen?« ließ Unger nicht locker.
    »Nichts. Sie sind zurückhaltend. Gemocht hat ihn keiner, das ist unübersehbar. Und alle sind der Meinung, daß sie nicht beurteilen können, ob er sich von achtzehneinhalb Millionen in bar

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