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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kurden brauchen Maschinengewehre, die Leute in Somalia brauchen Maschinengewehre, die Leute in Beirut brauchen welche, die Mafia in Moskau braucht Geld für Heroin und so weiter und so fort.«
    »Raus jetzt«, wiederholte ich. »Denkt lieber über das Rätsel nach, wie ein tonnenschwerer Geldtransporter spurlos verschwinden kann.«
    »Das tue ich unausgesetzt«, sagte Rodenstock. »Ohne Erfolg. Vielleicht war es so, wie BILD schrieb: Ein Hubschrauber hat die Herrlichkeit von achtzehneinhalb Millionen schlicht durch die Lüfte entführt.«
    Ich kam zu nichts, denn von 15 bis 16 Uhr riefen sechzehn Redaktionen an und baten um Auskunft wegen des toten Bankers Schuhmacher. Seine Frau erwähnte ich nicht. Als ich durch das Fenster in den Garten blickte und Unger schon wieder mit der reichlich nackten Bettina auf einer Decke liegen sah, begann ich die Welt ein bißchen zu hassen.
    Rodenstock saß ganz zusammengefaltet in einem Sessel und las Lemprieres Wörterbuch.
    Später hockte ich mich in den Jeep und fuhr nach Hillesheim, um bei Ben im Teller einen Kaffee zu trinken. Gott sei Dank war niemand dort, der mir Fragen stellen würde.
    Ben hantierte lustlos hinter dem Tresen herum. »Wer war es denn nun?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir zur Zeit auch wurscht. Kanntest du diesen Schuhmacher, diesen Banker?«
    »Kaum. Ich habe da ein Geschäftskonto, aber nichts sonst. Das paßt ja: Erst verrät er alle Einzelheiten des Transportes, dann wird er nicht mehr gebraucht und aus der Welt geschafft.«
    »Das paßt«, gab ich zu. »Hattest du jemals Gäste, die wie Profis aussahen?«
    Er lachte. »Wie sehen Profis aus? Stimmt das, daß die Frau von dem Schuhmacher in eine Klapsmühle kommt?«
    »Kann sein«, sagte ich. »Es war ein richtiger Breakdown. Wie war sie eigentlich?«
    »Sehr hübsch und ziemlich scheu. Sie hatte nichts zu sagen. Eben waren Leute von dpa da, die Bilder von Schuhmacher und seiner Frau haben wollten. Ich habe keine, und ich hätte ihnen auch keine gegeben.«
    »Gibt es denn welche?«
    »Jede Menge. Karnevalssitzungen, Sportvereinsvorstand, Freiwillige Feuerwehr, Tennisclub glaube ich auch. Da gibt es jede Menge Fotos. Und was ist, wenn es Amateure waren?«
    »Amateure passen nicht. Nicht bei so einer perfekten Sache.«
    »Das will ich nicht sagen«, erklärte er bedächtig. »Kann doch sein, daß es Amateure waren, die einfach Schwein hatten.« Er war einer, der geradeaus denken konnte.
    Ich zahlte, ging und trottete gedankenverloren die Hauptstraße entlang.
    »Sieh an, der Detektiv«, sagte jemand hinter mir gutgelaunt. Es war H. H., der mit viel Geschick ein Reisebüro aufgemacht hatte, und den jedermann nur H. H. nannte, wobei ich ehrlich gestanden nicht einmal wußte, was H. H. bedeutete. Er grinste ziemlich arrogant.
    »Ich sollte eine Reise bei dir buchen und abhauen«, meinte ich.
    »Ich habe so viel davon, daß ich sie sogar verkaufe«, sagte er. »Was ist, hat man eine Ahnung?«
    »Man hat keine«, sagte ich. »Vielleicht war es irgendein Ortsbürgermeister, dessen Gemeindekasse leer ist.«
    »Das wäre mal etwas anderes«, murmelte er versonnen. »Leider sind Ortsbürgermeister nicht so perfekt.«
    »Wie läuft dein Geschäft?«
    »Nicht schlecht.« Er sah nicht allzu intensiv einer kurzberockten, hüftschwenkenden Schönen nach. »Heute war es ausgesprochen komisch. Ach komm, ich erzähl dir die Geschichte, damit du mal was anderes hörst als nur den Stuß von dem vielen Geld. Da kommt ein Bauer und sagt: Ich möchte gern vier bis sechs Wochen Hawaii buchen! Nichts wie ran, dachte ich. Du weißt ja, wie die Bauern sind: Ab dem ersten Satz muß du für jedes Wort bezahlen. Er sagt, er wolle seiner Frau die Reise schenken. Erste Klasse. Ich denke, ich träume. Er sagt, sie würde auch einen Leihwagen brauchen. Ich kenne den Mann, ich weiß: Der hat Geld genug, bescheiden wie er lebt. Ich sitze also am Computer und rechne, und er sieht mir über die Schulter. Ich sage: Das macht knapp zweiunddreißigtausend, alles erste Klasse. Ich denke, jetzt fängt er an zu grinsen und sagt: April, April! Aber nichts da. Greift in seinen Blaumann, holt seine Brieftasche raus und legt die zweiunddreißigtausend auf den Tisch. Ich denke, mich laust der Affe, aber ich tue ganz cool und gebe ihm die Unterlagen, Rechnungen und Kataloge. Ich sage, was im Moment jeder sagt: Ist das Ihr Anteil am Geldklau? Und er sieht mich an und fängt an zu lachen, sagt: Schön war's, schön wär's! Damit marschiert er raus.

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