Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
irgend etwas sagen konnte, schlief sie ein und atmete ruhig und gelassen.
    Ich löschte das Licht im Haus, zog die Tür hinter mir zu und starrte auf Christian Dauns große Scheune. Das blaue, wabernde Licht war wieder da. Ich begann zu laufen.
    Die Scheune war ein großer viereckiger Klotz auf einem Sockel aus Gasbetonsteinen. Sie war dreißig Meter lang und sicherlich fünfundzwanzig Meter breit. Sie hatte ein leicht geneigtes Flachdach aus wellblechartigem Eternit, durchsetzt mit lichtdurchlässigen Streifen, um die Scheune innen zu beleuchten. Die Scheune, das wußte ich, war voller Heuballen. Der junge Bauer Christian Daun hatte sich darauf spezialisiert, möglichst viel Weiden zu pachten, das Heu zu lagern und besonders an Holländer und Belgier zu verkaufen, die es für ihre riesigen Viehbestände dringend brauchten.
    Hinter der Scheune stand das alte Bauernhaus der Dauns. Christians Vater hatte den Hof vor fünfzehn Jahren samt seiner Frau verlassen, um außerhalb des Dorfes neu zu siedeln. Der Sohn hatte sich überraschend entschlossen, den alten Hof allein zu bewirtschaften. Er war ein rotgesichtiger witziger Typ mit Stoppelhaarschnitt, ein Kerl wie ein Kleiderschrank.
    Ich keuchte um die Scheune herum und sah ihn auf der anderen Seite mit einem Schweißgerät stehen. Er arbeitete sehr konzentriert, schweißte rundgebogene schwere Eisenhaken an einen großen Heuwender. »Lieber Himmel, ich dachte, es brennt hier. Wieso machst du das nachts?«
    Er sah hoch, stellte den Brenner ab, schob die Brille auf die Stirn, grinste und erklärte: »In sechs Tagen kommt ein Holländer. Der will sechzig Tonnen. Ich muß morgen früh, halt, heute früh um vier anfangen, sonst schaffe ich das nicht.«
    »Witwe Bolte hält dich für die Jungfrau Maria und den Erzengel Michael«, sagte ich.
    Er nahm eine Flasche Bier vom Boden hoch und trank einen Schluck: »Damit kann ich leben«, entgegnete er trocken.
    »Sie wollte dich mit brennenden Kerzen besuchen. Nackt.«
    Er lachte: »Witwe Bolte? Nackt? Na ja, sie ist verrückt, aber irgendwie ist sie doch eine gute Type!«
    »Ist sie«, bestätigte ich. »Willst du nicht wenigstens für zwei, drei Stunden schlafen gehen?«
    »Mir geht es doch gut«, erwiderte er bescheiden. In dieser Sekunde war er wie das Salz der Erde. »Du kannst beten, daß das Wetter sich hält«, murmelte er und zündete den Brenner erneut an.
    »Mach ich. Aber meine Direktleitung in den Himmel ist vor langer Zeit zusammengebrochen.«
    Er grinste.
    Ich ging zurück auf den Feldweg und starrte auf den Wallfahrtsort, den die Witwe Bolte an der Scheunenecke eingerichtet hatte. Da stand auf einem großen Haufen Feldsteine eine scheußlich bemalte Madonna aus Gips. Und Hunderte ausgebrannter Teelichter.

FÜNFTES KAPITEL
    Da werden mitten im heißen Sommerwald achtzehneinhalb Millionen Mark geklaut, und du denkst: Die Erde muß explodieren. Es geschieht einfach nichts. Dann wird ein Mann bestialisch getötet, und du denkst: Das ist der Einstieg in die Lösung des Falles. Wieder geschieht nichts. Dann bist du froh, wenn eine alte, nette Frau ein bißchen irre wird und das Licht eines Schweißgerätes anbetet.
    Ich kam nach Hause, und sie hockten im Garten und sahen mich erwartungsvoll an, als brächte ich ihnen die Täter auf einem silbernen Tablett. »Die Witwe Bolte hat nackt mit der Mutter Gottes gesprochen«, sagte ich. »Es ist nichts weiter passiert.«
    Die Luft war feucht geworden, und die Grillen hatten ihr Konzert beendet. Wir gingen schlafen. Ich hörte, wie Unger leichthin sagte: »Du solltest mich in meinem Schlafsack besuchen. Das hat was von Hemingway.«
    Bettina antwortete: »Hemingway ist mir scheißegal.«
    Baumeister, der äußerst erfolgreiche Kuppler.
    Das Haus wurde still, Krümel kam zu mir und legte sich für einige Minuten auf meine Füße, um dann auf die Fensterbank zu springen und hinauszustarren.
    Schuhmacher, ein deutscher Kleingärtner mit Liebe zu Obstbäumen. Serben? Moskauer Mafia? Frankfurter Mafia? Abgesandte der Kurden? Moslems, die Waffen kaufen wollten? Wie war diese Szene, wie sah sie aus?
    Schuhmacher liegt in einem Trichter, den er selbst für einen Obstbaum gegraben hat. Der Spaten und die Schaufel liegen auf dem Rasen neben dem Loch. Wie eine überdimensionale Blindschleiche liegt ein Wasserschlauch in vielen Windungen im Gras. Natürlich, er muß die jungen Bäume so naß wie möglich setzen, er muß sie einschlämmen.
    Schuhmacher hat einen stählernen Pflanzstock im

Weitere Kostenlose Bücher